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Alzheimer-Demenz
Versorgungsforschung für mehr Behandlungsqualität & Kostenbewusstsein
Berlin (4. Juni 2009) – Im Rahmen einer Pressekonferenz der BARMER und von Merz Pharmaceuticals wurden erstmals Daten aus einer Versorgungsanalyse basierend auf Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2005 von Patienten mit diagnostizierter Alzheimer-Demenz für Deutschland vorgestellt. „Mit dieser retrospektiven Datenanalyse wird erstmals die medikamentöse Versorgungssituation unserer Versicherten mit Alzheimer-Demenz abgebildet. Unser Ziel ist es, darauf aufbauend in Expertengesprächen die Lebens- und Behandlungsqualität unserer Versicherten kontinuierlich zu optimieren“, so die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der BARMER, Birgit Fischer, in Berlin. Ein Ergebnis dieser vom Institut für Empirische Gesundheitsökonomie (IfEG) durchgeführten Kostenanalyse ist, dass etwa ein Drittel der Patienten mit diagnostizierter Alzheimer-Demenz weder eine Demenz-fokussierte Therapie noch Psychopharmaka erhielten. Circa die Hälfte der untersuchten Patienten bekamen keine spezifischen Antidementiva, sondern wurden nur mit Psychopharmaka, Hypnotika und/oder Sedativa behandelt. Eine weitere wichtige Erkenntnis dieser Versorgungsanalyse ist, dass bei einer antidementiven Behandlung, hier mit Memantine, geringere Nachfolgekosten ermittelt wurden, die jährlichen Gesamtkosten lagen um 11 Prozent niedriger als in der nicht symptomatisch behandelten Gruppe.
Die heutige Versorgungsforschung nimmt die Versorgung der Patienten unter Alltagsbedingungen unter die Lupe: Sie ist ein multidisziplinäres, problemorientiertes Forschungsfeld, welches untersucht, wie Finanzierungssysteme, Organisationsstrukturen und –prozesse und Gesundheitsbezogene Technologien sowie weitere Fragestellungen, die den Zugang zur Gesundheitsversorgung, deren Qualität und die Kosten sowie Gesundheit und Wohlbefinden der Patienten beeinflussen.
Dr. Eugen Wilbert, Geschäftsführer Marketing & Vertrieb Merz Pharmaceuticals GmbH, Frankfurt: “Es ist für uns als pharmazeutisches Unternehmen mit eigener Forschung eine Notwendigkeit auch qualitativ hochwertige Versorgungsstudien durchzuführen, um nicht an den Bedürfnissen von Betroffenen vorbei zu forschen. Deshalb unterstützt Merz Versorgungsforschungsprojekte. Wir danken der BARMER für diese effektive Zusammenarbeit bei dieser Versorgungsanalyse, deren Ergebnisse hilfreich sein werden, um die Versorgung der Alzheimer-Patienten weiter zu verbessern.“
Im Rahmen einer intensiven Kooperation der BARMER, Merz Pharmaceuticals und dem Institut für Empirische Gesundheitsökonomie wurden erstmals Daten der BARMER für Patienten mit der Diagnose Alzheimer-Demenz für Deutschland analysiert und umfassend dargestellt. „Die BARMER engagiert sich für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Beteiligten im Gesundheitswesen“, so Fischer. „Wir setzen uns mit unseren Möglichkeiten dafür ein, aus Daten Wissen zu gewinnen, um für unsere betroffenen Versicherten mit einem multiprofessionellen Team an Verbesserungen zur Bewältigung der jeweiligen Krankheit zu arbeiten.“
BARMER-Daten: Methodik und Ziele der Auswertung
In der vorliegenden Analyse der kompletten Abrechnungsdaten aus dem Jahre 2005 der BARMER für Patienten mit der Diagnose Alzheimer-Demenz wird die Versorgungs- und die Kostenstruktur der Versicherten dargestellt. Die Auswertung erforderte eine aufwändige Zusammenführung des vorliegenden Datenmaterials von 9.98 Mio. Datensätzen aus 11 einzelnen Datenbanktypen der BARMER. Die Patientendaten wurden in anonymisierter Form an das unabhängige Institut für Empirische Gesundheitsökonomie (IfEG) übergeben und ausgewertet. Insgesamt wurden in die Auswertung 35.684 Patienten eingeschlossen.
