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Welt-Psoriasis-Tag 2007
Aktionsplan Psoriasis, Aufbau und Funktion der Psoriasisnetze 2007

Von Dr. med. Michael Reusch

Hamburg (29. Oktober 2007) – Die Psoriasis vulgaris weist in Deutschland eine Prävalenz von ca. 2 Prozent  und  somit ca. 1,6 Mio. Betroffene auf. Die Mehrzahl der Patienten wird von Dermatologen versorgt, insbesondere die schweren Formen. Dementsprechend zählt die Psoriasis in den Hautarztpraxen und -kliniken zu den fünf häufigsten Diagnosen der vertragsärztlichen Versorgung. Weitere Versorger sind im ambulanten Bereich die Hausärzte, gefolgt von Kinderärzten, Internisten/Rheumatologen.

In der Versorgung werden heute neue Wege beschritten: Sachgerecht eingesetzte neue Therapien verbessern die Lebensqualität, neue dermatologische Versorgungskonzepte bieten die Chance, mit einer Psoriasis bei hoher Lebensqualität und ohne Stigmatisierung zu leben und einer Erwerbstätigkeit nachgehen zu können. Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Krankenhausverweildauer bei akuten Schuppenflechteschüben deutlich weniger Zeit beansprucht als noch vor 20 Jahren. Selbst bei einer mittelschweren bis schweren Psoriasis können die Betroffenen heute ambulant versorgt werden – mit positiven Effekten auch für krankheitsbedingte Fehltage am Arbeitsplatz.

S3-Leitlinie

Grundlage für die weitere Verbesserung der Behandlung ist eine erst im vergangenen Jahr veröffentlichte S3-Leitlinie. Leitlinien evaluieren, welche medizinischen Maßnahmen bei einer Erkrankung sinnvoll, weniger sinnvoll oder nicht (mehr) empfehlenswert sind. S3-Leitlinien stellen die höchste Stufe wissenschaftlich nachgewiesener Wirksamkeit dar. Ihre Empfehlungen basieren auf umfangreichen Literaturrecherchen und systematisch ausgewerteten wissenschaftlichen Studien, die strengen Qualitätskriterien genügen müssen.
Leitlinien geben dem Arzt wie dem Patienten eine allgemein gehaltene Orientierungshilfe im Sinne eines Entscheidungskorridors für eine fachgerechte Versorgung.
Die Psoriasis-Leitlinie gibt nicht nur Hinweise für die Auswahl, sondern auch für die praktische Durchführung ärztlicher Leistungen. So werden nicht nur Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen anhand „harter“ Studiendaten belegt. Für die einzelnen Therapieoptionen werden beispielsweise auch Dosierung und Dauer bis zum Wirkeintritt genannt sowie Hinweise für die Anwendung gegeben.
Die Umsetzung und gleichzeitige Weiterentwicklung der S3-LL als therapeutischer Maßstab wird durch bundesweite Versorgungsstudien evaluiert und soll durch die regionalen PsoNetze flankiert werden.

PsoNet

dient der verbesserten Versorgung, insbesondere der mittelschweren und schweren Psoriasis. Die regionalen Psoriasisnetze haben folgende allgemeine Zielsetzungen:

  • Weitreichende, auch in der Fläche wirksame Verbesserung der Versorgungsqualität der Psoriasis und Psoriasisarthritis in Deutschland 
  • Erreichung eines qualitativ guten Versorgungsstandes, insbesondere der mittelschweren bis schweren Psoriasis und der Psoriasisarthritis 
  • Zusammenführung derjenigen dermatologischen Praxen und Kliniken, die eine hohe Expertise in der Behandlung der Psoriasis und Psoriasisarthritis aufweisen oder entwickeln möchten und sich als maximale Versorger dieser Erkrankung verstehen 
  • Assoziation der weiteren versorgenden Praxen, die innerhalb des Psoriasisnetzes arbeitsteilig und ggf. als Zuweiser mitwirken 
  • Darstellung einer ausgewiesenen Qualität und Versorgungseffizienz; Darstellung der Leistungsfähigkeit der Psoriasis-Versorgung durch Dermatologen in Deutschland 
  • Verbesserung der Implementierung der S3-Leitlinie zur Psoriasis durch dezentrale, regionale Aktivitäten aus Eigeninitiative der Dermatologen 
  • Bundesweite Qualitätsstandards und Koordination durch CVderm bzw. DDA (Deutsche Dermatologische Akademie) 

PsoHealth, PsoBest, PsoCare, PsoMetrics

sind von Dermatologen selbst geschaffene Instrumente der Qualitätsprüfung und –verbesserung in der Versorgung der Psoriasis:

  • PsoHealth: Regelmäßige Evaluation der Versorgungssituation in Deutschland (2005, 2007), Erhebung von Qualitätsindikatoren,  Analyse von Verbesserungspotentialen,  Maßnahmenkatalog,
  • PsoBest: Klinische Langzeitdaten zu Systemtherapien, kontinuierliche Sicherheitsprüfungen + Wirksamkeit unter Routinebedingungen,  differenzierte Therapie,
  • PsoCare: Analyse von Krankenkassendaten zur Psoriasis, differenzierte Analyse der aktuellen Versorgung, Maßnahmenkatalog,
  • PsoMetrics: Valide Messinstrumente, systematische Dokumentation, Outcomes-Erfassung, Qualitätsprüfung, Qualitätsverbesserung. 

Die von der Fachgruppe der Dermatologen entwickelten Instrumente sind nicht nur medizinisch ein essentieller Beitrag zur Verbesserung der Versorgungsqualität. Sie sind darüber hinaus auch ressourcenschonend und wirtschaftlich, was angesichts der chronischen Unterfinanzierung des Gesundheitswesens insgesamt gar nicht deutlich genug herausgestellt werden kann. Die von der Gesundheitspolitik immer wieder geforderte Sektorenübergreifende Verzahnung wird damit Realität, zugleich werden Mittel frei, die eingesetzt werden können für bahnbrechende Innovationen, die in der Hand des/der kompetenten Dermatologen/Dermatologin einen – wenn auch teuren – so doch kosten/nutzeneffektiven therapeutischen Fortschritt darstellen.


Autor

Dr. med. Michael Reusch
Präsident des BVDD
Tibarg 7-9
22459 Hamburg

eMail: reusch-bvdd@t-online.de    


Quelle: Pressekonferenz anlässlich des Welt-Psoriasis-Tages 2007 am 29.10.2007 in Hamburg (tB).

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