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Advanced Nursing Practice
Pflegerische Expertise für eine leistungsfähige Gesundheitsversorgung
Berlin (4. April 2011) – Die Strukturen im deutschen Gesundheitswesen wandeln sich rapide. Beeinflusst werden diese Veränderungen durch die demografische Entwicklung, die Zunahme von chronischen Krankheiten und Multimorbidität.
Hinzu kommt der wachsende wirtschaftliche Druck, dem Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegedienste ausgesetzt sind. Die fortschreitende Technisierung, das verbesserte Qualitätsmanagement und die Verpflichtung zur interdisziplinären Kooperation stellen an die beteiligten Berufsgruppen hohe Anforderungen. Das gilt vor allem für die Ausgestaltung der Prozesse und die Kommunikation an den Schnittstellen der Versorgung und führt zu veränderten Versorgungsnotwendigkeiten mit neuen Strukturen und Zuständigkeiten für die professionelle Pflege.
Der professionelle Kontext von Pflege wird begründet und normiert über das Gesundheits-und Sozialrecht (indirektes Berufsrecht). Lenkend für das unmittelbare Handeln in der Pflegepraxis sind in Deutschland vor allem die Kranken- und Pflegeversicherung mit ihren vorgegebenen Leistungskatalogen. Hier stellt sich vor allem die Frage, wie eine effiziente und wohnortnahe medizinische Versorgung der Menschen gewährleistet werden kann. Denn Fortschritt in der Gesundheitsversorgung muss beim Patienten ankommen.
Empfehlungen nach einer stärkeren Einbeziehung aller Gesundheitsberufe, einer neuen Aufgabenverteilung und größerer Handlungsautonomie werden immer eindeutiger und vielseitiger eingefordert. Vor diesem Hintergrund und der seit langem voranschreitenden Akademisierung sind Pflegefachkräfte prädestiniert, eine erweiterte Rolle im Versorgungsgeschehen zu übernehmen. Daraus folgt, dass ein Neuzuschnitt der Handlungsbereiche aller Beteiligten in der Gesundheitsversorgung unabdingbar ist, um die Versorgungsqualität zu optimieren und das Verantwortungsgefüge neu zu ordnen. Aus der Perspektive des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) geht es also nicht prioritär um Ausbau der Delegation sondern vielmehr um Substitution und Allokation von Tätigkeiten und Verantwortungsbereichen.
Für ein solches Vorhaben bedarf es einer neuen und umfassenden Qualifizierung für die jeweilige berufliche Praxis. Für die Pflegepraxis geht es insbesondere um das Wissen und Können der Pflegenden, um die Strukturen, in denen Wissen und Können in effektive Pflegehandlungen umsetzt wird sollen, und um die Bedingungen, die das begünstigen oder behindern.
Dazu bietet sich aus Sicht des DBfK die europäisch und international erprobte Qualifizierung in Advanced Nursing Practice (ANP) an. Unser Verband folgt der Definition des International Council of Nurses (ICN). Die Praxis einer erweiterten und fortgeschrittenen Pflegepraxis durch hoch qualifizierte Pflegefachkräfte in spezifischen Sektoren bewährt sich in den angelsächsischen und anderen Ländern und Skandinavien seit Jahren. Dort hat sich unter dem Oberbegriff ANP eine erweiterte pflegerische Aufgabenübernahme durch den Einsatz von Nurse Practitioner etabliert. Daher empfiehlt der DBfK die Weiterqualifizierung „Advanced Nurse Practice“ im akademischen (tertiären) Bildungsbereich als „konsekutiven Master“ anzusiedeln.
Ein solcher Neuzuschnitt von Handlungsbereichen erfordert, dass über eine interdisziplinäre Verständigung neue Formen der Kooperation und Interdisziplinarität konstituiert werden, eine gemeinsame Aus- und Weiterbildung langfristig zu einer gemeinsamen Sozialisation führen wird und Arbeitsorganisationsprozesse in allen Gesundheitseinrichtungen verändert werden. Darüber hinaus haben sich alle Sozialgesetze für alle Gesundheitsberufe vertrags- und leistungsrechtlich zu öffnen.
