MEDIZIN
AWARDS
Forschergeist gefragt: 14. Novartis Oppenheim-Förderpreis für MS-Forschung ausgelobt
FernstudiumCheck Award: Deutschlands beliebteste Fernhochschule bleibt die SRH Fernhochschule
Vergabe der Wissenschaftspreise der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertoniestiftung
Den Patientenwillen auf der Intensivstation im Blick: Dr. Anna-Henrikje Seidlein…
Wissenschaft mit Auszeichnung: Herausragende Nachwuchsforscher auf der Jahrestagung der Deutschen…
VERANSTALTUNGEN
Wichtigster Kongress für Lungen- und Beatmungsmedizin ist erfolgreich gestartet
Virtuelle DGHO-Frühjahrstagungsreihe am 22.03. / 29.03. / 26.04.2023: Herausforderungen in…
Pneumologie-Kongress vom 29. März bis 1. April im Congress Center…
Die Hot Topics der Hirnforschung auf dem DGKN-Kongress für Klinische…
Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023 startet am 14.3.
DOC-CHECK LOGIN
Bipolare Störungen
Notfallsituationen im Trialog: Erster internationaler Expertenkonsensus zum Umgang mit Agitation in der Psychiatrie
Chemnitz (16. September 2016) – Erregtheit, Unruhe- und Spannungszustände (Agitation) und Aggression zählen mit einer Prävalenz von über 10 % zu den häufigsten medizinischen Notfallsituationen in der Psychiatrie. Trotz der großen Auswirkungen in persönlichen, rechtlichen und gesundheitlichen Bereichen gab und gibt es bislang keine einheitlichen Leitlinien zur Erfassung und Behandlung. Aus diesem Grund haben sich 24 internationale ausgewiesene Experten aus 13 Ländern auf 22 gemeinsame Empfehlungen zu Assessment und Management von Agitation in der Psychiatrie geeinigt und diese veröffentlicht. Vorgestellt und erstmalig trialogisch diskutiert wurde dieser Konsensus auf einem Symposium im Rahmen der 16. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e. V. (DGBS) in Chemnitz unter dem Vorsitz von Prof. Martin Schäfer, Essen, und Prof. Georg Juckel, Bochum.
Unter den hocherregten psychotischen Patienten in der Notaufnahme leiden etwa 30 % an einer bipolaren Störung. Eine unsachgemäße Bewertung der Akutsituation und ein entsprechendes Notfallmanagement können im schlimmsten Fall zu unnötigen Zwangsmaßnahmen oder zur Sedierung führen. Die Einordnung der Situation in den klinischen und rechtlichen Kontext ist hierbei nicht immer einfach. Im Fokus steht die Patientenverfügung. Sie sollte rechtzeitig gemeinsam mit dem Patienten erstellt werden und im Rahmen einer ausführlichen Information über Therapieoptionen und die Patientenselbstbestimmung erfolgen. Ist diese konkret formuliert, gibt es aus ethischer Sicht keine Behandlungspflicht gegen den verfügten konkreten Patientenwillen.
Notfallmanagement – Expertenkonsensus Agitation
Trotz der großen Auswirkungen in persönlichen, rechtlichen und gesundheitlichen Bereichen gab und gibt es bislang keine einheitlichen Leitlinien zur Erfassung und Behandlung der Agitation.
Aus diesem Grund haben sich 24 internationale ausgewiesene Experten aus 13 Ländern auf 22 gemeinsame Empfehlungen zu Assessment und Management von Agitation in der Psychiatrie geeinigt und diese veröffentlicht(1). Basis bildete die systematische Auswertung und Bewertung der Literatur. Hinsichtlich des Verhaltens im Rahmen einer Notfallsituation sind sich die Experten einig, dass verbale Deeskalation und Umgebungsmodifikationen die erste Wahl sind und freiheitsentziehende Maßnahmen wie Fixierung/Isolation nur als Ultima Ratio in Betracht kommen. Bezüglich einer pharmakologischen Behandlung sollte die „ideale“ Medikation beruhigen, ohne übermäßig zu sedieren. Im Allgemeinen sollten orale oder inhalative Darreichungsformen statt intramuskulärer Lösungen bevorzugt eingesetzt werden. Intravenöse Behandlungen sollten vermieden werden.
Medikamentöse Therapieoptionen
Wenn möglich sollten agitierte Patienten in die Auswahl der Art der Medikation und deren Darreichungsform involviert sein. Die zwei wichtigsten Faktoren bei der Auswahl der Darreichungsform für die Behandlung schwerer Agitation sind schneller Wirkeintritt und zuverlässige Wirkform. In einer innovativen inhalativen Applikationsform ist seit 2013 das bewährte Antipsychotikum Loxapin zur Behandlung von leicht bis mittelschwer agitierten Patienten mit bipolaren Störungen oder Schizophrenie auf dem deutschen Markt erhältlich (Adasuve®, Trommsdorff Arzneimittel). Wie Studien zeigen, tritt die beruhigende, aber nicht übersedierende Wirkung bereits zehn Minuten nach Inhalation ein.(2) Maximale Plasmaspiegel werden im Mittel unter zwei Minuten erreicht(3) – bei guter Verträglichkeit.(2) Das Präparat wird einmalig im Bedarfsfall gegeben. Anschließend kann die bisherige Medikation fortgeführt werden. Die Experten empfehlen inhalierbare Antipsychotika zu berücksichtigen, wenn eine schnelle Wirkung erforderlich ist.(1)
Literaturverweise
- Garriga M et al. Assessment and management of agitation in psychiatry: Expert consensus. World J Biol Psychiatry 2016; 17: 86–128
- Kwentus J et al. Rapid acute treatment of agitation in patients with bipolar I disorder: a multicenter, randomized, placebo-controlled clinical trial with inhaled loxapine. Bipolar Disord 2012; 14: 31–40
- Spyker DA et al. Pharmacokinetics of loxapine following inhalation of a thermally generated aerosol in healthy volunteers. J Clin Pharmacol 2010; 50: 169–179
Quelle: Trommsdorff, 16.09.2016 (tB).