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10 Jahre Lipidokolloid-Technologie (TLC) von URGO
Innovative Technologien – Meilensteine der modernen Wundversorgung
„Das Ziel bei der Entwicklung der TLC-Matrix war es, die bekannten Nachteile von Fettgazen zu beseitigen: das Verkleben mit der Wunde und die schmerzhaften Verbandwechsel“, sagte Dr. Hans-Jürgen Knerr, Sulzbach. Das Problem ließ sich mit der Kombination von Hydrokolloidpartikeln und Vaseline in einem Netz aus Polyesterfasern lösen. Die Hydrokolloidpartikel verflüssigen sich in Kontakt mit dem Wundsekret und formen ein Gel, das mit der Vaseline einen Lipidokolloidfilm an der Grenzschicht zwischen Wunde und Wundauflage bildet. Diese Grenzschicht gewährleistet ein feuchtes, heilungsförderndes Wundmilieu und einen schmerzfreien Verbandwechsel.
„Noch bevor die TLC-Matrix erstmals in der Wundauflage Urgotül® auf den Markt kam, wurde die Übereinstimmung mit den Entwicklungszielen klinisch bestätigt“, so Privatdozent Dr. Axel Larena-Avellaneda, Hamburg. (1) In einer weiteren Studie habe sich gezeigt, dass Fibroblasten, die bei der Wundheilung eine entscheidende Rolle spielen, unter der TLC-Wundauflage aktiver sind als unter einem Vergleichsprodukt ohne TLC und mechanisch nicht beeinträchtigt werden.(2)
Schmerzfreier Verbandwechsel bei Kindern mit Schürf- und Brandwunden
Nach der Markteinführung wurde Urgotül® vorwiegend bei oberflächlichen Defekten wie Schürf- oder Brandwunden eingesetzt. „Selbst bei diesen meist sehr empfindlichen Wunden sind die Schmerzen beim Verbandwechsel minimal“, erläuterte Larena-Avellaneda; dies habe eine deutsch-französische Studie mit Kindern belegt.(3) Urgotül® ließ sich bei den Verbandwechseln in 88 bis 100 % der Fälle leicht oder sehr leicht aufbringen und in 94 bis 100 % leicht oder sehr leicht entfernen. „Die Ergebnisse zeigten außerdem, dass die Wunden schnell und vor allem narbenfrei heilten“, betonte Larena-Avellaneda. Bei der schweren Erbkrankheit Epidermolysis bullosa, die ebenfalls mit schwer zu versorgenden, oberflächlichen Wunden einhergeht, habe sich die Behandlungsqualität durch Urgotül® entscheidend verbessert.(4)
Effektiv auch bei chronischen Wunden
Die Zufriedenheit von Ärzten und Patienten führte schließlich dazu, dass Urgotül® auch zur Behandlung chronischer Wunden eingesetzt wurde. „Im Vergleich mit einem Hydrokolloidverband konnte die Wirksamkeit der TLC-Auflage bei venösen Unterschenkelgeschwüren belegt werden(5)“, sagte Larena-Avellaneda. Eine weitere Studie zeigte, dass eine antibakteriell wirkende Silberkomponente in der TLC-Auflage (Urgotül® Silver) die Heilung infektionsgefährdeter Wunden deutlich beschleunigt.(6)
Die Kombination der TLC-Matrix mit einer absorbierenden Schaumstoffkompresse unter dem Markennamen UrgoCell® erweiterte den Einsatzbereich schließlich auf exsudierende Wunden. Eine Produktvariante – Schaumstoffwundauflagen mit einer sanft haftenden TLC-Contact-Matrix (UrgoCell® Contact) – vereinfacht auf Grund ihrer sanften Haftung das Handling der Verbandwechsel.
NOSF bringt neuen Schwung in die Wundheilung
Trotz adäquater Therapie gibt es aber immer noch Wunden, die nicht normal abheilen und chronifizieren. „Einer der Gründe dafür ist, dass die Menge an gewebeabbauenden Matrix-Metalloproteasen in chronischen Wunden um bis zu 65-mal höher ist als in akuten Wunden“, erklärte Larena-Avellaneda. Die Wunde bleibe daher im Reinigungsstadium und zeige über Wochen oder Monate keinerlei Heilungstendenz.
„Für derartige Wunden entwickelte Urgo den Nano-Oligosaccharid-Faktor NOSF“, so Knerr. „NOSF hemmt die überschüssigen Matrix-Metalloproteasen, die essenzielle Wachstumsfaktoren und gesundes Gewebe abbauen.“ Dieser Effekt konnte in einer In-vitro-Studie demonstriert werden.(7) Darin zeigte sich die Menge freier Proteasen unter einer NOSF-haltigen TLC-Auflage gegenüber einer Kontrolle um 75 % reduziert.
Die Kombination der TLC-Matrix mit NOSF ist Bestandteil von UrgoCell® START. Die Wundauflage initiiert die Granulation und fördert eine schnellere Wundheilung. Die TLC-Matrix führt beim Kontakt mit Wundsekret zur Bildung eines Lipidokolloidfilms und schafft ein günstiges Milieu, in dem sich die Wirkung der Schlüsselzellen der Wundheilung – Fibroblasten, Keratinozyten, Makrophagen – optimal entfalten kann. Darüber hinaus hemmt NOSF die überschüssigen heilungsstörendenen Enzyme (Proteasen, MMP) und sorgt für günstige Bedingungen für die Granulation. Die klinische Wirksamkeit dieses Konzeptes konnte in einer randomisierten Studie gezeigt werden. Darin wurde die NOSF-TLC-Matrix mit oxygenierter-regenerierter Cellulose (ORC) verglichen.(8) Letztgenannte Wundauflage wird für schwer heilende Wunden vermarktet.
