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Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
Aktuelle Daten & Kriterien für eine rationale Biologic-Therapie
Update CED-Therapie
Frankfurt, 28. Juni 2010 – „Es liegen neue Erkenntnisse zur Therapie mit Infliximab bei Morbus Crohn vor“, leitete Professor Dr. Axel Dignaß, Frankfurt, eine Pressekonferenz der Essex Pharma GmbH ein.* Demnach können Patienten mit steroidabhängigem oder -refraktärem Morbus Crohn den TNFα-Antikörper auch alternativ zu Azathioprin oder Methotrexat erhalten. Eine entsprechende Empfehlung wurde soeben in der neuesten Leitlinie der Europäischen Crohn und Colitis Organisation ECCO veröffentlicht.(1) Der Einsatz von Infliximab wird auch durch Daten zur Sicherheit gedeckt. Aus dem TREAT-Register mit mittlerweile insgesamt mehr als 27.000 dokumentierten Patientenjahren lassen sich keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für maligne Erkrankungen oder eine erhöhte Mortalität unter der Anti-TNFα-Therapie im Vergleich zu nicht mit Infliximab behandelten Patienten ableiten.
„Grundlage der ECCO-Empfehlung sind die kürzlich publizierten Ergebnisse der SONIC-Studie“, sagte Dignaß.(2) In dieser Studie wurde erstmalig die Wirksamkeit einer Kombinationstherapie aus Infliximab und Azathioprin mit einer Infliximab-Monotherapie und einer Azathioprin-Monotherapie verglichen.
Eingeschlossen wurden 508 erwachsene Patienten mit mäßig bis schwer verlaufendem Morbus Crohn (CDAI 220-450), die zuvor ohne erwünschten Erfolg mit Kortikosteroiden, jedoch nicht mit einem Immunmodulator und nicht mit Biologics behandelt worden waren.
Nach der Randomisierung bekamen sie entweder
-
eine Infliximab-Monotherapie (5 mg/kg KG i.v. in Woche 0, 2 und 6;
danach alle 8 Wochen) -
eine Kombinationstherapie mit Infliximab (5 mg/kg KG i.v. in Woche 0, 2 und 6;
danach alle 8 Wochen) plus Azathioprin (2,5 mg/kg KG p.o. pro Tag) oder -
eine Azathioprin-Monotherapie (2,5 mg/kg KG p.o. pro Tag).
„Nach 26 Wochen erreichten 56,8 % der Patienten mit der Kombinationstherapie und 44,4 % der Patienten mit der Infliximab-Monotherapie eine steroidfreie Remission, aber nur 30,0 % der Patienten im Arm der Azathioprin-Monotherapie“, sagte Dignaß. Eine Subgruppenanalyse zeigte, dass vor allem Patienten mit nachgewiesener Mukosaentzündung und CRP-Werten über 0,8 mg/dl von den Infliximab-Therapien profitierten.
Die signifikante Überlegenheit der Infliximab-Therapien blieb auch im weiteren Verlauf erhalten. Nach 50 Wochen betrug der Anteil der Patienten in steroidfreier Remission je nach Studienarm 46,2 % (Kombinationstherapie), 34,9 % (IFX-Monotherapie) beziehungsweise 24,1 % (AZA-Monotherapie). Die Unterschiede zwischen den Armen waren wiederum signifikant.
Weitere Vorteile der Anti-TNFα-Therapien zeigten sich bei der Mukosaheilung. Dieser Endpunkt war definiert als vollständige Abwesenheit mukosaler Ulzerationen im Kolon und terminalen Ileum gemäß einer Begutachtung per Videoendoskopie in der Woche 26. Er wurde von 43,9 %, 30,1 % bzw. 16,5 % der Patienten, die zu Studienbeginn Läsionen aufwiesen, erreicht. „Die Mukosaheilung gewinnt als Therapieziel zunehmend an Bedeutung“, erläuterte Dignaß. „Ältere Daten zeigen nämlich, dass Patienten, deren Mukosa unter der Therapie mit Infliximab abheilt, im weiteren Verlauf über ein Jahr weniger Krankenhausaufenthalte und chirurgische Interventionen benötigen.“(3)
Wie Dignaß weiter ausführte, sei auch das Sicherheitsprofil der Infliximab-Therapien sehr zufriedenstellend: „3,9 % der Patienten unter einer Kombinationstherapie erlitten schwere Infektionen, während dies bei 4,9 % der Patienten im Infliximab-Arm und bei 5,6 % der Patienten im Azathioprin-Arm der Fall war.“
„Damit liegen wichtige Hinweise vor, wonach eine frühzeitige Therapie mit Infliximab die Prognose von Patienten mit Morbus Crohn verbessern und den längerfristigen Verlauf der Erkrankung entscheidend beeinflussen kann“, resümierte Dignaß.
Neues von der Digestive Disease Week 2010
Die Sicherheit von Therapien gegen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen war auch einer der Schwerpunkte auf der diesjährigen Digestive Disease Week. Was Infliximab anbelangt, wurden unter anderem Daten aus dem amerikanischen TREAT-Register vorgestellt.(4)
„Darin sind bislang mehr als 16.100 Jahre Infliximab-behandelter Patienten und mehr als 11.600 Jahre nicht Infliximab-behandelter Patienten dokumentiert“, sagte Privatdozent Dr. Carsten Büning, Berlin.
