MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Angeborener Immundefekt bei Kindern erkannt

Charité erklärt Anfälligkeit für bakterielle Infektionen

 

Berlin (1. August 2008) – Ein Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat jetzt erstmals erkannt, dass eine angeborene Störung der natürlichen Immunabwehr für schwere Infektionen, wie bakterielle Hirnhaut- oder Gelenkentzündungen, bei Kindern verantwortlich ist. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Science * beschreibt Kinderarzt Dr. Horst von Bernuth von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Pneumologie und Immunologie diese bisher unbekannte Abwehrschwäche.

 

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Abwehrschwäche auf einem Defekt des Proteins MyD88 beruht. Dieses ist innerhalb des angeborenen Abwehrsystems essentiell für die Signalübertragung so genannter Toll-like Rezeptoren, die Erregerbestandteile erkennen und dann die Aktivierung von Abwehrzellen steuern. Ist das Gen MYD88 mutiert, kommt es zu einem vollständigen Verlust der Signalübertragung. Die Zellen des angeborenen Abwehrsystems schaffen es dann nicht mehr, alarmierende Botenstoffe zu bilden. Die Bekämpfung eingedrungener Bakterien findet bei betroffenen Patienten vermutlich zu spät statt. Daher können bakterielle Infektionen im Säuglings- und Kindesalter schwere bis tödliche Folgen haben. Mit dem Heranwachsen entwickelt das Immunsystem alternative Abwehrmechanismen, so dass die Anfälligkeit für Infektionen im Jugendalter deutlich abnimmt.

Im Zentrum der Studie, die im Rahmen eines geförderten Forschungsaufenthaltes im Pariser Kinderkrankenhaus Necker erfolgte, standen Kinder, die meist ohne Fieberanstieg immer wieder an eitrigen Haut-, Gelenk-, Hirnhautentzündungen und an Blutvergiftungen erkrankten. "Da diese Anfälligkeit teilweise familiär gehäuft und in Familien mit einem hohen Grad an Verwandtschaftsehen auftrat, lag der Verdacht auf eine erbliche Abwehrschwäche nahe", sagt Dr. von Bernuth. Diese Vermutung hat sich bestätigt: Bei allen untersuchten Kindern konnten autosomal rezessive Mutationen im Gen MYD88 identifiziert werden. Das bedeutet, dass die betroffenen Kinder zwei mutierte Gene tragen und die Eltern als symptomlose Überträger nur eines.

Mit den neuen Erkenntnissen verbindet sich die Hoffnung, diesen Immundefekt in Zukunft frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig eine dauerhafte vorbeugende Therapie mit Antibiotika einzuleiten. Auch Schutzimpfungen entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) sind für die betroffenen Kinder besonders wichtig. "Diese Forschungsergebnisse können Leben retten", sagt Dr. von Bernuth. "Früh diagnostiziert und rechtzeitig behandelt haben diese kleinen Patienten eine deutlich höhere Überlebenschance."

*Horst von Bernuth, et al.: Pyogenic Bacterial Infections in Humans with MyD88 Deficiency. Science August 2008; 321: 691-696


Quelle: Pressemitteilung der Charité-Universitätsmedizin Berlin vom 01.08.2008 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…