Fokus der Auswertung der BARMER-Daten ist die Erfassung der Versorgungssituation, der Vergleich der Gesamtkosten und der Kostenstruktur von 21.512 unterschiedlich therapierten Patienten mit Alzheimer-Demenz in drei Versorgungsgruppen:
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Memantine-Gruppe: Patienten mit einer Memantine-Verordnung ohne zusätzlichen Einsatz anderer Antidementiva, Psychopharmaka oder Hypnotika/Sedativa (1.448 Patienten).
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PHS-Gruppe: Patienten, die Psychopharmaka und/oder Hypnotika/Sedativa, aber keine Antidementiva erhielten (12.561 Patienten).
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Gruppe keine Arzneimitteltherapie: Patienten, die weder Antidementiva noch Psychopharmaka oder Hypnotika/Sedativa erhielten (7.503 Patienten).
Vorliegende Grunderkrankungen wurden in allen Gruppen behandelt.
Ergebnisse der Versorgungsanalyse bei Alzheimer-Demenz
Die Analyse der BARMER-Daten hinsichtlich der Versorgungsstruktur zeigte, dass der Anteil der Unter- oder Fehlversorgung bei den Patienten, trotz diagnostizierter Alzheimer-Demenz bei etwa einem Drittel bzw. der Hälfte liegt:
Circa ein Drittel der Patienten (7.503) erhielten keine Arzneimitteltherapie und 12.561 Patienten wurden nur mit Psychopharmaka, Hypnotika oder Sedativa behandelt. Eine Therapie mit Memantine ohne zusätzlichen Einsatz anderer Antidementiva, Psychopharmaka, Hypnotika und/oder Sedativa erhielten sieben Prozent (1.448) Patienten.
Niedrigste Gesamtkosten bei Memantine-Behandlung
Die Ergebnisse der BARMER-Versorgungsanalyse zeigen, dass in der Memantine-Gruppe für die Patienten mit einer medikamentösen antidementiven Behandlung die niedrigsten durchschnittlichen jährlichen Gesamtkosten entstehen (Abb.1).
Abbildung1: Bei der Gesamtbetrachtung der Kosten (Pflegekosten, Klinikaufenthalt, Arzneimittel, Behandlungskosten, Hilfsmittel, Heilmittel) ergaben sich im Mittel für das Jahr 2005 pro Alzheimer- mit 7.028 € Patient in der Memantine-Gruppe die niedrigsten Kosten, im Vergleich zu der PHS-Gruppe mit 13.549 € und der Gruppe ohne Arzneimitteltherapie mit 8.818 €.
Eine Matched pairs-Analyse wurde zusätzlich zur Generierung vergleichbarer Populationen nach den Kriterien Alter, Geschlecht, Pflegeart und Medikation (kontinuierliche Verordnung von Memantine bzw. Psychopharmaka oder Hypnotika/Sedativa in 2005) durchgeführt. Pro Gruppe erfüllten 527 Patienten diese Kritierien. Auch hier bestätigen die Ergebnisse: die geringsten durchschnittlichen jährlichen Gesamtkosten traten bei den Patienten der Memantine-Gruppe auf und die höchsten Kosten in der PHS-Gruppe, insbesondere bedingt durch höhere Pflege- und Klinikkosten. Im Vergleich zu der Gruppe der unbehandelten Patienten entstehen trotz höherer spezifischer Arzneimittelkosten insgesamt 11 Prozent weniger Gesamtkosten. Wohingegen die durchschnittlichen Gesamtkosten bei Patienten der PHS-Gruppe um 37 Prozent höher lagen.
Auch im Vergleich zu der Gruppe ohne Arzneimitteltherapie zeigten sich Unterschiede zur Gruppe mit einer antidementiven Therapie. Zwar sind erwartungsgemäß die Arzneimittelkosten in der Memantine-Gruppe höher, die niedrigeren Arzneimittelkosten in der Gruppe mit den unbehandelten Patienten wurden jedoch durch höhere Klinik- und Pflegekosten im Gesamtkostenvergleich mehr als kompensiert. Die Vorteile einer Therapie mit Antidementiva leiten sich aus folgenden Einzelpositionen der ermittelten Kostenstruktur ab (Abb. 2):
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Durchschnittlich geringste Pflegekosten in der Memantine-Gruppe. versus PHS-Gruppe mit +156 Prozent und der Gruppe ohne Arzneimitteltherapie mit +58 Prozent.
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Durchschnittliche ambulante ärztliche Behandlungskosten sind in der PHS-Gruppe mit insgesamt 312,21 € um 43 Prozent höher als in der Memantine-Gruppe.
