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ADHS ist behandelbar – Experten fordern Chancengleichheit für Betroffene

 

Wiesbaden (22. Februar 2013) – Kinder und Jugendliche mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) können ihre Eltern und Lehrer an den Rand ihrer Kräfte bringen. Je früher ein spezialisierter Arzt eine Diagnose stellt und eine Behandlung begonnen wird, desto eher haben die betroffenen Kinder eine Chance, sich so zu entwickeln, wie es ihren Fähigkeiten entspricht. Denn ADHS ist zwar nicht heilbar, aber inzwischen gut behandelbar (1). Bis aber ADHS-Kinder in ganz Deutschland wirklich Chancengleichheit haben, gibt es noch viel zu tun. Dies berichteten Experten auf einer Pressekonferenz anlässlich des 1. ADSSymposiums im Museum Wiesbaden am 23. Februar 2013 (Informationen zum Symposium unter www.opti-mind.de).

 

„ADHS ist keine schlechte Charaktereigenschaft, sondern ein ernstzunehmendes Handicap mit Beeinträchtigung der Wahrnehmungsverarbeitung. Aber zum Glück gibt es heute bewährte Lösungen“, hob Dr. Elisabeth Aust-Claus, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Leiterin des OptiMind-Instituts in Wiesbaden, hervor. Allerdings müsse sich der behandelnde Arzt gut mit der Erkrankung auskennen, so Aust-Claus weiter. Einer maßgeschneiderten Behandlung müsse ein umfassendes Diagnoseverfahren vorausgehen. Mit dem Ausfüllen eines Fragebogens sei es nicht getan. Bestätigt sich der Verdacht auf eine ADHS, so stehen Elterntraining, verhaltenstherapeutische Maßnahmen, Entwicklungsförderung und Medikamente als bewährte Behandlungsbausteine zur Verfügung. Entscheidend für den Behandlungserfolg bleibe die für jedes Kind individuell zu treffende Auswahl und Kombination der Maßnahmen.

 

 

Die gesamte Familie ist betroffen

 

Auch Dr. Myriam Menter vom Selbsthilfeverband ADHS Deutschland betonte, wie wichtig frühzeitige Hilfen sind. „Ein Kind mit einer ausgeprägten, unbehandelten ADHS stürzt sich durch sein Verhalten unentwegt in Chaos und Konflikte“, weiß Menter aus langjähriger Erfahrung. Schnell kann ein Kreislauf aus extremem Verhalten, Misserfolgen, Ablehnung und Trotz in Gang kommen, der das Selbstwertgefühl der Kinder stark beeinträchtigt. „Das bedeutet enormen Frust für alle, darunter leidet die gesamte Familie“, so Menter. Hinzu kommt, dass oft zusätzlich ein Elternteil oder ein Geschwisterkind ebenfalls ADHS hat, da die Störung in hohem Maße vererbt wird (2). „Eine frühzeitige Diagnose, Behandlung und Unterstützung der Betroffenen kann viel Leid vermeiden, und die Kinder schaffen es dann oft, ihren Weg zu gehen“, sagte Menter. Doch nach wie vor gibt es zu wenige Kinder- und Jugendpsychiater sowie auf ADHS spezialisierte Kinder- und Jugendärzte, die fachgerecht eine Diagnose stellen und eine Behandlung planen können. Auch bei erfahrenen Therapeuten gebe es lange Wartezeiten, so Menter.

 

 

Chancengleichheit noch nicht erreicht

 

Seit rund 30 Jahren ist ADHS von der Weltgesundheitsorganisation als Erkrankung anerkannt, es gibt medizinische Leitlinien für die Erkennung und Behandlung. Dennoch besteht in Deutschland keine Chancengleichheit für die Betroffenen. Neben den Ärzten und Therapeuten sind auch die Schulen und das Schulsystem gefordert. Sie müssen Lehrer und Eltern im Umgang mit ADHS unterstützen – durch Fortbildungen, Förderpläne und durch geeignete Rahmenbedingungen wie kleinere Klassen und eine stärkere Beteiligung von Sozialpädagogen und Psychologen. „Es geht um eine Bildung und Ausbildung, die den Talenten und Fähigkeiten der Kinder entspricht, und um ein erfülltes Leben“, so Renate Schmidt, ehemalige Bundesfamilienministerin und Schirmherrin der Informationskampagne „ADHS und Zukunftsträume“. „ADHS-Kinder können nur erfolgreich sein, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Wir müssen wegkommen von ideologischen Grabenkämpfen und gegenseitigen Schuldzuweisungen und stattdessen die konkreten Probleme der Betroffenen in den Mittelpunkt stellen“, forderte Schmidt. „Diese Kinder haben ein Recht darauf, als Menschen mit Stärken und Fähigkeiten wahrgenommen und unterstützt zu werden.“

 

 

ADHS und Zukunftsträume

 

Die Informationskampagne „ADHS und Zukunftsträume“ unter der Schirmherrschaft von Bundesfamilienministerin a.D. Renate Schmidt schafft Aufmerksamkeit für die Situation von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Sie lenkt den Blick auf die Stärken und das Potenzial der Betroffenen und weist auf Verbesserungsbedarf in Diagnostik und Therapie hin.

 

„ADHS und Zukunftsträume“ wurde initiiert von der Shire Deutschland GmbH in Zusammenarbeit mit dem Selbsthilfeverband ADHS Deutschland e. V., der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte e. V. und dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband. Weitere Informationen finden Sie unter www.adhs-zukunftstraeume.de

 

 

Referenzen

 

  • (1) Döpfner M, Sobanski E, Multimodale Therapie, in: Steinhausen HC et al. (Hrsg.). Handbuch ADHS, Verlag W. Kohlhammer. Stuttgart.; 2010: 282.
  • (2) Banaschewski T et al. Neurobiologie der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Kindheit und Entwicklung; Juli 2004,13(3):137-147.

 

 

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Quelle: Shire Deutschland, 22.02.2013 (tB).

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