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Bei aktiven älteren Menschen reduziert das Tragen einer unifokalen, anstelle einer multifokalen, Brille das Sturzrisiko
Fragestellung der Studie: Reduziert bei älteren Menschen das Tragen einer unifokalen Brille bei Aktivitäten ausserhalb der Wohnung das Sturzrisiko?
Hintergrund
Zürich, Schweiz (28. Juni 2010) – Die Presbyopie wird entweder mit zwei Brillen, eine für die Nähe und eine für die Ferne, oder mit einer mit einer multifokalen (bifokal, trifokal oder kontinuierlich) Brille korrigiert. Der Vorteil der multifokalen Brillen ist, dass für das Alltagsleben eine Brille ausreicht (und man nur eine Brille suchen muss). Multifokale Linsen haben aber auch Nachteile. Es gibt relativ klare Hinweise, dass die Tiefenperzeption vermindert ist und das Stiegensteigen schwieriger (mehr Fehltritte) ist. Es gibt auch Studien, die zeigen, dass das Tragen multifokaler Linsen die Häufigkeit von Stürzen erhöht, insbesondere bei Aktivitäten ausserhalb der gewohnten Umgebung im eigenen Haus/Wohnung
Einschlusskriterien
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Menschen, die nicht in einem Heim leben und ein erhöhtes Sturzrisiko haben,
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d.h. älter 80 Jahre, oder älter als 65 Jahre mit Sturzanamnese in den vergangenen 12 Monaten oder verlängertem „up and go“ test
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und beim Gehen ausserhalb der eigenen Wohnung eine multifokale Brille getragen haben (mindestens dreimal pro Woche)
Studiendesign und Methode
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randomisiert kontrollierte Studie.
Studienort:
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Australien
Intervention
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Gruppe 1: die Menschen in dieser Gruppe erhielten einen Termin bei einem Optometristen, der ein unifokale Brille für die Ferne anpasste. Zusätzlich erhielten sie eine Instruktion über gefährliche Situationen, Stufen usw. Sie wurden auch instruiert diese Brillen bei folgenden Situationen zu tragen: Stiegen gehen, Gehen auf der Strasse und beim Einkaufen oder wenn sie sich in ihnen nicht sehr gut bekannte Häuser/Umgebungen gingen.
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Gruppe 2: Ihnen wurde die multifokale Brille belassen und keine speziellen Instruktionen gegeben.
Outcome
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Primärer Outcome: Sturz (wurde in einem Tagebuch erfasst)
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Sekundäre Outcomes: Messung der physischen Aktivität, Angst vor Stürzen, Lebensqualität
Resultat
606 Menschen konnten in die Studie eingeschlossen werden. Das mittlere Alter war bei 80 Jahren, gut ein Drittel waren Männer.
Die Studiendauer war auf 13 Monate geplant, aber nur 50 % der Teilnehmer in Gruppe 1 trugen die Einzellinsenbrille regelmässig länger als 7 Monate. 32 % trugen sie bis zu drei Monaten, 14 % drei bis sechs Monate, 13 % sieben bis neun Monate und 41 % für 10 bis 12 Monate.
Die Anzahl an Personen, die gefallen sind und die Gesamtzahl der Stürze war in den beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich. 1.54 Stürze/pro Person in Gruppe 1 und 1.66 Stürze/Person in Gruppe 2 wurden registriert. (Incidence rate ratio 0.92 (95% CI 0.73 – 1.16).
Auch in der Analyse von Stürzen ausserhalb der eigenen Wohnung waren keine signifikanten Unterschiede feststellbar.
Wenn man allerdings nur die Personen in den Gruppen mit hoher Aktivität (quantifiziert mit dem Adelaide Aktivitätsprofil) ausserhalb der eigenen Wohnung getrennt vergleicht, dann sind Stürze in der Gruppe mit unifokaler Brille signifikant niedriger. Diejenigen mit tiefen Aktivitäten ausserhalb der Wohnung hatten, wenn sie eine multifokale Brille trugen, hatten ein signifikant erhöhtes Sturzrisiko.
Kommentar
Bei Patienten, die sich viel ausserhalb ihrer Wohnung bewegen, wird durch das Tragen einer unifokalen Brille für das Fern-Sehen bei diesen Aktivitäten das Sturzrisiko signifikant reduziert. Bei denen, die allerdings wenigen Aktivitäten ausserhalb der Wohnung nachkommen, die wahrscheinlich auch etwas kränker sind, ist das Gegenteil der Fall. Bei diesen steigt das Sturzrisiko an.
Der positive Effekt beruht zusätzlich auch auf den Instruktionen, die die Teilnehmer erhalten haben.
Literatur
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Haran M.J et al. Effect on falls or providing single lens distance vision glasses to multifocal glasses wearers: VISIBLE randomised controlled trial. BMJ 1010;340:c2265
Quelle: HortenZentrum Zürich (www.evimed.ch), Verfasser Johann Steurer, 28.06.2010 (tB).