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37. MSD-Diskussion: Akut dekompensierte Herzinsuffizienz
Herausforderung an Forschung und Therapie
Wiesbaden (19. April 2009) – Die Therapie der Herzinsuffizienz ist nach wie vor eine Herausforderung für Ärzte in Klinik und Praxis. Denn die chronische Herzinsuffizienz zählt zu den am meisten gestellten internistischen Diagnosen. Klinikeinweisungen wegen einer akut dekompensierten Herzinsuffizienz sind sehr häufig. Über aktuelle Aspekte und neue Therapieoptionen diskutierten Experten auf der 37. MSD-Diskussion anlässlich der 115. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Wiesbaden.
Wie Professor Michael Böhm von der Universitätsklinik des Saarlandes in seinem Referat erläuterte, führt die Herzinsuffizienz nicht nur zu einer finanziellen Belastung für die Gesellschaft, sondern ist darüber hinaus ein Krankheitsbild mit je nach Schweregrad unterschiedlich stark ausgeprägten Symptomen wie Luftnot, Wasseransammlungen im Körper und erheblicher bis kompletter Belastungsunfähigkeit. Dies beeinträchtigt meist deutlich die Lebensqualität. Nicht vergessen werden darf zudem, dass die Herzinsuffizienz mit einer sehr hohen Letalität einhergeht. „Bei der akuten Dekompensation einer chronischen Herzinsuffizienz versterben etwa 25 % der Patienten noch in der Klinik oder binnen vier Wochen nach dem Krankenhausaufenthalt", erinnerte Böhm. Die akute Herzinsuffizienz, die nach einem akuten Herzinfarkt neu auftritt und mit einem kardiogenen Schock einhergeht, ist sogar mit einer 50 bis 70 %-igen Sterblichkeit verbunden. Allerdings haben skandinavische Studien gezeigt, dass die Sterblichkeit bei Männern und Frauen in den letzten Jahren erfreulicherweise abgenommen hat. Jede Verbesserung der Prognose der akuten und chronischen Herzinsuffizienz sei eng mit der Verwendung von Medikamenten assoziiert, die eine belegte Wirkung haben und in den Leitlinien verankert sind, fasste Böhm zusammen.
Mit Innovationen die Therapie der Herzinsuffizienz bereichern
Auch Professor Thomas Eschenhagen vom Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie in Hamburg wies darauf hin, dass die Herzinsuffizienz mit einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität und der Lebenszeit einhergeht. Vor diesem Hintergrund seien therapeutische Innovationen sehr willkommen. Bei den medikamentösen Verfahren würden derzeit prinzipiell zwei unterschiedliche Ansätze verfolgt, betonte Eschenhagen: Zum einen der Angriff am Myokard direkt, zum anderen ein primärer Ansatz an der Niere. Auffällig sei, dass die heute erfolgreichen medikamentösen Therapieprinzipien (ACE-Hemmer, Betablocker, Aldosteronrezeptorantagonisten, Diuretika) ihren Hauptansatzpunkt (wahrscheinlich) nicht primär am Herzen haben, sondern hemmend in neurohumorale Kompensationsmechanismen eingreifen. Mehrere neue Arzneimittel beschreiten hier andere Wege. Levosimendan und andere Myosin-Aktivatoren beispielsweise können die Kraft der Myofilamente steigern, Istaroxim hat eine positiv inotrope Wirkung und wirkt andererseits auf die SR-Ca2+ ATPase (Ca-ATPase des sarkoplasmatischen Retikulums, SERCA). „Spannend sind neue Entwicklungen, die primär an der Niere ansetzen“, sagte Eschenhagen. Mit Rolofyllin (Forschungsbezeichnung auch KW 3902) befindet sich seit kurzem der erste selektive Adenosin-A1-Rezeptorantagonist im Stadium der klinischen Entwicklung. Der neue Wirkstoff greift an der Niere in den glomerulo-tubulären Feedback-Mechanismus ein und hemmt die adenosinvermittelte Verengung des zuführenden vas afferens. Darüber hinaus wird die adenosinvermittelte Rückresorption von Natrium im proximalen und distalen Tubulus gehemmt. Hierdurch kommt es zu einer gesteigerten glomerulären Filtrationsrate und Diurese.
