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Berliner Gesundheitsbericht 2009
Berlin (1. September 2010) – Der aktuelle Gesundheitsbericht befasst sich schwerpunktmäßig mit der Gesundheit von Frauen und Männern im erwerbsfähigen Alter, d. h. der Altersgruppe der 15- bis 64-Jährigen. In diesen Lebensabschnitt fallen die Ausbildung, Berufstätigkeit und möglicherweise Phasen der Erwerbslosigkeit, aber auch die Familiengründung und die Geburt von Kindern und damit das Problem Familie und Beruf zu vereinbaren. Der Basisbericht betrachtet insbesondere geschlechtsspezifische Unterschiede und bietet damit eine Grundlage für die Weiterentwicklung der Berliner Gleichstellungs- und Gesundheitspolitik.
„Der neue Bericht belegt, dass sich die Gesundheit der Berlinerinnen und Berliner weiter verbessert hat, wenngleich es nach wie vor deutliche Unterschiede zwischen den Bezirken gibt. Unterschiede bestehen auch in der Gesundheit und im Gesundheitsverhalten zwischen Frauen und Männern. Männer leben weniger gesundheitsbewusst und riskanter, was sich in einer höheren vorzeitigen Sterblichkeit widerspiegelt. Auch bei der Wahrnehmung von Vorsorgeuntersuchungen haben Männer Nachholbedarf“, sagte Berlins Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher bei der Vorstellung des Berichts.
Zusammenfassung einiger wichtiger Ergebnisse
Entwicklung der Bevölkerung und Lebenserwartung
In Berlin leben derzeit 3,42 Millionen Menschen. Ihre Zahl steigt seit 2005 aufgrund der Zuwanderung und eines leichten Geburtenüberschusses weiter an.
Die Lebenserwartung beträgt gegenwärtig für Berliner Frauen 82 und für Männer 76,9 Jahre. Damit leben Frauen hier im Durchschnitt fünf Jahre länger. Innerhalb der Bezirke schwankt die Lebenserwartung je nach Sozialstruktur um drei Jahre bei Frauen und vier bei Männern.
In Berlin wurden 2008 762 Kinder mehr geboren (insgesamt 31.936) als im Vorjahr. Die Geburtenziffer liegt mit 9,3 Lebendgeborenen je 1.000 Einwohner höher als im Bundesdurchschnitt (8,2). Am geringsten ist die Geburtenrate in Bezirken mit sehr guter Sozialstruktur. Immer mehr schwangere Frauen entscheiden sich gegen einen Schwangerschaftsabbruch und für das Kind. (Schwangerschaftsabbrüche je 1.000 Lebendgeborene 2008: 302; 2007: 309; 2005: 367)
Gesundheitszustand und Gesundheitsverhalten
Männer haben gegenüber Frauen ein höheres Sterberisiko. Die Hälfte der vor dem 65. Lebensjahr Verstorbenen zählt zu den sogenannten „vermeidbaren Sterbefällen“, von denen wiederum etwa drei Viertel (rund 2.400 pro Jahr) zu Lasten des individuellen Gesundheitsverhaltens (z. B. Alkoholmissbrauch, Rauchen, körperliche Inaktivität, ungesunde Ernährungsgewohnheiten mit daraus resultierenden Folgekrankheiten) gehen. Im Jahr 2008 starben in Berlin 6.400 Personen in einem Alter von unter 65 Jahren (davon 4.200 Männer und 2.200 Frauen). Das ergibt – gemessen an der Gesamtsterblichkeit – einen Anteil, von 13 % bei den Frauen und 29 % bei den Männern.
Die meisten vermeidbaren Sterbefälle werden sowohl bei den Berlinerinnen als auch bei den Berlinern durch Lungenkrebs verursacht. Rund 40 % der in der Zeit von 2005 bis 2007 an Krebs Erkrankten waren im erwerbsfähigen Alter. 25- bis 54-jährige Frauen erkranken gegenüber gleichaltrigen Männern häufiger an Krebs.
