Behandlung in den ersten Minuten und Stunden ist entscheidend für den gesamten Krankheitsverlauf

Aufbau eines Nationalen Notaufnahmeregisters

 

Gießen (9. Oktober 2013) – Bei der Versorgung von Notfallpatienten sind die ersten Stunden entscheidend: In der Notaufnahme werden zahlreiche Untersuchungen durchgeführt, Patienten stabilisiert und auf Basis der gestellten Diagnosen die weiterführende Therapie geplant und eingeleitet. Dabei gilt es alle relevanten Informationen und Entscheidungen zu dokumentieren, damit die weiterbehandelnden Kollegen die bisherige Behandlung nachvollziehen und fortführen können.

 

Für ein Verbundforschungsprojekt zum Aufbau eines Nationalen Notaufnahmeregisters hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung über drei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die positive Nachricht überbrachte Dr. Helge Braun, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, den Projektpartnern am Mittwoch an der Justus-Liebig-Universität Gießen persönlich.

 

„Bei einer akuten Erkrankung ist die Behandlung in den ersten Minuten und Stunden entscheidend für den gesamten Krankheitsverlauf. Gleichzeitig ist das Notfallgeschehen sehr schwierig in standardisierten klinischen Studien zu erfassen. Um hier die Versorgung zu verbessern, wird das Notfallregister in den kommenden Jahren einen wichtigen Beitrag leisten. Es ist ein hervorragendes Beispiel für das Ziel der Bundesregierung, im Aktionsfeld Versor-gungsforschung die Bedürfnisse der Patienten in den Mittelpunkt zu stellen.", sagte Dr. Braun.

Die Sektion Notaufnahmeprotokoll der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) hat unter der Leitung von Prof. Dr. Felix Walcher (Goethe Universität Frankfurt) ein Protokoll für eine standardisierte strukturierte Dokumentation in der Notaufnahme entwickelt. Um für die verschiedenen Fragestellungen die relevanten Daten zusammenführen zu können, ist der Aufbau einer dezentralen IT-Infrastruktur geplant. Bei dieser von der Sektion Medizinische Informatik in Anästhesie und Intensivmedizin der JLU entwickelten IT-Architektur bleiben die Daten in den einzelnen Kliniken und damit im Behandlungskontext. Erfolgt eine Anfrage für eine wissenschaftliche Fragestellung, so werden unter Wahrung des Datenschutzes nur die erforderlichen Daten zusammengeführt.

Voraussetzung für ein solches Register ist die Integration der Softwarekomponenten in die IT-Infrastruktur in den jeweiligen Kliniken. Dazu wird das Notaufnahmeprotokoll der DIVI in Zusammenarbeit mit der Hochschule Niederrhein, der JLU Gießen und Health Level Seven Deutschland (HL7), einer Standardisierungsorganisation zur Verbesserung des Austauschs medizinischer Informationen, formalisiert.

Ein wichtiger Punkt ist die Prüfung auf eine erfolgreiche Anonymisierung der Daten. So können Personen anhand von beschreibenden Daten (zum Beispiel: 85 Jahre, männlich, Körpergröße) auch ohne Angabe von Namen, Geburtsdatum oder Adresse identifiziert werden. Bei der Umsetzung werden daher Projektergebnisse der TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung – genutzt, mit der Datensätze auf Alleinstellungsmerkmale geprüft und ggf. durch Kategorisierung oder Ausschluss des Datensatzes die Anonymität der Patienten sichergestellt werden können.

Mit dem Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM) der Universität Witten Herdecke, der Hochschule Niederrhein, dem Robert-Koch-Institut und dem Hessischen Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) steht in dem Projekt eine breite Epidemiologische Kompetenz zur Verfügung, die die verschiede Fragestellungen aus dem Bereich der Versorgungsforschung mit den Daten des dezentralen Registers bearbeiten und so die Machbarkeit der IT-Infrastruktur evaluieren wird.

 

 

Geförderte Konsortialpartner:

DIVI weltweit einzigartig

Die 1977 gegründete DIVI ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 2000 Anästhesisten, Neurologen, Chirurgen, Internisten, Kinder- und Jugendmedizinern sowie Fachkrankenpflegern und entsprechenden Fachgesellschaften: Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus. Insgesamt bündelt die DIVI damit das Engagement von mehr als 30 Fachgesellschaften und persönlichen Mitgliedern.


Goethe Universität Frankfurt

Die Goethe Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn drittmittelstärksten und größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Parallel dazu erhält die Universität auch baulich ein neues Gesicht. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht ein neuer Campus, der ästhetische und funktionale Maßstäbe setzt. Die „Science City“ auf dem Riedberg vereint die naturwissenschaftlichen Fachbereiche in unmittelbarer Nachbarschaft zu zwei Max-Planck-Instituten. Mit über 55 Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität laut Stifterverband eine Führungsrolle ein.


Justus-Liebig-Universität

Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die rund 26.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissen¬schaften – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System – ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture – GCSC).