Klinische Studien sprechen für Rolofyllin
Wie Professor Christian Hengstenberg von der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum Regensburg ausführte, habe sich in ersten klinischen Studien die gute Effektivität von Rolofyllin bereits gezeigt. So wurde zunächst eine Phase-II-Studie zur Verträglichkeit und Dosisfindung bei Patienten mit akut dekompensierter Herzinsuffizienz und eingeschränkter Nierenfunktion mit Volumenüberlastung (Wasseransammlung im Körper) bzw. Diuretikaresistenz (unzureichende Wirkung von Diuretika) durchgeführt. Hierbei konnte eine Dosis von 30 mg pro Tag als geeignet für eine verbesserte Nierenfunktion und zunehmende Urinproduktion festgestellt werden. In einer weiteren Phase-II-Studie fand man, dass bei Patienten mit Herzinsuffizienz und eingeschränkter Nierenfunktion sowohl der renale Plasmafluss als auch die glomeruläre Filtrationsrate verbessert wurden. In Phase III konnte die sogenannte PROTECT (1) -Pilotstudie an 301 Patienten die Wirksamkeit der neuen Substanz bei Patienten mit akuter Herzinsuffizienz zeigen und die Dosiswahl von 30 mg täglich bestätigen. Es kam zu einer verbesserten Nierenfunktion und Diurese sowie zu einem deutlich günstigeren klinischen Verlauf mit einer Verbesserung der subjektiven Beschwerden, einer Reduktion der Mortalität und einer Reduktion erneuter Krankenhauseinweisungen nach 60 Tagen. Eine große Phase-III-Studie, die PROTECT-Hauptstudie, mit 30 mg Rolofyllin täglich wurde begonnen. An dieser placebokontrollierten Studie nehmen 2.000 Patienten mit akuter Herzinsuffizienz und mäßig eingeschränkter Nierenfunktion teil. Die Rekrutierung der Patienten ist bereits abgeschlossen.
Fazit
Aus klinischem Blickwinkel ist wichtig, dass die Therapie der Herzinsuffizienz durch neu entwickelte Substanzen in Bewegung gekommen ist, so das Resümee der Experten. Die Zukunft wird zeigen, ob und wie sich die neuen Wirkstoffe in der klinischen Praxis bewähren.
Anmerkung
1 A Placebo-controlled Randomized study of the selective A1 adenosine receptor antagonist KW-3902 for patients hospitalized with acute HF and volume Overload to assess Treatment Effect on Congestion and renal funcTion
Download
1. Abstract Prof. Dr. med. Michael Böhm.pdf ( 68.90 KB ) – Abstract Referat Professor Dr. med. Michael Böhm zum Thema „Herzinsuffizienz: Ein malignes Syndrom!“
Folien Referat Boehm.pdf (714.63 KB)
2. Abstract Prof. Dr. med. Thomas Eschenhagen.pdf ( 85.46 KB ) – Abstract Referat Professor Dr. med. Thomas Eschenhagen zum Thema „Innovative Konzepte zur Therapie der Herzinsuffizienz“
3. Abstract Prof. Dr. med. Christian Hengstenberg.pdf ( 73.98 KB ) – Abstract Referat Professor Dr. med. Christian Hengstenberg zum Thema „Der Adenosin-A1-Rezeptorantagonist Rolofyllin: erste Daten und Studienergebnisse“
Folien Referat Hengstenberg.pdf (476.92 KB)
Quelle: Pressekonferenz der Firma MSD am 19.04.2009 in Wiesbaden (Medizin und PR Gesundheitskommunikation)