Alkohol- und Nikotinmissbrauch im Alter zwischen 15 und 65 Jahren sind die Hauptursache für viele Erkrankungen und Sterbefälle. Die Sterblichkeit infolge von Alkoholsucht liegt in Berlin bei Frauen im erwerbsfähigen Alter um mehr als zwei Drittel und bei Männern sogar um 84 % über dem Bundesniveau (Frauen: 2,2 Sterbefälle je 100.000, Männer: 8,6 je 100.000).
Bei den 35- bis 64-Jährigen gehen die meisten Sterbefälle auf Alkohol- und Nikotinmissbrauch zurück (Rang 1: Lungenkrebs; Rang 2: bei Frauen Brustkrebs (neben hormonellen und genetischen Ursachen hat auch der Lebensstil Einfluss auf die Tumorentstehung), bei Männern Herzinfarkt; Rang 3: alkoholbedingte Leberkrankheit und Alkoholabhängigkeit).
An der Spitze der Krankenhauseinweisung bei Berliner Männern im Erwerbsalter stehen psychische und Verhaltensstörungen (21.300 Fälle), gefolgt von Krankheiten des Kreislauf- (19.800 Fälle) und des Verdauungssystems (19.400 Fälle). Bei den Berlinerinnen waren schwangerschaftsbedingte Fälle (38.430) und psychische und Verhaltensstörungen (15.705 Fälle) die häufigsten Behandlungsanlässe – bei insgesamt 616.000 Behandlungsfällen in den 83 Berliner Krankenhäusern 2008.
Arbeitsunfähigkeiten und Erwerbsminderungen:
Angestiegen sind Arbeitsunfähigkeiten wegen psychischer und Verhaltensstörungen (2006: 10 %, 2008: 12 %). Die daraus folgende Krankheitsdauer steht mit rund 38 Tagen mittlerweile an erster Stelle. Die durchschnittliche Dauer einer Krankschreibung lag nach Angaben einiger Krankenkassen in Berlin zwischen 11 und 14 Tagen und damit jeweils rund 1,5 Tage über dem Bundesniveau.
Auch bei gesundheitsbedingter Erwerbsminderung (Frühberentung) spielen psychische Erkrankungen die entscheidende Rolle. Im Jahr 2008 wurden 1.800 Berlinerinnen (53 % aller Rentenneuzugänge bei Frauen) wegen psychischer und Verhaltensstörungen früh berentet (Männer: 1.400 Fälle bzw. 43 % aller früh berenteten Männer). Depressionen führen dabei bei den Berliner Frauen und Männern inzwischen am häufigsten zu einer Erwerbsunfähigkeit.
Senatorin Katrin Lompscher: „Die Daten zeigen, dass wir nicht nachlassen dürfen, für eine gesundheitsbewusste Lebensweise einzutreten, auch wenn die Berlinerinnen und Berliner sich heute gesünder fühlen als früher. Häufig sind Alkohol- und Suchtmittelmissbrauch verantwortlich für Krankheiten und vorzeitiges Sterben. Wir haben die Fachstelle für Suchtprävention und die Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung im Land Berlin eingerichtet, die erfolgreich arbeiten. Im vergangenen Jahr wurden erstmals Gesundheitsforen etabliert, um die regionalen Akteure des Gesundheitswesens mit den Bürgerinnen und Bürgern enger zusammenzubringen. Vor allem die Gesundheitsförderung bei erwerbslosen Menschen muss verbessert werden. Damit wird auch die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen in das Erwerbsleben unterstützt. Hier gibt es neue Programme, in denen Maßnahmen der Arbeitsförderung mit gesundheitsbezogenen Hilfesystemen zusammengeführt werden.“
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Basisbericht 2009 – Daten des Gesundheits- und Sozialwesens im Internet unter www.berlin.de
Quelle: Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Berlin, 01.09.2010 (tB).