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Behandlung mit Mistelextrakten
Mistelpräparate in der Evidenz basierten Medizin
Berlin (25. März 2006) – Die Behandlung mit Mistelextrakten wie Iscador ist ein fester Bestandteil der Krebstherapie. Mistelpräparate werden seit über 85 Jahren ergänzend zur onkologischen Basisbehandlung eingesetzt. Sie gehören heute zu den am meisten verordneten Krebsarzneimitteln und sind damit zu einer biologischen Standardtherapie geworden. Dennoch entstehen häufig Diskussionen, insbesondere im Hinblick auf die Studienmethodik komplementärmedizinischer Therapien. In diesem Zusammenhang werden auch immer wieder Wirksamkeit und Sicherheit von Mistelextrakten in Frage gestellt.
Um den Stellenwert der Komplementärmedizin im Rahmen der Evidenz basierten Medizin (EbM) kritisch zu beleuchten, richtete die Weleda AG im Rahmen des 27. Deutschen Krebskongresses 2006 eine Pressekonferenz aus, in der die drei Referenten – Prof. Dr. med. Gerd A. Nagel, Prof. Dr. med. Franz Porzsolt und Prof. Dr. med. Reinhard Saller – unter der Moderation der Diplom-Biologin und Medizin-Journalistin Annette Bopp ihre Statements zum Thema „Iscador in der Evidenz basierten Medizin“ abgaben.
Komplementärmedizin als vierte Säule
Prof. Gerd A. Nagel, Stiftung Patientenkompetenz Männedorf Schweiz, eröffnete die Pressekonferenz mit seinem Statement zum Stellenwert der Komplementärmedizin im Rahmen der EbM. Er postulierte, daß sich die wissenschaftlich begründete Krebsmedizin heute nicht mehr nur in drei, sondern in vier verschiedene Therapieformen untergliedert: Erstens die konventionellen Therapieformen, zweitens die Supportivtherapie, drittens die Palliativtherapie und viertens die Komplementärmedizin. Dies vor allem vor dem Hintergrund, daß für diverse komplementärmedizinische Verfahren in den letzten Jahren eine Reihe von Wirksamkeits-Nachweisen gemäß den Standards der EbM erbracht werden konnte. Laut Nagel ist es unabdingbar, diese wissenschaftlich gut dokumentierten Mittel, zu denen insbesondere auch die Misteltherapie zählt, der EbM und dabei speziell der Evidenz basierten Komplementärmedizin (EbK) zuzuordnen.
Die Ziele der konventionellen Therapieformen werden vor allem vom schulmedizinisch-ärztlichen Therapieverständnis her definiert (pathogenetischer Ansatz), die der Komplementärmedizin zusätzlich aus der Wirklichkeit des Patienten (salutogenetischer Ansatz). Ethisch begründet sich die Komplementärmedizin also auch aus dem Recht des Patienten, gemäß seinen persönlichen Denkstilen und Therapieerwartungen selbst etwas für sich zu tun und einen subjektiven Nutzen zu erzielen.
Prof. Franz Porzsolt, Universitätsklinik Ulm, ging in seinem Statement auf die Methodik zum Nachweis der „Evidence“ in der EbK ein und hob hervor, daß der Konflikt zwischen Komplementärmedizin und Schulmedizin erst auf der Ebene der expliziten Definition der Ziele und der Methoden, die notwendig sind, um diese Ziele zu erreichen, entsteht.
So beinhaltet die Komplementärmedizin auch laut Porzsolt das Recht des Patienten, seine persönliche Sicht (Präferenz) in das Krankheitsmanagement mit einzubringen. Das Konzept der Schulmedizin hingegen erfaßt nur den Nachweis der „Wirkung“ (efficacy), das heißt, des Effekts unter den idealen Bedingungen einer klinischen Studie. Dazu ist die „Wirkung“ (efficacy) von der „Wirksamkeit“ (effectiveness), also dem Nachweis eines Effekts unter Alltagsbedingungen zu unterscheiden. Der Nachweis der Wirkung (efficacy) repräsentiert somit die Sicht der klinischen Epidemiologie und der Nachweis der Wirksamkeit oder Effektivität (effectiveness) spiegelt die Alltagsbedingungen wieder. Dieser wesentliche Unterschied wird bisher nicht wirklich berücksichtigt, weil Daten in klinischen Studien erhoben und im klinischen Alltag angewandt werden, ohne vorher zu prüfen, ob sich die unter „Idealbedingungen“ erhobenen Effekte auch unter „Alltagsbedingungen“ wieder finden lassen. Beide Konzepte zeigen aber nicht die Sicht des Patienten auf, die sich in erster Linie auf den resultierenden Nutzen konzentriert. Deshalb unterscheiden sich Komplementärmedizin und Schulmedizin in zweierlei Hinsicht: ideale Bedingungen versus Alltagsbedingungen und Effekt eines Vehikels (Arzneimittel, Bestrahlung, chirurgischer Eingriff) versus Effekt beim Patienten.