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Die durchschnittlich niedrigsten Klinikkosten in der Memantine-Gruppe, im Vergleich zu der PHS-Gruppe +92 Prozent und der Gruppe keine Arzneimitteltherapie +30 Prozent.
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Mittlere Kosten der Heil- und Hilfsmittel sind in der PHS-Gruppe um +72 Prozent und in der Gruppe unbehandelter Patienten mit +69 Prozent höher als in der Memantine-Gruppe.
Abbildung 2: Verteilung der Gesamtkosten bezogen auf die erfassten Kostenpositionen.
„Die Ergebnisse zeigen, dass eine nicht-antidementive Arzneimitteltherapie der Alzheimer-Demenz besonders in der Pflege höhere Kosten generiert. Die günstigsten Ergebnisse in der Gesamtkostenbetrachtung traten trotz höherer spezifischer Arzneimittelkosten in der Memantin-Gruppe auf“, so Prof. Reinhard Rychlik, Leiter der Versorgungsstudie beim IfEG.
Qualitätssicherung bei Alzheimer-Demenz
Die Alzheimer-Demenz stellt aufgrund der demografischen und therapeutischen Entwicklungen eine große Herausforderung für die gesamte Gesellschaft dar. Die Ergebnisse der Versorgungsforschung zeigen, so Dr. Michael Lang, Neurologe aus Ulm: "Bei der Behandlung der Alzheimer-Demenz dürfen wir nicht am falschen Ende sparen, der Fokus muss weg von der bloßen Betrachtung der reinen Medikamentenkosten. Stattdessen geht es um die frühe Therapie und um die effiziente Nutzung der vorhandenen Möglichkeiten unter Einbeziehung der Umgebung des Erkrankten." In einem multimodalen Therapieansatz für mehr Behandlungsqualität nach den Erkenntnissen der modernen und evidenzbasierten Medizin und somit den längeren Erhalt der Alltagskompetenz sowie der Lebensqualität liegt für Patienten, Angehörige und die gesamte Gesellschaft der größte Gewinn.
Hintergrund
BARMER
Einen zuverlässiger Partner in Sachen Gesundheit finden rund 7 Millionen Versicherte in der BARMER. Rund 17 Milliarden Euro gibt die BARMER jährlich für die medizinische Versorgung ihrer Versicherten aus. Sie unterhält vertragliche Beziehungen u. a. zu rund 134.000 niedergelassenen Ärzten, 2.100 Krankenhäusern und 22.000 Apotheken in Deutschland. Gleichzeitig setzt sie sich dafür ein, dass den Menschen durch eigenverantwortliches Handeln im Sinne von mehr Prävention in allen Lebensbereichen und in jedem Alter ein gesünderes, besseres und längeres Leben ermöglicht wird.
Merz Pharmaceuticals
Merz Pharmaceuticals, ein Tochterunternehmen von Merz Pharma, ist ein innovatives und internationales Healthcare-Unternehmen, das sich auf die Forschung und Entwicklung von Medikamenten für neurologische und psychiatrische Erkrankungen konzentriert. Merz Pharmaceuticals ist führend im Bereich der Alzheimer-Forschung und hat den weltweit ersten Wirkstoff (Memantine) zur Behandlung von moderater bis schwerer Alzheimer-Demenz entwickelt. Weitere Indikationsgebiete, in denen Merz Pharmaceuticals aktiv ist, sind die Dermatologie sowie Stoffwechselkrankheiten Weitere Informationen www.merz.de
Über Memantine (Axura®)
Memantine (Axura®) ist ein N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor Antagonist und einziger Vertreter dieser Klasse unter den Antidementiva. Memantine wirkt spezifisch auf das glutamaterge System. Glutamat ist der am weitesten verbreitete erregende Neurotransmitter im zentralen Nervensystem. Die Modulation der glutamatergen Neurotransmission ist ein Hauptangriffspunkt zur Behandlung der Alzheimer Erkrankung. Memantine wurde von Merz entwickelt und an Forest Laboratories für die USA sowie Lundbeck für verschiedene europäische Länder und internationale Märkte auslizensiert. Die Fachinformation zu Axura® finden Sie unter www.axura.de
Download
Abstract_Prof. Rychlik.pdf (26.52 KB)
Statement Birgit Fischer_BARMER.pdf (31.46 KB)
Hintergrundtext Memantine_Fachmedien.pdf (107.42 KB)
Quelle: Pressekonferenz BARMER & Merz Pharmaceuticals GmbH: „Alzheimer-Demenz – Versorgungsforschung für mehr Behandlungsqualität & Kostenbewusstsein“, 04.06.2009, Berlin (tB).