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BEST-Studie: Neueste Daten zur Volkskrankheit Osteoporose

Erstmals Zahlen zu jährlichen Neuerkrankungen

 

  • Jedes Jahr erleidet mehr als jeder zehnte Osteoporose-Patient eine Fraktur
  • Tendenz zu Verbesserungen der Arzneimitteltherapie, dennoch weiterhin Versorgungsdefizite

 

Berlin (26.Oktober 2011) – Derzeit sind rund 6,3 Millionen der über 50 Jahre alten Bundes­bürger von der Knochenkrankheit Osteoporose betroffen. Das entspricht rund jedem Fünften dieser Altersgruppe. Die Häufigkeit nimmt erheblich mit dem Alter zu: Bei den über 74-Jährigen ist es bereits mehr als jeder Dritte.

 

Erheblich ist die Zahl der Osteoporose-Neuerkrankungen: Jährlich sind es in Deutschland unter den über 50-Jährigen rund 885.000 Menschen. Dies sind zwei Prozent dieser Altersgruppe. Das geht als Ergebnis der heute in Berlin vorgestellten Bone Evaluation Study (BEST) hervor – der in dieser Form aktuellsten Untersuchung zu Vorkommen, Versorgung und Kosten der chronischen Skeletterkrankung.

 

„Die Ergebnisse der BEST-Studie decken sich in ihrer Aussage weitgehend mit vorausgegangen Unter­suchungen. Sie zeigen, dass Osteoporose weiterhin als Volkskrankheit eine große Heraus­forderung für unser Gesundheitswesen bleibt“, sagt Professor Bertram Häussler, Leiter des IGES-Instituts. Zudem werde in den kommenden Jahren die Zahl der Betroffenen aufgrund des demo­graphischen Wandels weiter steigen.

 

 

Frakturen verursachen individuelles Leid und hohe Behandlungskosten

 

Besonders schwerwiegend sind die Folgen einer Osteoporose, wenn es zu Brüchen vor allem des Schenkelhalses oder der Wirbelkörper kommt. Während der BEST-Studienzeit erlitten elf von
100 Osteoporose-Patienten innerhalb eines Jahres mindestens eine Fraktur. „Notwendig ist es, Menschen mit Osteoporose und erhöhtem Knochenbruchrisiko frühzeitig zu identifizieren und konsequent zu behandeln“, unterstreicht der Osteoporose-Experte und Mitautor Professor Peyman Hadji von der Universität Marburg. Laut seiner Aussage lassen sich nur so individuelles Leid verhindern und die hohen Behandlungskosten in Folge von Frakturen vermeiden.

 

Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Versorgung mit Osteoporose-Medikamenten, die das Risiko für Knochenbrüche verringern. "Hier zeigten sich in der BEST-Studie Verbesserungen im Vergleich zu früheren Versorgungsstudien", erläutert Professor Häussler. Während 2003 lediglich 22 Prozent der Teilnehmer einer Studie antiosteoporotische Medikamente erhielten1, waren es in der BEST-Studie mehr als 30 Prozent. Zugenommen hat vor allem die Behandlung mit Bisphosphonaten, die 2009 rund 15 Prozent der Menschen mit nachgewiesener Osteoporose verschrieben wurden (2003: 10 Prozent2).

 

Aber dennoch: Selbst unter den Patienten mit ambulant oder stationär behandelter Fraktur erhalten nur 45 Prozent eine Osteoporose-spezifische Therapie. „Sogar Patienten mit mehreren Frakturen werden nur in der Hälfte der Fälle adäquat behandelt“, so Professor Hadji. 

 

Ein Problem stellt zudem die fehlende Therapietreue dar: So nehmen 360 Tagen nach Therapiebeginn nur noch ca. ein Viertel der Osteoporose-Patienten ihre verordneten Bisphosphonate ein, 75 Prozent dagegen haben die Therapie abgebrochen. „Die medikamentöse Versorgung hat sich zwar bezüglich der Verordnungszahlen etwas verbessert, ist jedoch nach wie vor unzureichend. Alarmierend ist zudem die hohe Abbruchrate der Arzneimitteltherapie“, so das Fazit von Prof. Hadji.

 

 

Die Best-Studie

 

Die Bone Evaluation Study (BEST) wurde vom IGES Institut in Kooperation mit dem Wissenschaftlichen Institut der Techniker Krankenkasse (TK) für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen (WINEG) erstellt. Sie beruht auf Daten von rund 330.000 TK-Versicherten mit Osteoporose aus den Jahren 2006 bis 2009, die auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet wurden. Da es sich um Abrechnungsdaten aus dem Behandlungsalltag handelt, bietet die BEST-Studie ein reales Bild der Versorgungssituation.
Sie  wurde von den Unternehmen Amgen und Nycomed unterstützt. 

 

 

Über das IGES Institut

 

Forschen – Entwickeln – Beraten für Infrastruktur und Gesundheit

Das IGES Institut wurde 1980 als unabhängiges Institut gegründet. Seither wurde in über 1.000 Projekten zu Fragen des Zugangs zur Versorgung, ihrer Qualität, der Finanzierung sowie der Gestaltung des Wettbewerbs im Bereich der Gesundheit gearbeitet. In jüngerer Zeit wurde das Spektrum auf weitere Gebiete der öffentlichen Daseinsvorsorge ausgeweitet: Mobilität und Bildung. Das IGES Institut gründet seine Arbeit auf hohe Sach- und Methodenkompetenz und bietet in allen Arbeitsgebieten einen breiten Zugang zu eigenen und zu Datenquellen anderer Institutionen.

 

 

Quellen 

  1. Häussler B et al. (2007) Epidemiology, treatment and costs of osteoporosis in Germany.
    The BoneEVA Study.
    Osteoporosis International, Vol. 18: 77-84
  2. Häussler B et al. (2006) Versorgung von Osteoporose-Patienten in Deutschland.
    Ergebnisse der BoneEVA-Studie. Deutsches Ärzteblatt (Ausgabe A); 103, 39: 2542-2548

 

 


Quelle: Pressekonferenz zum Thema „Osteoporose: BEST sind nur die Daten – Die Versorgung bei Osteoporose im Spiegel der Bone Evaluation Studie (BEST)“ am 26. 10.2011 in Berlin (Medizin und Markt) (tB).

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