Wissenschaftliche Evidenz anzubieten bedeutet laut Porzsolt also, Daten zu haben, die das Erreichen der angestrebten Ziele bestätigen. Solange bei der Durchführung von klinischer Forschung und Ergebnisforschung aber die gleichen Methoden angewandt werden, können auch keine unterschiedlichen Ergebnisse erwartet werden. Die Ergebnisforschung ist somit notwendig, um die angenommene Qualität zu bestätigen, neue wissenschaftliche Perspektiven aufzuzeigen und die Effizienz für das Bereitstellen von Gesundheitsleistungen zu erhöhen. Sobald die Ziele, die Dimensionen und die Bedingungen für die Zielerreichung dann klar definiert sind, ist es nicht mehr schwer, die erforderliche Evidenz in der Komplementärmedizin bereitzustellen.
In „evidence based Iscador“ vertrauen
Prof. Reinhard Saller, Universitätsspital Zürich, definierte in seinem Statement „Die Misteltherapie als EbK am Beispiel von Iscador“ den Begriff Komplementärmedizin so, daß darunter nahezu alle therapeutischen und diagnostischen Methoden außer der klassischen Schulmedizin zu verstehen sind. Komplementärmedizin bietet aber nicht nur ein vielfältiges Spektrum von Behandlungsmethoden, sondern vor allem auch eine differenzierte Sicht von Gesundheit, Gesunderhaltung, Krankheit und Genesung. Obwohl komplementärmedizinische Therapien ein anderes Menschenbild und ein anderes Verständnis von Krankheit und Gesundheit haben als die klassische Schulmedizin, verstehen sie sich dennoch als Erweiterung im Sinne einer additiven und integrativen Ergänzung und nicht als Alternative zur Schulmedizin.
Das Mistelpräparat Iscador ist das in der onkologischen Komplementärmedizin am häufigsten angewendete Arzneimittel überhaupt. Die Popularität von Iscador hängt mit der besonders guten Übereinstimmung von den Wirksamkeitsansprüchen des Mittels und den Wirksamkeits-Erwartungen der Patienten zusammen. Mistelpräparate wie Iscador werden in der Regel sowohl adjuvant als auch palliativ, meist in Kombination mit den konventionellen Therapieverfahren Operation, Bestrahlung, Chemo- und/ oder Hormontherapie eingesetzt. Sie dienen primär nicht der direkten Tumorhemmung und Tumorreduktion, sondern der Verbesserung der Lebensqualität, der Reduktion tumorbedingter Beschwerden sowie der Verringerung der durch Chemo- oder Strahlentherapie induzierten Nebenwirkungen. Patienten berichten außerdem über ein besseres Allgemeinbefinden: Sie haben wieder Appetit, verspüren ein höheres Leistungsvermögen und nehmen oftmals wieder an Gewicht zu.
Die Misteltherapie zeigt also eine Reihe an positiven Wirkungen, die allerdings bisher durch herkömmliche EbM-Studien nicht zweifelsfrei bewiesen werden konnten. Es ist daher unumgänglich, so Saller, neu definierte Studiendesigns im Rahmen einer EbK, in denen auch der Nutzen für den Patienten berücksichtigt werden muß, zu etablieren, um daraus allgemein akzeptierte Ergebnisse zu erzielen.
Die randomisierte kontrollierte Studie gilt allgemein als methodischer Goldstandard, um die klinischen Fragen in Therapiestudien zu beantworten und um eine möglichst ähnliche Verteilung bekannter und unbekannter Störvariablen in beiden Behandlungsarmen zu gewährleisten.
Bei der Misteltherapie ist eine Randomisierung jedoch problematisch, da in Deutschland ein Großteil der Krebspatienten komplementäre Behandlungsmethoden und hier wiederum hauptsächlich die Misteltherapie ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung anwendet und somit nicht bereit ist, auf ein Medikament zu verzichten, das seinen Nutzen bereits vielfach bewiesen hat.
In der Ergebnisforschung werden die in Frage kommenden Patienten nicht zufällig, sondern nach dem Ermessen der Ärzte und nach ihrem eigenen Ermessen einer bestimmten Behandlung unterzogen, so daß diese Gesichtspunkte unter Einbezug des Patientennutzens bei zukünftigen Prüfmethoden unbedingt Berücksichtigung finden müssen, um eine Ausblendung und Unterschätzung der therapierelevanten Erfahrungen mit Mistelpräparaten auszuschließen. In dieser Hinsicht wird Iscador den Anforderungen einer EbK bisher schon weitgehend gerecht, da dieser Mistelextrakt durch seinen über 80-jährigen Einsatz in Klinik und Praxis über ein breites Erfahrungsspektrum im Hinblick auf Sicherheit und Wirksamkeit verfügt, was auch durch eine Vielzahl von klinischen Studien bestätigt werden konnte. Hier gilt es nun, die bestehenden Studienprotokolle unter den Gesichtspunkten der Ergebnisforschung so zu optimieren, daß eine allgemein gültige Akzeptanz erreicht wird.
Quelle: Pressekonferenz der Firma Weleda im Rahmen des 27. Deutschen Krebskongresses 2006 zum Thema „Iscador® in der Evidenz basierten Medizin“ am 25.03.2006 (tB).