Der Vergleich der Kohorten zeige, dass weder die Mortalität noch die Inzidenz von Malignomen und Lymphomen unter Infliximab erhöht ist. „Auch die präoperative Gabe von Infliximab scheint nach bisher vorliegenden Daten nicht mit einer erhöhten Mortalität einherzugehen“, sagte Büning.(5)
Weiter wurde von zwei neuen Fällen eines hepatosplenischen T-Zell-Lymphoms bei CED-Patienten berichtet.(6) Beide Patienten hatten Thiopurine über mehrere Jahre hinweg eingenommen. „Die in der Literatur berichtete Zahl der Fälle steigt damit auf 29“, sagte Büning. Alle Patienten waren mit Thiopurinen behandelt worden, 16 von 29 erhielten zusätzlich einen TNFα-Antagonisten. „Letztendlich unterstreichen diese beiden neuen Fälle abermals die möglicherweise zentrale Rolle der Thiopurine in der Entstehung der seltenen, aber fatalen hepatosplenischen T-Zell-Lymphome“, kommentierte Büning.
Im Zusammenhang mit einem frühzeitigen Einsatz von Biologics wird Büning zufolge derzeit diskutiert, ob man die Behandlung unterbrechen oder beenden könne, ohne dass es zu einem Rezidiv kommt. „Eine retrospektive Analyse von drei italienischen Zentren zeigte, dass Median 14 Monate nach Therapiestopp noch 56,2 % der 69 Patienten in Remission waren“, so Büning.(7) Dabei habe man einmal mehr die Mukosaheilung als positiven prädiktiven Faktor identifiziert. 43,8 % der Patienten hätten nach Median 13 Monaten ein Rezidiv erlitten. „Bei den meisten dieser Patienten konnte Infliximab aber mit hoher Effizienz und guter Verträglichkeit erneut eingesetzt werden“, so Büning.
In der SWITCH-Studie wurde schließlich untersucht, ob die subkutane Gabe von Adalimumab gegenüber der intravenösen Gabe von Infliximab bevorzugt wird.(8) Dazu wurden 73 Patienten mit anhaltender Remission (CDAI < 200) unter Infliximab entweder weiter mit Infliximab behandelt oder auf Adalimumab umgestellt. „Signifikant mehr Patienten, die auf Adalimumab umgestellt wurden, wechselten zurück auf Infliximab als umgekehrt (8 vs. 0, p = 0,002). Reaktionen an der Infusionsstelle traten bei 7 von 36 mit Adalimumab behandelten Patienten und bei 0 von 37 Patienten, die mit Infliximab behandelt wurden, auf (p < 0,005)“, sagte Büning.
Über Essex Pharma
Die Essex Pharma GmbH mit Sitz in München gehört zu Merck&Co., Inc., Whitehouse Station, N.J. (USA), im Folgenden MSD genannt, einem weltweit tätigen forschenden Arzneimittelhersteller, der Arzneimittel und Impfstoffe in verschiedenen Therapiebereichen erforscht, entwickelt, produziert und vertreibt. Für das Unternehmen steht das Wohl des Patienten an erster Stelle. Es ist ihm ein Anliegen, die Versorgung mit dringend benötigten Medikamenten weltweit zu gewährleisten und zu verbessern. Hierzu unterstützt MSD zahlreiche bedürftige Länder mit Medikamentenspenden vor Ort. MSD hat sich auch die Verbreitung der aktuellen medizinischen Erkenntnisse zum Ziel gesetzt. In Deutschland vertreibt Essex Pharma eine breite Produktpalette an innovativen verschreibungspflichtigen Humanarzneimitteln, insbesondere für die Therapiefelder Allergologie, Anästhesie, Psychiatrie, Dermatologie, Fertilität, Gynäkologie, Hepatologie, Herz-Kreislauf, Immunologie, Mykologie und Onkologie.
Die deutsche Website des Unternehmens ist www.essex.de
Anmerkung
* „Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Aktuelle Daten & Kriterien für eine Biologic-Therapie“ – Pressegespräch der Essex Pharma GmbH im Nachgang zur Digestive Disease Week 2010. 28. Juni 2010, Frankfurt (Medizin und Markt).
Literatur
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Dignass et al. JCC 2010; 4: 28-62
-
Colombel et al. NEJM 2010; 362: 1383-1395
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Rutgeerts et al. Gastroenterology 2004; 126: 402-413
-
Lichtenstein DDW 2010; T1040
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Gainsbury DDW 2010; 1045
-
Fowler DDW 2010; W1212
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Armuzzi DDW 2010; W1268
-
van Assche DDW 2010; 645
Download
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Prof. Dr. med. Axel Dignaß: „SONIC-Daten zu Morbus Crohn: Neue Erkenntnisse zum frühen Biologic-Einsatz“
Abstract: Abstract_Prof Dignaß.pdf (86.19 KB)
Folien: Keyslides_Prof.Dignaß.pdf (524.69 KB)
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PD Dr. med. Carsten Büning: „Strategien bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen: Ein Update von der DDW“
Abstract: Abstract_PD Dr.Büning.pdf (99.49 KB)
Folien: Keyslides_PD Dr.Büning.pdf (711.69 KB)
Quelle: Essex Pharma, 28.06.2010 (tB).