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59. Kongress der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.

Überaktive Blase

Sturm und Drang im Alter – Trospiumchlorid Retardformulierung zeigt gute klinische Wirksamkeit ohne Beeinträchtigung des zentralen Nervensystems

 

München (12. Oktober 2012) – Als einzige Einmalgabe ist Trospiumchlorid, 60 mg seit gut drei Jahren in einer Retard Galenik zur Behandlung von Patienten mit über­aktiver Blase (ÜAB, engl. overactive bladder, OAB) zugelassen. Seine Stärke liegt, betonen führende Experten auf dem 59. Kongress der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, neben der guten Wirksamkeit in dem besonders günstigen Nebenwirkungsprofil. Darüber hinaus wird durch die nur einmal täglich einzuneh­menden Trospiumchlorid Retardkapseln die Compliance verbessert. Aufgrund dieser Eigenschaften ist die Einmalgabe von Trospiumchlorid (uriVesc®) besonders auch für ältere Frauen geeignet, die den Großteil der OAB-Patienten ausmachen. Die PRISCUS-Liste empfiehlt Trospiumchlorid als einziges Anticholinergikum für die Therapie der überaktiven Blase.

 

In einer alternden Bevölkerung gewinnt die Therapie von Krankheiten immer stärker an Bedeutung. Gerade bei älteren, multimorbiden Patienten besteht häufig eine thera­peutische Unsicherheit. Zusätzlich erschweren Wechselwirkungen und Nebenwirkungen die Arzneimitteltherapie älterer Patienten, legte Dr. Sven Schmiedl (Wuppertal) dar. Somit sollten gerade bei älteren Menschen Medikamente mit einem höheren Neben- und Wechselwirkungspotential möglichst vermieden werden.

 

Die US-amerikanische „Beers-Liste“ führte vor rund 20 Jahren entsprechend „riskante“ Arzneimittel auf. Auf Basis dieser ersten Liste folgten diverse Aktualisierungen und nationale Anpassungen. Mit der PRISCUS-Liste wurde im Jahr 2010 erstmalig eine Liste potenziell inadäquater Medikamente für den deutschsprachigen Raum entwickelt, so Schmiedl. Neben den 83 als „riskant“ bewerteten Wirkstoffen werden auch therapeutische Alternativen, Monitoring-Parameter und Dosisanpassungen genannt, führte er weiter aus. Ausgearbeitet wurde die PRISCUS-Liste am Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie der Universität Witten/Herdecke im Rahmen des vom BMBF geförderten Verbundprojektes PRISCUS „Entwicklung eines Modells gesundheitlicher Versorgung von älteren Patienten mit mehrfachen Erkrankungen“(1).

 

Bezugnehmend auf die Anticholinergika zur Behandlung der überaktiven Blase wurde Trospiumchlorid (wie die Einmalgabe uriVesc®) als einziger Vertreter dieser Substanzklasse als Therapieoption im Alter eingestuft.


 

Trospiumchlorid punktet durch quarternäre Struktur

 

Unter einer überaktiven Blase („overactive bladder, OAB“) versteht man Symptome der Pollakisurie, Nykturie und des imperativen Harndranges mit oder ohne Inkontinenz, erläuterte PD Dr. Christian Gratzke (München) den Symptomkomplex der Erkrankung. Goldstandard der medikamentösen Therapie sind Anticholinergika. Trospiumchlorid verfügt als einziges ÜAB-Anticholinergikum über eine quarternäre Struktur. Alle anderen Substanzen dieser Medikamentenklasse sind tertiäre Amine. Durch die quarternäre Struktur verfügt Trospiumchlorid über besondere pharma­kologische Eigenschaften: Trospiumchlorid überwindet kaum die intakte Blut-Hirn-Schranke und verursacht dadurch in der Regel sehr selten ZNS-Nebenwirkungen. Da Trospiumchlorid nicht über das Cytochrom-P-450-System verstoffwechselt wird, kommen metabolische Medikamenten-Interaktionen so gut wie nicht vor – ein Aspekt, der gerade bei älteren Patienten mit Polypharmazie bedeutsam ist. Trospiumchlorid wirkt wahrscheinlich auch zusätzlich lokal am Blasenurothel, denn die Ausscheidung der Substanz erfolgt zu 60-80 Prozent in unveränderter Form über den Harn.

 

 

Trospiumchlorid Retard zeigt auch in nicht-interventioneller Studie gute Wirksamkeit und Verbesserung der Alltagssituation

 

Die neue Darreichungsform von Trospiumchlorid als Retard-Galenik (uriVesc®, 60 mg) ermöglicht die einmalige tägliche Einnahme, was in der Regel zu einer Erhöhung der Einnahmetreue führt. Durch die modifizierte Wirkstofffreigabe und dem damit gleichmäßigeren Plasmamaximalspiegel ist es gelungen, die Verträg­lichkeit im Vergleich zu bisherigen älteren sofort-freisetzenden Darreichungen zu steigern, erklärte Gratze. Aktuell wurde die erste prospektive, multizentrische, nicht-interventionelle Studie (NIS) mit 305 Patienten zu Trospiumchlorid Retard veröffent­licht (Notz et al., 2012). Die Ergebnisse der NIS mit 12-wöchiger Beobachtungszeit bekräftigen unter Alltagsbedingungen die Daten der klinischen Studien: Verglichen mit der Ausgangssituation verringerten sich Miktionsfrequenz, Nykturie und Harnin­kontinenzepisoden im Verlauf der Studie gleichermaßen statistisch hochsignifikant. Die Patienten berichteten darüber hinaus über eine signifikante Verbesserung der Alltagssituation. Hierzu wurden unter anderem die Parameter ‚Familienleben‘, ‚Selbstwertgefühl‘ und ‚Beruf‘ erfasst. Sowohl Patienten (87 Prozent) als auch Ärzte (84 Prozent) waren mit Trospiumchlorid Retard ‚zufrieden‘ beziehungsweise ‚sehr zufrieden‘. Lediglich bei drei Patienten trat Mundtrockenheit auf, bei jeweils zwei Patienten kam es zu Obstipation beziehungsweise zur Verringerung der Miktionsvolumina.

