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37. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (Mannheim vom 24. – 27.9.2008)
„Angiologe gesucht“ – schon heute zu wenig Gefäßmediziner bei steigenden Patientenzahlen
Mannheim (24. September 2008) – Es gibt in Deutschland knapp 600 Gefäßmediziner (= Angiologen) in der Niederlassung und in den rund 1.100 großen Krankenhäusern (mehr als 100 Betten). Nicht jede große Klinik hat also einen voll ausgebildeten Angiologen im Ärzteteam, der besonders bei Patienten in fortgeschrittenen Stadien einer Gefäßerkrankung so wichtig ist. Diese Patienten können dort, wo kein Angiologe vor Ort ist, nicht angemessen behandelt werden.
Prof. Sebastian Schellong meint: „Wir steuern auf eine Katastrophe zu, denn jedes Bundesland hat zu wenig Angiologen. In den nördlichen Flächenstaaten wie Schleswig – Holstein und Mecklenburg – Vorpommern sieht es schon heute katastrophal aus. Hier müssen sich mehr als 400.000 Einwohner einen einzigen Angiologen teilen. Neben weiten Fahrwegen kann der meist ältere Patient im Akutzustand in diesen Regionen nicht mehr gefäßmedizinisch versorgt werden. Vernünftig und ärztlich vertretbar sind ein Angiologe pro 100.000 Einwohnern, und das fordert die DGA im Interesse der Patienten entschieden.“
Angiologie: Ausbildungskrise an Universitäten und in Klinik und Praxis
Ferner hapert es in den medizinischen Lehrstühlen: 12 von 35 Universitätskliniken haben nicht einmal einen angiologischen Fachvertreter für die angiologische Lehre. Bei den 12 Universitäten wird die Angiologie nicht durch einen Angiologen gelehrt, sondern z.B. durch einen Kardiologen oder Gefäßchirurgen.
Die 35 Universitäten verfügen über vier Professuren für Angiologie. Wo nicht ausgebildet wird, gibt es meist in dieser Region auch keine Angiologen. So „vererbt“ sich diese Mangelsituation in unsere medizinische Versorgungswirklichkeit: Trotz medizinischer und pharmazeutischer Fortschritte fehlt bereits heute das qualifizierte Personal, auch zur Weiterbildung des ärztlichen Nachwuchses in Klinik und Praxis.
Um dieser bedenklichen Entwicklung gegenzusteuern, engagiert sich die DGA in der Nachwuchsförderung und Weiterbildung schon lange: Seit den 60er Jahren verleiht die DGA mehrere wissenschaftliche Preise. Die Preisverleihungen finden heute zur Eröffnung der DGA-Jahrestagung um 19 Uhr im Saal A. Schönberg statt.
Die DGA begann 2006 das überhaupt erste strukturierte Fort- und Weiterbildungsangebot für Internisten mit dem Schwerpunkt Angiologie. Top – Gefäßexperten vermitteln mit dieser „Speziellen Angiologischen Fortbildung“ (SAF) gefäßmedizinisches Wissen auf dem neuestem Stand – unabhängig von Interessen aus der Industrie. In der VASA, dem offiziellen Organ der deutschen, österreichischen, schweizerischen und tschechischen Gesellschaften für Gefäßmedizin werden die Übersichtsarbeiten der Fortbildungen veröffentlicht. Schon lange nimmt der Angiologe eine Schlüsselrolle in der Behandlung von Gefäßpatienten ein. Deshalb setzt sich die DGA dafür ein, dass sich die Weiterbildungsordnung für internistische Angiologen von Zeit zu Zeit der Versorgungswirkllichkeit anpasst.
Immer mehr Gefäßkranke kommen auf uns zu
Weil die Menschen länger leben und gleichzeitig weniger geboren werden, altert und schrumpft die deutsche Bevölkerung. Durch das Nachrücken der geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter haben wir in den nächsten 40 Jahren immer mehr Ältere und hochbetagte Menschen. Die altersabhängigen Krankheiten, wie auch Gefäßerkrankungen, werden stark zunehmen. Das Fritz-Beske-Institut prognostiziert bis 2050 eine Verdoppelung der Schlaganfälle und Herzinfarkte. Im Vergleich zu 2005 werden wir im Jahr 2050 ca. 44 Prozent mehr 65-Jährige und Ältere haben – sie stellen dann über die Hälfte der Bevölkerung dar. Die Gruppe der über 80-Jährigen wird sich in den nächsten 50 Jahren verdreifachen von heute 3,2 Millionen auf 9,1 Millionen. Schon heute haben mehr als 20 Prozent der über 65-Jährigen eine Durchblutungsstörung der Beingefäße aufgrund einer Gefäßverkalkung.
Erschwerend kommt hinzu, dass rund 8 Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes mellitus erkrankt sind – Tendenz drastisch steigend. Die meisten erkranken an Diabetes Typ 2, dem so genannte Lifestyle-Diabetes. Jeder Diabetespatient ist auch ein Gefäßpatient, denn die Zuckerkrankheit verursacht als Folge oft schlecht durchblutete Gefäße im ganzen Körper. 80 Prozent aller Typ 2-Diabetiker sterben an Herz- und Gefäßkrankheiten. Nehmen diese Patientengruppen so stark zu wie von den Experten angenommen, droht der Kollaps in der Gesundheitsversorgung: Die Nachfrage nach gefäßmedizinischen Behandlungen wird weiter wachsen, das Ärzteangebot schwächelt schon heute, der Nachwuchs bleibt aus: Kippt die Lage?
Quelle: Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für Angiologie vom 24.09.2008 (tB).