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Biologische Marker und validierte Schweregradeinschätzung von Basissymptomen

 

Gerd Huber-Forschungsförderpreis für Arbeiten zur Präventionsforschung im Bereich Schizophrenie und Bipolare Störung verliehen

 

Bonn (5. März 2010) – Für ihre Forschung auf dem Gebiet der Früherkennung von Schizophrenie und bipolaren Störungen wurden Dr. Frauke Schultze-Lutter von der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern und PD Dr. Stefan Borgwardt von der Psychiatrischen Poliklinik der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel mit dem Gerd Huber-Preis ausgezeichnet. Beide Wissenschaftler teilen sich in diesem Jahr den von AstraZeneca mit 20.000 Euro dotierten Preis, der anlässlich der Fortbildungsveranstaltung Psychiatrie Plenar 2010 zum zweiten Mal vom Kölner Verein für seelische Gesundheit e.V. verliehen wurde. Mit dem Preis wird ihre bisherige Arbeit auf diesem Gebiet gewürdigt. Gleichzeitig sollen sie dadurch in ihrer zukünftigen Projektarbeit unterstützt werden.

 

Unter Federführung von Frau Dr. Frauke Schultze-Lutter wurde ein psychopathologisches Interviewverfahren, das sogenannte „Schizophrenia Proneness Instrument, Adult Version“ (SPI-A), entwickelt. Dieses Instrument erlaubt eine Schweregradeinschätzung der hierin aufgenommenen Basissymptome und wird heute international zur Erhebung der Basissymptom-basierten Risikokriterien für Psychosen verwandt. Darauf aufbauend hat sie mit der Heidelberger Universitätsklinik eine Kinder- und Jugendversion entwickelt, die zurzeit evaluiert wird. „Die von uns identifizierten Kriterien aus subjektiven Denk- und Wahrnehmungsstörungen sind bereits heute ein wichtiges Instrument in der Früherkennung von Psychosen“, so Dr. Schultze-Lutter. „Die adaptierte Version für Kinder und Jugendliche soll den Besonderheiten dieser Altersgruppe Rechnung tragen.“

 

Der Forschungsschwerpunkt des zweiten Preisträgers, Dr. Stefan Borgwardt, liegt auf dem Gebiet der strukturellen und funktionellen Bildgebung psychiatrischer Störungen, speziell in der Untersuchung struktureller und neurofunktionaler Korrelate des Hoch-Risikostatus für Psychosen. „Wenn es gelingt, biologische Marker mit klinischen Effekten in Bezug zu setzen, kann dies dazu beitragen, die Identifikation von Personen mit einem erhöhten Risiko für Psychosen bzw. psychiatrische Erkrankungen zu erleichtern und entsprechende klinische Interventionen zu verbessern“, erklärt Dr. Borgwardt.

 

Der Preis wurde im Rahmen der von AstraZeneca ausgerichteten Fortbildungsveranstaltung Psychiatrie Plenar überreicht. „Früherkennung und Vorbeugung spielen in der Behandlung von Patienten mit Schizophrenien und bipolaren Störungen eine wichtige Rolle. Es besteht ein deutlicher Bedarf für evidenzbasierte Präventionsstrategien und Konzepte zu deren Umsetzung in der Versorgungspraxis“, erläutert der Vorsitzende des Preiskuratoriums, Prof. Joachim Klosterkötter vom Universitätsklinikum Köln. „Die Forschungsarbeit der beiden Preisträger kann dazu beitragen, Risikopatienten frühzeitig zu erkennen und die Prognose der Betroffenen wesentlich zu verbessern.“

 

 

Weiterführende Informationen

 

Valide Schweregradeinschätzung von Basissymptomen

 

Dr. Schultze-Lutter ist seit 2009 an der Forschungsabteilung der Direktion Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern in der Schweiz tätig.