 

 

Gedächtnisleistung bleibt erhalten

 

Professor Dr. Helmut Madersbacher (Innsbruck) verdeutlichte anhand neuerer Studien­daten, dass gerade ältere Menschen – insbesondere diejenigen mit Polypharmazie – von uriVesc® (Trospiumchlorid Retardkapseln) profitieren. Sand et al. (2011) untersuchte post-hoc 1.135 Patienten, die entweder Trospiumchlorid Retard, 60 mg, oder Placebo erhalten hatten. Die Patienten wurden nach Anzahl der Komedikationen (weniger als 7 versus 7 oder mehr Komedikationen) in zwei Gruppen aufgeteilt. Bei den Polypharmazie-Patienten (7 und mehr Komedikationen bei Studienbeginn) kam es während der 12 Wochen dauernden Therapiephase unter Trospiumchlorid (60 mg, Einmalgabe) nicht häufiger zu Nebenwirkungen als in der Vergleichsgruppe mit weniger als 7 Komedikationen. Dies sei ein Hinweis auf das geringere Wechselwirkungspotential von Trospiumchlorid, so Maders­bacher. Darüber hinaus zeigte sich die Einmalgabe in der Polypharmazie-Subgruppe als gut wirksam. ZNS-gängige Anticholinergika mit tertiärer chemischer Struktur und M1 Rezeptoraffinität können eine erhebliche negative Auswirkung auf das Kognitions­vermögen und insbesondere auf das Gedächtnis haben. Da Trospiumchlorid die intakte Blut-Hirn-Schranke kaum überwindet, bleibe die Gedächtnisleistung erhalten, betont Madersbacher. Staskin et al. (2010) behandelten kognitiv intakte OAB-Patienten im Alter von 65 bis 75 Jahren 10 Tage lang mit Trospiumchlorid Retard, 60 mg. Der Wirkstoff war nicht im Liquor nachweisbar bei einer Nachweisgrenze von <0,04 Nanogramm/ml. Zudem beeinträchtigte Trospiumchlorid Retard in standardisierten Kognitionstests die Gedächtnis- und Kognitions-Leistung nicht. Auch kam es unter Trospiumchlorid bei Patienten mit Cholinesterasehemmern zu keiner Verschlechterung des Gedächtnisses.

 

 

Studienergebnisse sprechen für den Einsatz der Einmalgabe bei überaktiver Blase

 

In einer Studie von Ginsberg et al. (2011) wurde unter der Einmalgabe von Trospium­chlorid sowohl am Tage als auch in der Nacht eine deutliche Verringerung der Inkontinenz­episoden erreicht (60 Prozent). Dass uriVesc® auch bei adipösen Patienten wirkt, zeigte Chancellor et al. (2010).


Insgesamt reduziert Trospiumchlorid Retard, 60 mg, als Einmalgabe signifikant die Miktionsfrequenz als auch die Inkontinenzepisoden, hebt das Miktionsvolumen an und verbessert die Lebensqualität, fasst Madersbacher die Ergebnisse der neueren Studien zusammen. Die Retard-Formulierung (uriVesc®) bewirke eine gleichmäßige Bereitstellung des Wirkstoffes über 24 Stunden, schütze daher rund um die Uhr und eigne sich besonders für die chronische Verlaufsform der überaktiven Blase. Auch habe Trospiumchlorid Retard bei älteren Menschen deutliche Vorteile gegenüber anderen Anticholinergika.

 

 

Anmerkung

 

[1] Publiziert wurde die PRISCUS-Liste im Deutschen Ärzteblatt: Holt S, Schmiedl S, Thürmann PA. Potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen: Die PRISCUS-Liste. Dtsch Arztebl Int. 2010 Aug;107(31-32):543-51.

 

 

Rottapharm l Madaus GmbH

 

Seit 01.03.2010 vereint die in Köln ansässige Rottapharm l Madaus GmbH unter einem Dach die Stärken der deutschen Traditionsunternehmen Opfermann Arzneimittel GmbH, Madaus GmbH sowie der italienischen Rottapharm-Gruppe. Als Teil eines international agierenden Familien­unternehmens verfügt die Rottapharm l Madaus GmbH dank der langjährigen Expertise in den Kompetenzfeldern „Orthopädie“, „Gynäkologie“, „Urologie“ und „Phytophar­maka“ über eine Vielzahl wissenschaftlich belegter Produkte und etablierter Marken in pharmazeutischer Qualität. Während die Rottapharm l Madaus GmbH für den Vertrieb dieser Produkte in Deutschland verantwortlich zeichnet, ist die Madaus GmbH auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung aktiv und produziert am Standort Troisdorf nach modernsten Qualitätsanforderungen Produkte für den Weltmarkt.

 


 

Quelle: Satelliten-Symposium „Sturm und Drang im Alter –  Ein interdisziplinäres Gespräch über die Therapie der Überaktiven Blase beim älteren Patienten“ auf dem 59. Kongress der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.

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