Ambulante Pflegedienste: Bessere Arbeitsbedingungen dank „Hamburger Modell“

Arbeits- und Gesundheitsschutz modern, einfach und effektiv

 

Hamburg (22. November 2007) – Während sich große Unternehmen zunehmend die Gesundheitsförderung der Mitarbeiter auf ihre Fahnen schreiben, sieht es in kleineren und mittleren Betrieben immer noch düster aus: Hier sind die Unfallzahlen am höchsten. Besonders betroffen sind ambulante Pflegedienste. Mit dem „Hamburger Modell“ haben die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und das Hamburger Amt für Arbeitsschutz ein modernes, einfaches und effektives System geschaffen, mit dem Pflegedienste den Arbeits‑ und Gesundheitsschutz für ihr Personal erheblich verbessern können.Der tägliche Zeit‑ und Kostendruck, das viele Fahren, das anstrengende Aufrichten und Stützen von Patienten und nicht zuletzt das Arbeiten ganz alleine, ohne Austausch mit Kollegen ‑ die Arbeit von ambulanten Pflegerinnen und Pflegern bringt Belastungen mit sich, die viele auf Dauer nicht aushalten. Hohe Krankenstände und häufiger Personalwechsel machen vielen Pflegediensten zu schaffen. Auch unter Kunden und Ärzten spricht sich das mit der Zeit herum. Wirtschaftlichkeit und Image der Unternehmen können erheblichen Schaden nehmen.


Motivierte Pflegekräfte, zufriedene Klienten

Mit einem gut funktionierenden Arbeits‑ und Gesundheitsschutzsystem lassen sich einige dieser neuralgischen Punkte verbessern. Bisher ist dies in vielen Pflegediensten jedoch kein Thema. Die Umsetzung der gesetzlichen Bestimmungen wird als praxisfern, bürokratisch und unnötig zeitraubend empfunden. „Dabei sind die gesetzlichen Anforderungen nur ein Mindestmaß“, so Carola Brennert von der BGW. „Mit einer modernen Gesundheitsförderung lässt sich noch viel mehr erreichen: Zufriedene Klienten, die von gesunden, motivierten Pflegern betreut werden. Und das bedeutet wiederum Unternehmenserfolg und Zukunftssicherung. Es ist sozusagen ein ganzheitliches Qualitätsmanagement. Einmal eingeführt, bringt es dauerhaften Vorteil.“


Beteiligung von 30 Pilotbetrieben

Wie ein solches System einfach, praxisnah und effektiv funktionieren kann, hat die BGW gemeinsam mit dem Hamburger Amt für Arbeitsschutz in dreijähriger Entwicklungszeit ausgearbeitet: das „Hamburger Modell“. Es wurde während der Projektlaufzeit mit insgesamt 30 Pilotbetrieben aus der Hansestadt getestet. Carola Brennert: „Es handelt sich um ein Betriebsbetreuungs‑ und Beratungskonzept, das aus verschiedenen Modulen aufgebaut ist. Hier haben wir uns sehr von den Wünschen und Vorstellungen der Pilotbetriebe leiten lassen und die Instrumente mit ihnen zusammen ausgearbeitet.“ Kennzeichnend für das Hamburger Modell ist, dass die Last nicht allein auf den Pflegedienstleitungen ruht, sondern dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ‑ um die es schließlich geht ‑ sowie Experten wie Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit stark einbezogen werden.


„Moderierte Gefährdungsbeurteilung“ und „Sichere Seiten“

Kernstücke des Konzepts sind die sogenannte „Moderierte Gefährdungsbeurteilung“, bei der regelmäßig gesundheitliche Belastungen von den Mitarbeitern thematisiert und aufgearbeitet werden, sowie die „Sicheren Seiten“. Sie beschreiben praxisnah und kurzgefasst die gesetzlichen Anforderungen an den Gesundheitsschutz in der ambulanten Pflege und ergänzen somit die Ergebnisse der „Moderierten Gefährdungsbeurteilung“.


Konkreter ökonomischer Nutzen

Die Ergebnisse nach Beendigung der Projektphase sind ermutigend: Alle Pflegedienste veränderten oder verbesserten ihre betriebliche Organisation. So gestalteten zum Beispiel über die Hälfte die Dienstpläne effektiver und mitarbeiterfreundlicher. Fast 70 Prozent registrierten positive Auswirkungen auf die Führungskräfte und 60 Prozent auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Einen konkreten ökonomischen Nutzen des „Hamburger Modells“ für ihren Betrieb sahen ebenfalls 60 Prozent. Carmen Kreusel, Leiterin des Pilotbetriebs Kreusel Ambulante Alten‑ und Krankenpflege in Hamburg: „Gesundheitsförderung und Arbeitsschutz sind wichtige Elemente auch in kleinen und mittleren Betrieben. Sie können Unfälle, Krankheiten, und Unzufriedenheit der Mitarbeiter vorbeugen. Ein relativ geringer Einsatz kann die Wirtschaftlichkeit eines Betriebes um ein vielfaches steigern. Mitarbeiter sind gesünder und Zufriedener und ich als Geschäftsführung habe Zeit für neue Projekte. Ein sehr hoher Gewinn für Alle“.

 


Quelle: Journalisten-Forum 2007 der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege am 22.11.2007. (tB)
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