Sie beschäftigte sich mit ihren Forschungsschwerpunkten, dem von Gerd Huber in den 1960er Jahren entwickelten Basissymptomkonzept und der Prävention von Psychosen, bereits während ihres Studiums der Klinischen Psychologie an der Biologischen Fakultät der Georg-August-Universität in Göttingen. Sie wirkte am Projekt „Früherkennung der Schizophrenie“ des Kompetenznetzwerks Schizophrenie und an der „Cologne Early Recognition“ Studie (CER) mit, die unter anderem an der psychiatrischen Universitätsklinik in Köln durchgeführt wurde. In der CER-Studie wurde eine Gruppe von subjektiven Denk- und Wahrnehmungsstörungen identifiziert, die geeignet sind, die Entwicklung einer schizophrenen Psychose vorherzusagen. Hierauf basierend entwickelte Dr. Schultze-Lutter das „Schizophrenia Proneness Instrument, Adult Version“ (SPI-A), welches eine Schweregradeinschätzung der Basissymptome erlaubt. Das SPI-A wird heute international zur Erhebung der Basissymptom-basierten Risikokriterien für Psychosen verwandt und derzeit in verschiedene Sprachen übersetzt. Die Kinder- und Jugendversion (SPI-CY), die Dr. Schultze-Lutter mit der Heidelberger kinder- und jugendpsychiatrischen Universitätsklinik entwickelte, wird derzeit evaluiert.

 

 

Biologische Marker für ein erhöhtes Psychoserisiko

 

PD Dr. Stefan Borgwardt studierte Humanmedizin an der Charité-Universitätsmedizin und der Humboldt-Universität zu Berlin. Er promovierte 2004 an der Charité Berlin zu dem Thema „Neurokognitive Defizite bei Schizophrenien“ und trat einen zweijährigen Forschungsaufenthalt am Institute of Psychiatry des King’s College London, United Kingdom, an. Dr. Borgwardt arbeitet seit 2002 im Basler „Früherkennungsprojekt für Psychosen“ (FEPSY) sowie seit 2008 als Oberarzt an der Psychiatrischen Poliklinik des/der Universitätsspitals/Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel. Er habilitierte sich 2009 am Fachbereich Psychiatrie der Universität Basel. Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit von Dr. Borgwardt liegt in der Untersuchung struktureller und neurofunktionaler Korrelate des Hoch-Risikostatus für Psychosen. Hierfür nutzt er eine breite Palette struktureller (Magnetresonanztomographie, Diffusions-Tensor-Bildgebung), funktioneller (funktionelle Magnetresonanztomographie) und pharmakologischer Bildgebungsverfahren, um die neurobiologischen Ursachen von Psychosen im Anfangsstadium zu bestimmen. Eine genaue Bestimmung der Mechanismen von strukturellen und neuronalen Veränderungen kann dazu beitragen, das Verständnis neuronaler Schaltkreise und kognitiver Prozesse zu erweitern, die mit einer biologischen Anfälligkeit für psychiatrische Erkrankungen einhergehen.

 

 

Gerd Huber-Preis

 

Mit dem Gerd Huber-Forschungsförderpreis werden theoretisch und klinisch tätige Wissenschaftler ausgezeichnet, deren Arbeiten sich mit Fragen zur indizierten Prävention schizophrener und bipolarer Erkrankungen beschäftigen. Professor Dr. med. Dr. h. c. mult. Gerd Huber, der Namensgeber des Preises, hat als der wichtigste deutsche Schizophrenieforscher des 20sten Jahrhunderts mit der integrativ klinisch-psychopathologischen und neurobiologischen Entwicklung seiner Basisstörungskonzeption die Perspektive der Prädiktion und Prävention der Erkrankung eröffnet und dadurch alle heute in dieser innovativen Forschungsrichtung tätigen Arbeitsgruppen weltweit inspiriert. Die Preisstiftung will die Fortentwicklung seines Forschungswerkes zu evidenzbasierten Präventionsprogrammen und deren Umsetzung in die nationale und internationale Versorgungspraxis unterstützen. Das Preisgeld von 20.000 Euro soll der weiteren wissenschaftlichen Profilierung der Preisträger dienen.

 

Die AstraZeneca GmbH in Wedel/Schleswig-Holstein ist die deutsche Tochtergesellschaft des britisch-schwedischen Pharmaunternehmens AstraZeneca PLC, London. AstraZeneca gehört mit einem Konzernumsatz von USD 32,8 Milliarden (2009) weltweit zu den führenden Unternehmen der forschenden Arzneimittelindustrie. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt innovative Arzneimittel, die Patienten eine bessere Lebensqualität ermöglichen. AstraZeneca forscht in den Bereichen Herz-Kreislauf und Stoffwechselerkrankungen, Krebs, Atemwege, Magen-Darm, Neurowissenschaften sowie Infektionen.

 

 


Quelle: AstraZeneca, 05.03.2010 (tB).

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