Basisschulung reicht bei Diabetes nicht immer aus

DDG fordert mehr problemspezifische Schulungen

 

Bochum (7. August 2008) – Die meisten Menschen mit Diabetes leiden darüber hinaus an Folge- oder Begleiterkrankungen. Um das Risiko schwerer Folgen wie Unterzucker oder Amputationen von Gliedmaßen zu senken, fordert die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) mehr problemspezifische Schulungen für Patienten. Diese ermöglichen Betroffenen auch mit Begleit- und Folgeerkrankungen des Diabetes besser umzugehen und weiteren Komplikationen vorzubeugen.

 

Ein häufig auftretendes Problem ist, Unterzucker wahrzunehmen: Rund ein Drittel aller Patienten mit Diabetes Typ 1 haben regelmäßig zu niedrige Blutzuckerwerte. Diese müssen sie rechtzeitig erkennen, um schnell handeln zu können. Denn eine mögliche Folge ist Bewusstlosigkeit. Dies können sie vermeiden, indem sie ausreichend Kohlenhydrate zu sich zu nehmen.

 

Um die Patienten hierfür zu sensibilisieren, gibt es in Deutschland zwei Schulungsangebote: Das Blutglukosewahrnehmungs-Training für Typ-1-Diabetiker (BGAT) und Hypoglykämie – Positives Selbstmanagement (HyPOS). Letzteres entwickelte die Arbeitsgruppe um Dr. Dipl.-Psych. Bernhard Kulzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Psychologie und Verhaltensmedizin der DDG. Eine Modellrechnung zeigte, dass Teilnehmer die Kontrolle ihres Blutzuckers mit dem Programm verbessern und dadurch Kosten in der Diabetes-Therapie eingespart werden können. „Auch die modifizierte HyPOS-Fassung, die wir für den stationären Bereich entwickelt haben, erreichte in ersten Studien gute Ergebnisse“, berichtet Professor Dr. phil. Norbert Hermanns, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Psychologie und Verhaltensmedizin in der DDG.

 

„Am meisten gefürchtet ist jedoch das diabetische Fußsyndrom“, erklärt Dr. Kulzer. Diese Erkrankung kann als Folge des Diabetes mellitus auftreten: Bis zu zehn Prozent aller Diabetes-Patienten haben im Verlauf ihrer Erkrankung schlecht heilende Wunden an den Füßen. In einigen Fällen müssen diese ganz oder teilweise amputiert werden. Um dem Fußsyndrom vorzubeugen, existiert das BARFUSS-Schulungsprogramm. Dieses ist noch nicht publiziert, zeigte in ersten Studien aber positive Effekte: Die Füße waren sensibler und weniger druckempfindlich. Die DDG zertifizierte BARFUSS bereits, nicht jedoch das Bundesversicherungsamt (BVA).

 

Weitere Schulungen – unter anderem für Neuropathie (Neuros) oder erektile Dysfunktion (Wenus) – sind noch nicht ausgewertet und deshalb von DDG und BVA noch nicht anerkannt. „Für Patienten mit diabetesspezifischen Folgekomplikationen gibt es noch zu wenige Schulungen“, meint Dr. med. Michael Krichbaum, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Psychologie und Verhaltensmedizin in der DDG. Besonders bei diabetesbedingten Gefäßerkrankungen und psychischen Problemen fehlen Behandlungsprogramme. Mit BGAT und HyPOS stehen zwar zwei effiziente Schulungen zur Verfügung – zusätzliche seien jedoch notwendig, um Kosten für Patienten und Kostenträger einzusparen und schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.

 

Quelle

  • Hermanns, N.; Kulzer, B.; Krichbaum, M.: Problemspezifische Patientenschulung, Der Diabetologe 2008; 5: 361-367


 

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) vom 07.08.2008.

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