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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)

DOAK oder Vitamin-K-Antagonisten: Wahl oraler Antikoagulation ist eine patientenindividuelle Entscheidung

 

Mannheim (18. April 2015) – Die Wirkweise der direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) muss im Gegensatz zu Vitamin-K-Antagonisten (VKA) nicht kontrolliert werden. Dieser vielfach empfundene Vorteil wird zunehmend kritisiert und es wird mittlerweile empfohlen, gut eingestellte VKA-Patienten nicht auf DOAK umzu-stellen.1 Bei der Verordnung von VKA kann Gerinnungs-Selbstmanagement eine sehr gute INR-Einstellung sichern, so der Tenor des Symposiums „Standortbestimmung zur oralen Antikoagulation“ am 18. April 2015 im Rahmen des 121. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).


PD Dr. Christoph Sucker, Berlin, bewertete die Zulassungsstudien2,3,4 der direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) kritisch: „In allen Studien erwiesen sich die DOAK bei nicht valvulärem Vorhofflimmern gegenüber Vitamin-K-Antagonisten (VKA) als mindestens gleichwertig. “Schwere, vor allem intrakranielle Blutungen seien zwar seltener zu verzeichnen als unter VKA, doch nähere Analysen zeigten, dass diese Vorteile bei der Thromboseprophylaxe bei guter INR-Einstellung unter VKA verschwinden.5 Zudem wiesen DOAK ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Blutungen auf.2 Sucker begründete dies mit dem Wirkmechanismus der DOAK, die im Gegensatz zu VKA direkt im Gastrointestinaltrakt wirkten und so bei vorgeschädigter Schleimhaut Blutungen auslösen könnten. Des Weiteren wies er auf die verwendete Vergleichssubstanz Warfarin innerhalb der Studien hin. In Deutschland komme in erster Linie Phenprocoumon zum Einsatz. „Wir wissen, dass die Einstellungsqualität unter Warfarin häufig schlechter ist als jene unter Phenprocoumon“, erläuterte der Experte für Hämostaseologie. Auch die Einstellungsqualität der INR-Werte sei in Deutschland deutlich besser als in der international vergleichenden Gesamtbetrachtung innerhalb der Zulassungsstudien.6 „Bei allen Antikoagulanzien kann die Begleit-medikation zu einer Beeinflussung des antikoagulatorischen Effektes führen“, führte der Experte aus.

 

Dr. Ute Scholz, Leipzig, zeigte in ihren Fallbeispielen, dass es keine allgemeinen Empfehlungen für DOAK oder VKA geben kann und die Wahl des oralen Antikoagulanz immer abhängig vom einzelnen Patienten getroffen werden muss. Als Entscheidungskriterien nannte Scholz die individuelle Patientenkonstitution, die Einschätzung der Blutungsneigung auf Basis verschiedener Parameter sowie Begleitmedikationen und -erkrankungen. „Bei jedem Patienten sollte immer eine individuelle Risiko-Nutzen-Analyse durchgeführt werden“, lautete die Empfehlung der Referentin. Bei Patienten mit mangelnder Adhärenz, Kontraindikationen für DOAK wie z.B. schwere Niereninsuffizienz, oder besonders blutungsgefährdete Patienten im Gastrointestinaltrakt seien VKA eindeutig das zu bevorzugende Antikoagulanz.

 

Die Referenten unterstrichen übereinstimmend die hohe Bedeutung der Therapieadhärenz im Rahmen einer oralen Antikoagulation. Sucker nahm dabei Bezug auf die kurze Halbwertszeit der DOAK, bei denen sich das Vergessen der Einnahme deutlich schneller auswirke als bei der Einnahme von VKA. Gerinnungs- Selbstmanagement (GSM) könne die Therapieadhärenz sichern, ergänzte Scholz. Die regelmäßige Selbstbestimmung und Dosisanpassung durch den Patienten mache ihn zum „Experten in eigener Sache“. Die Selbstkontrolle habe auch positive Effekte auf die Therapiequalität: „Bei GSM-Anwendern liegen erfahrungsgemäß deutlich mehr INR-Werte im therapeutischen Bereich“, erläuterte sie. Auch dadurch sei die Therapietreue gut nachvollziehbar. GSM kann von geeigneten Patienten jeden Alters praktiziert werden7 – entsprechende Schulungen werden in Arztpraxen und Klinikabteilungen bundesweit angeboten. „Stabil eingestellte VKA-Patienten sollten nicht auf DOAK umgestellt werden – das hat meine jahrelange Erfahrung gezeigt“, betonte Sucker.

 

 

Über Roche

 

Roche mit Hauptsitz in Basel, Schweiz, ist eines der führenden Unternehmen im forschungsorientierten Gesundheitswesen. Es vereint die Stärken der beiden Geschäftsbereiche Pharma und Diagnostics und entwickelt als weltweit größtes Biotech-Unternehmen differenzierte Medikamente für die Onkologie, Immunologie, Infektionskrankheiten, Augenheilkunde und Neurowissenschaften. Roche ist auch der weltweit bedeutendste Anbieter von Produkten der In-vitro-Diagnostik und gewebebasierten Krebstests und ein Pionier im Diabetesmanagement. Medikamente und Diagnostika, welche die Gesundheit, die Lebensqualität und die Überlebenschancen von Patienten entscheidend verbessern, sind Ziel der Personalisierten Medizin, eines zentralen strategischen Ansatzes von Roche. Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1896 hat Roche über einen Zeitraum von mehr als hundert Jahren wichtige Beiträge zur Gesundheit in der Welt geleistet. Auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation stehen 24 von Roche entwickelte Medikamente, darunter lebensrettende Antibiotika, Malariamittel und Chemotherapeutika.

 

Die Roche-Gruppe beschäftigte 2014 weltweit über 88.500 Mitarbeitende, investierte 8,9 Milliarden Schweizer Franken in Forschung und Entwicklung und erzielte einen Umsatz von 47,5 Milliarden Schweizer Franken. Genentech in den USA gehört vollständig zur Roche-Gruppe. Roche ist Mehrheitsaktionär von Chugai Pharmaceutical, Japan.

 

 

 

Literatur 

  1. Leitfaden der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) 2012; Version 1.0.
  2. Connolly SJ et al. NEJM 2009; 361: 1139-51.
  3. Granger CB et al. NEJM 2011; 365: 981-92.
  4. Patel MR et al. NEJM 2011; 365: 883-91.
  5. Wallentin L et al. Lancet 2010; 376(9745): 975-83.
  6. Le Heuzey JY et al., Prefer in AF Register, Thromb Haemost 2014.
  7. Braun S et al. Dtsch Med Wochenschr 2009; 134: 695-700.  

 

 


Quelle: Roche Diagnostics Deutschland GmbH, 30.04.2015 (tB).

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