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Alarmierende Entwicklung
Im Crashkurs zur Intensivfachkraft
Berlin (22. Oktober 2012) – „Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob wir unserer Verantwortung gegenüber jungen Menschen gerecht werden, wenn wir sie mit 18 Jahren zum Beispiel auf einer neurologischen oder herzchirurgischen Intensivstation einsetzen“, konstatiert der Vorstandsvorsitzende Peter Bechtel. „Die physische und psychische Belastung im Bereich Intensivpflege ist so hoch, dass es aus meiner Sicht fast fahrlässig ist, junge Menschen, die gerade die allgemeinbildende Schule verlassen haben, dort einzusetzen.“
Der übliche Werdegang gestaltete sich bisher so: Auf die dreijährige Krankenpflegeausbildung folgten zwei Jahre Berufserfahrung und eine zweijährige Fachweiterbildung für Anästhesie und Intensivmedizin. Die Modellausbildung zur IPK kombiniert nun diese Fachweiterbildung mit der Ausbildung zur Krankenschwester, in dem das Curriculum gestrafft und auf den Intensivbereich fokussiert wurde, was Bechtel besonders kritisiert: „Wir haben es hier mit einer Schmalspurausbildung zu tun, die zu einer Gefährdung der Patientenversorgung führen kann. Die hochkomplexen Versorgungsprozesse auf einer Intensivstation erfordern eine fundierte Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege und eine entsprechende Weiterbildung für den Intensivbereich, die darauf aufbaut.“ Dies könne nicht in drei Jahren vermittelt werden.
Es rächt sich jetzt, dass mit Einführung der DRGs viele Kliniken den Rotstift in Form eines massiven Stellenabbaus ansetzten, wovon besonders die Pflege betroffen war. Untersuchungen des statistischen Bundesamts zeigen, dass 2010 allein 140.000 Vollzeitstellen für den Krankenhaussektor in der Pflege fehlten. Die Studie „Pflege-Thermometer 2012" des Deutschen Instituts für angewandte Pflege-Forschung in Köln belegt, dass zwei Drittel der Intensivstationen in deutschen Kliniken personell zu dünn oder nur mit unzureichend qualifiziertem Personal besetzt sind. Diesem Mangel will der Klinikverbund Südwest nun mit der Ausbildung zur IPK entgegenwirken. Bechtel: „Die Wurzel des Problems wird damit natürlich nicht erfasst, genau das wäre aber wichtig, um neue Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden.“ Erstes Ziel müsse es sein, die Arbeitsbedingungen auf den Intensivstationen attraktiver zu gestalten. Dazu gehöre eine ausreichend quantitative und qualitative Personalausstattung. „Und wir brauchen mehr Konzepte, wie wir junge Kollegen nach dem Examen langsam und sicher in die Intensivpflege einführen“, fordert Bechtel, der eine wesentliche Ursache für den Personalnotstand auch im schlechten Image des Pflegeberufs sieht: „Selbst in der Intensivpflege spielt das Thema der fehlenden Wertschätzung durch den ärztlichen Dienst eine nicht unerhebliche Rolle.“ Häufig werde die pflegerische Meinung und Expertise nicht in die Therapieplanung einbezogen, das sorge für viel Ärger und Frustration.
Eine weitere Crux an der Sache: Die Modellausbildung zur IPK ist staatlich nicht anerkannt. „Es handelt sich um einen isolierten Ausbildungsgang, der nirgends verankert ist. Er wurde aus der Not geboren und stellt aus meiner Sicht einen absoluten Irrweg dar“, macht der Vorstandsvorsitzende deutlich. Sowohl der berufliche Aufstieg wie auch die rechtlichen Rahmenbedingungen zur Ausübung der Tätigkeit könnten nur innerhalb des Klinikverbundes geregelt sein und keine darüber hinausgehende Geltung haben.
Anmerkung
Hintergrund dieser Pressemitteilung ist die aktuell veröffentlichte Studie des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) zum Thema „Grundständige Ausbildung in der Intensiv- und Psychiatriepflege“. Das Gutachten wurde im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) erstellt, die einen möglichen Lösungsansatz für den Fachkräftemangel in der Entwicklung solcher Direktqualifikationen sieht.Der Klinikverbund Südwest hat bereits ein Ausbildungsmodell entwickelt, das es Absolventen mit mittlerer Reife ermöglicht, sich in nur drei Jahren zur Intensivpflegefachkraft (IPK) ausbilden zu lassen. Das Konzept stößt beim Bundesverband Pflegemanagement vor allem deshalb auf heftige Kritik, weil die Sicherheit der Patientenversorgung auf dem Spiel steht.
Quelle: Bundesverband Pflegemanagement, 22.10.2012 (tB).