Primärer Endpunkt dieser zwölfwöchigen Studie war die relative Reduktion der Wundoberfläche. Sekundäre Kriterien waren die absolute Oberflächenreduktion und der Prozentsatz der Wunden, deren Oberfläche sich um mindestens 40 % gegenüber dem Ausgangsbefund verkleinert hatte. „In allen Kriterien schnitten die Teilnehmer, die mit der NOSF-TLC-Matrix behandelt worden waren, besser ab“, so Larena-Avellaneda. Bei Ulzera mit einem Wundalter von bis zu sechs Monaten betrug die Wundflächenreduktion nach zwölf Wochen unter der NOSF-TLC-Matrix 63,5 % gegenüber 28,3 % unter ORC. Mit 44,3 % versus 7,7 % fiel das Ergebnis bei älteren Wunden noch deutlicher und statistisch signifikant aus. Weiter erreichten mit 56,1 % versus 35,0 % signifikant mehr Patienten unter der NOSF-TLC-Matrix eine Größenreduktion von mindestens 40 %.
Die NOSF-Lipidokolloidmatrix stellt somit eine vielversprechende Option für die Lokalbehandlung chronischer Wunden dar, insbesondere für Ulcera crurum mit einer schlechten Heilungsprognose. „Folgerichtig wurde diese neue Technologie mit dem stark absorbierenden, sanft haftenden Schaumstoffverband UrgoCell® Contact kombiniert“, schilderte Knerr. Der Neubeginn der Wundheilung durch NOSF kommt durch den Namen dieser Wundauflage zum Ausdruck: UrgoCell® START Contact. In der doppelblinden Challenge-Studie wurde diese Auflage mit einer neutralen Schaumstoffwundauflage verglichen, die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet. „Sie werden zeigen, dass die TLC-Technologie auch im elften Jahr noch neue Akzente setzt“, ist sich Knerr sicher.
Wundversorgung von der Antike bis ins 20. Jahrhundert
Eine effektive, atraumatische und schmerzfreie Wundbehandlung ist etwas, wovon Patienten während der rund 4.000-jährigen Geschichte der Wundbehandlung meist nur träumen konnten. „Bediente man sich anfangs noch magischer Sprüche, um Wunden zum Heilen zu bringen, waren es ab etwa 1550 vor Christus Auflagen aus Erde, Fleisch, Rinden, Honig oder Leinen“, erläuterte Professor Dr. Joachim Dissemond, Essen. „Später kamen Wolle, Harze und Eiklar zum Einsatz, ab dem 19. Jahrhundert auch Rotwein und Essig.“
Wissenschaftlich gesicherte Verfahren entstanden Dissemond zufolge erst nach den Arbeiten von Louis Pasteur zur Antiseptik. „Allerdings war es bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Dogma, dass die Antiseptik zu einer Austrocknung der Wunden führen sollte“, bemerkte Dissemond. Erst 1962 habe George Winter wissenschaftlich eindeutig belegt, dass Wunden rascher heilen, wenn sie unter einer semiokklusiven Auflage feucht gehalten werden. „Auf Basis dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse ist die feuchte Wundbehandlung mit atraumatisch zu entfernenden Auflagen seither der Goldstandard geworden“, schloss Dissemond.
Anmerkungen
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Meaume S et al. Urgotul®: a novel non-adherent lipidocolloid dressing. British Journal of nursing 2002; 11(16).
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Bernard F.X. et al. Stimulation of the proliferation of human dermal fibroblasts in vitro by a lipidocolloid dressing. Journal of Wound Care 2005; 5(14): 215–220.
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Letouze A et al.: Using a new lipidocolloid dressing in paediatric wounds: results of French and German clinical studies. Journal of Wound Care 2004; 13(6).
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Blanchet-Bardon C et al.: Urgotul® in the management of skin lesions of epidermolysis bullosa. Results of a clinical study. Journal des Plaies et Cicatrisations, 2002, Vol. VII, No. 32.
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Meaume S et al.: Evaluation of a lipidocolloid wound dressing in the local management of leg ulcers. Journal of Wound Care 2005; 14(7).
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Lazareth I et al.: The role of a silver releasing Lipido-colloid contact layer in venous leg ulcers presenting inflammatory signs suggesting heavy bacterial colonization: Results of a randomized controlled study. Wounds 2008; 20(6).
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Coulomb B. et al. Évaluation de la matrice imprégnée de la NOSF (NanoOligosaccharideFactor) dans un modèle reconstruction dermique in vitro. Journal des Plaies et Cicatrisations 2008; 63: 5457.
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Schmutz JL et al.: Evaluation of the nano-oligosaccharide factor lipido-colloid matrix in the local management of venous leg ulcers. International Wound Journal 2008; 5(2)
Download
Prof. Dr. med. Joachim Dissemond zum Thema "Von der Empirie zum Standard: Entwicklung der Wundversorgung bis heute":
Abstract: Abstract_Dissemond.pdf (54.61 KB)
Folien: Keycharts_Dissemond.pdf (7.19 MB)
Dr. rer. nat. Hans-Jürgen Knerr und PD Dr. med. Axel Larena-Avellaneda zum Thema "Eine Dekade TLC-Technologie: Klinische und experimentelle Studien als Basis einer ‚evidenz-basierten‘ Kommunikation":
Abstract: Abstract_Knerr_Larena-Avellaneda.pdf (91.30 KB)
Folien: Keycharts_Knerr_Larena.pdf (4.46 MB)
Quelle: Pressekonferenz der Firma URGO zum Thema „10 Jahre Lipidokolloid-Technologie (TLC) in der hydroaktiven Wundversorgung: Rückblick und Ausblick“ am 29.09.2010 in Essen (tB).