Hochschule Niederrhein

Die Hochschule Niederrhein ist eine renommierte Bildungs- und Forschungsstätte an den Standorten Krefeld und Mönchengladbach. Mit rund 12.600 Studierenden gehört die Hochschule Niederrhein zu den vier größten Fachhochschulen in Deutschland. Gegründet am 1. August 1971, sind nunmehr die Fachbereiche Elektrotechnik und Informatik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Wirtschaftsingenieurwesen sowie Gesundheitswesen (seit 1999 mit den Fächern E-Health, Health Care Management und Angewandte Therapiewissenschaften) angesiedelt. In Krefeld West sind die Fachbereiche Chemie und Design zu Hause. Und in Mönchengladbach haben neben dem größten Fachbereich der Hochschule, Wirtschaftswissenschaften, die Fachbereiche Oecotrophologie, Sozialwesen und Textil- und Bekleidungstechnik ihren Sitz. Bewerber haben die Wahl zwischen über 40 Bachelor- und mehr als 20 Masterstudiengängen. Dabei nehmen die Angebote berufs- begleitender und dualer Studiengänge eine immer größere Rolle ein.


Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM)

Das Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM) mit dem Lehrstuhl für Chirurgische Forschung (Prof. Neugebauer) gehört seit 2005 zur privaten Universität Witten/Herdecke GmbH ist mit über 40 Mitarbeitern eines der größten und forschungsstärksten Instituten der Universität mit einem hohen Anteil an Drittmittelförderung. Die inhaltlichen Forschungsschwerpunkte liegen vorwiegend auf den Gebieten Schwerverletzten-Versorgung, Regenerative Medizin (Wund- und Frakturheilung), Patient Reported Outcomes (Schmerz, Lebensqualität etc.) und Patientenorientierung (Information, Kommunikation, Mitentscheidung). Die vier Abteilungen des IFOM (Experimentelle Forschung, Klinische Forschung, Evidenzbasierte Versorgungsforschung und Biometrie & Registerforschung) unterstützen neben eigenen Projekten auch die Forschungsaktivitäten der klinischen Lehrstühle am Campus Köln-Merheim der Universität. Seit seiner Gründung wird das TraumaRegister DGU® der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, an dem sich aktuell über 600 Kliniken aus 8 Ländern beteiligen, vom IFOM inhaltlich und personell unterstützt.


Robert Koch Institut

Das Robert Koch Institut (RKI) ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention und damit auch die zentrale Einrichtung des Bundes auf dem Gebiet der anwendungs- und maßnahmenorientierten biomedizinischen Forschung. Die Kernaufgaben des RKI sind die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten, insbesondere der Infektionskrankheiten. Zu den Aufgaben gehört der generelle gesetzliche Auftrag, wissenschaftliche Erkenntnisse als Basis für gesundheitspolitische Entscheidungen zu erarbeiten. Vorrangige Aufgaben liegen in der wissenschaftlichen Untersuchung, der epidemiologischen und medizinischen Analyse und Bewertung von Krankheiten mit hoher Gefährlichkeit, hohem Verbreitungsgrad oder hoher öffentlicher oder gesundheitspolitischer Bedeutung.


Das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen

Eine der Hauptfürsorgepflichten des Landes Hessen ist der Schutz der hessischen Bevölkerung vor gesundheitlichen Gefahren, so auch § 1 Abs. 1 Hessisches Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst (HGöGD.) Dies wird durch die Einrichtungen und Institutionen des öffentlichen Gesundheitswesens gewährleistet. Das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) ist als Landes¬oberbehörde mit seinen drei Abteilungen ein wesentlicher Bestandteil dessen. Die Abteilung I „Gesundheitsschutz“ mit Sitz in Dillenburg hat gemäß dieser Zielsetzung die Kernaufgabe, das Hessische Sozialministerium und die Gesundheitsämter dabei zu unterstützen, Gefahren für die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger Hessens frühzeitig zu erkennen und bei der Planung und Durchführung von Maßnahmen zur schnellen Bewältigung von Gefahrenmomenten und Krisensituationen im Gesundheitsbereich maßgeblich mitzuwirken. Das umfasst im Einzelnen die gezielte Dokumentation und die Auswertung ausgesuchter epidemiologischer, infektiologischer, toxikologischer, umwelthygienischer und anderer gesundheitsrelevanter medizinischer Daten sowie die Durchführung analytischer Arbeiten im Bereich der infektiologischen Diagnostik, der Wasserhygiene, der Hygiene in Gesundheits- und Gemeinschaftseinrichtungen.

Die TMF — Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (kurz: TMF) ist eine Non-Profit-Organisation (gemeinnütziger Verein) mit Sitz in Berlin. Ihre Aufgabe ist es, die organisatorischen, rechtlichen und technologischen Voraussetzungen für die klinische, epidemiologische und translationale Forschung zu verbessern. Die TMF wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Mitglieder sind überregionale medizinische Forschungsnetzwerke, vernetzt arbeitende universitäre und außeruniversitäre Forschungsinstitute oder -zentren, Methodenzentren, regionale Verbundprojekte sowie kooperative Studiengruppen.

 


 

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, 09.10.2013 (tB).

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