Mit der vorliegenden Broschüre führt der DBfK die Diskussion über die Einführung einer erweiterten und vertieften pflegerischen Praxis nach internationalem Vorbild zu Advanced Nursing Practice (ANP) fort. Nach Erscheinen der ersten Broschüre 2007 gilt es nun, aktuelle Entwicklungen aufzugreifen und konkrete Handlungsfelder für ANP-Spezialistinnen in Deutschland zu entwickeln. Dieses wurde durch die Erarbeitung von handlungsfeldspezifischen Szenarien erreicht.
In dieser Broschüre findet die Leserin1 in Teil A einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen in der Pflege. Nach einer Beschreibung der internationalen Praxis um die Einführung von ANP wird die Situation in Deutschland analysiert und dargestellt, welche fördernden und hinderlichen Faktoren es bei der Einführung von ANP gibt. Die Einführung der Family Health Nurse als eine Ausprägung von ANP wird vorgestellt. Darüber hinaus wird aus bildungspolitischer Perspektive Advanced Nursing Practice (als Weiterqualifikation nach hochschulischer Erstausbildung in Kombination mit der Berufszulassung in der Gesundheits- und Krankenpflege) dargestellt. Hinweise auf notwendige Veränderungen zur Etablierung von ANP nach dem Rechtsgutachten von Professor Dr. Igl und ein Fazit runden diesen Teil der Broschüre ab.
In Teil B werden die handlungsfeldspezifischen Szenarien dargestellt, die in der Reihe ihrer Erwähnung von Dr. Andreas Büscher, Axel Doll (Dipl. Pflegepädagoge) und Sabine Beutelmann und Linda Federhenn (alle Mitglieder der DBfK-BundesArbeitsGemeinschaft BAG onkologische Pflege, Hospiz und Palliativpflege), Anja Gerlach (MScN) und Regina Wiedemann (MScN; ebenfalls Mitglied der BAG), Dr. Michael Schulz, Gabriela Schmitz (Dipl. Pflegepädagogin), Prof. Dr. Renate Stemmer und Dr. phil. Brigitte Osterbrink erarbeitet wurden. Abschließend gibt Dr. Johanna Feuchtinger in einem Interview Auskunft zu dem Stand der Umsetzung von ANP am Universitätsklinikum Freiburg. Allen Autoren sei an dieser Stelle sehr herzlich für Ihr Engagement gedankt.
Ziel der Szenarien ist es, anhand von (teils realen, teils fiktiven) Fallbeispielen darzustellen, welche Tätigkeiten von Pflegeexperten in Deutschland auszuführen sind. Damit sollein Beitrag auf fachlicher, sozial- und berufsrechtlicher Ebene zur Klärung der Charakteristik dessen, was ANP in Deutschland ist oder sein soll, geleistet werden. Fragen zur Qualifizierung von ANP-Spezialistinnen, dem Kompetenz- und Tätigkeitsspektrum, der Verortung von ANP im deutschen Bildungssystem und auch die Vergütung stehen zur Klärung an. Im Sinne einer raschen Entwicklung und Etablierung von ANP in Deutschland hofft der Bundesvorstand des DBfK, dass diese Broschüre eine interessierte Leserschaft und eine weite Verbreitung findet.
Vorwort zur Broschüre von Gertrud Stöcker, stellvertretende Präsidentin des DBfK, März 2011.
Download
Download unter: http://www.dbfk.de/pressemitteilungen/wPages/index.php?action=showArticle&article=NEUAUFLAGE-ANP-Broschuere-download-856-KB.php&navid=100
Quelle: Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), 04.04.2011 (tB).