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Chronische Hepatitis B und C verlieren Dank moderner Therapieoptionen zunehmend ihren Schrecken

 

Nürnberg (12. September 2013) – Patienten mit chronischen viralen Leberentzündungen profitieren zunehmend von den modernen Therapieoptionen. So reduziert Tenofovir bei einer Hepatitis-B-Infektion nachweisbar die Viruslast und das Risiko für die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms. Sogar bereits vorhandene Leberschäden können sich durch eine erfolgreiche Therapie mit dem Nukleotid-Analogon zurückbilden. Nur wenige Patienten mit Hepatitis-C-Virus können hingegen die zahlreichen Barrieren derzeitiger Standard-therapien überwinden. Umso bedeutender ist vor diesem Hintergrund, dass neue Behandlungsoptionen mit geringeren Barrieren vor der Zulassung stehen.

 

Patienten mit chronischer Hepatitis B haben heute eine gute Prognose. In den meisten Fällen erlauben moderne Nukleos(t)id-Analoga eine anhaltende Infektionskontrolle. So senkte Tenofovir nach sechsjähriger Behandlung die Viruslast je nach HBeAg-Status bei 97 % (HBeAg-positiv) beziehungsweise 99 % (HBeAg-negativ) der Patienten (On-Treatment-Analyse).(1) Parallel dazu war ein Rückgang von bestehenden Leberschäden zu verzeichnen. 74 % der eingeschlossenen Zirrhosepatienten verbesserten sich nach fünf Behand­lungsjahren auf einen Ishak-Score kleiner oder gleich 4.(1) Studien konnten zeigen, dass mit einer effektiven Suppression der Viruslast auch das Risiko für die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms (HCC) sinkt.(2) In einer Langzeitbeobachtung von Tenofovir-behandelten Patienten war die tat­sächliche Inzidenzrate bereits ab dem vierten Behandlungsjahr geringer als die erwartete. Nach 5,5 Jahren war der Unterschied signifikant.(3)

 

Bestehen bereits größere Leberschäden, bleibt bei den Patienten allerdings ein Restrisiko für die Entwicklung eines HCC erhalten.(4) Daher ist es für Professor Dr. Ali Canbay, Essen, besonders wichtig, frühzeitig die Diagnose zu sichern, mit der Therapie zu beginnen und die Patienten regelmäßig sonografisch zu kontrollieren.

 

 

Große Hürden in der Hepatitis-C-Behandlung

 

Ein bedeutender Risikofaktor für Leberschäden und das HCC ist neben der chronischen Hepatitis B auch die chronische Hepatitis C.(5) Das Therapieziel ist daher ein dauerhaftes  virologisches Ansprechen (sustained virological response, SVR), das mit einer Reduktion der Gesamtmortalität, der leber­bezogenen Mortalität und des HCC-Risikos einhergeht.(6) Die SVR ist nach heutigem Verständnis gleichbedeutend mit der Eradikation des Virus und damit einer Heilung.(7,8,9)

 

Die Therapie wird jedoch durch zahlreiche Faktoren erschwert, weiß Susanne Nückles, Nürnberg, von der Deutschen Leberhilfe e.V. Dazu zählen ein zu geringes Bewusstsein für die Erkrankung, eine häufige Stigmatisierung der Betroffenen und deren Unterversorgung. Zudem ist die Behandlung oft schlecht verträglich und langwierig.(10) Viele Patienten sind daher für eine Therapie nicht geeignet, verweigern diese oder brechen sie vorzeitig ab.(11)

 

Die Heilungsraten mit den derzeit verfügbaren Triple-Therapien sind zwar besser als bei einer dualen Therapie mit pegyliertem Interferon und Ribavirin, dennoch gibt es viele Gründe, die gegen den Einsatz einer Triple-Therapie sprechen. Bei vielen Patienten besteht eine Kontraindikation oder Sie lehnen aufgrund von unerwünschten Nebenwirkungen die Therapie ab. Aufgrund von zusätzlichen Komorbiditäten sind gerade bei älteren Patienten Triple-Therapien eher ungünstig. Bei Patienten mit zuvor partiellem oder fehlendem Ansprechen sprechen Triple-Therapien weniger gut an. Daneben stellen Sicherheitsbedenken bei zirrhotischen Patienten sowie ein komplexer und langwieriger Therapieverlauf ein Hindernis dar. Um die Behandlungssituation für Patienten mit Hepatitis C zu verbessern, wäre laut Professor Dr. Dr. Michael Kraus, Altötting, ein verstärktes Screening erforderlich und die Therapien müssten einfacher, besser verträglich und kürzer sein.

 

 

Gute Aussichten für Hepatitis-C-Patienten?

 

Mit neuen Therapieoptionen – wie z.B. dem Nukleotid-Analogon Sofosbuvir (SOF)(12,13) – zeichnet sich jetzt ein Durchbruch ab. In den zum Teil abgeschlossenen klinischen Phase-III-Studien in Kombination mit Ribavirin (RBV) beziehungsweise mit pegyliertem Interferon (pegIFN) und RBV haben sich die neuen medikamentösen Ansätze als gut wirksam erwiesen – es wurden SVR12 Raten bis zu 90 % beobachtet. Patienten mit einer SVR12 gelten als von ihrer HCV-Infektion geheilt. In die Studien waren unvorbe­handelte Patienten und vorbehandelte Hepatitis-C-Patienten eingeschlossen. Diese kamen zum Teil für eine Behandlung mit pegIFN nicht in Frage oder wiesen einen schon weit fortgeschrittenen Leberschaden auf.

 

Diese Studien bestätigten die Möglichkeit, das Therapieziel SVR12 bei vielen Patienten zu erreichen. Dazu waren die Substanzen gut verträglich und verkürzten die Therapiedauern im Vergleich zu bisherigen Regimen von 24 bis 48 auf 12 Wochen. Wird den Zulassungsanträgen stattgegeben – die ersten Zulassungen werden bereits für das erste Halbjahr 2014 erwartet – könnte für deutlich mehr Patienten als bisher eine Heilung in greifbare Nähe rücken, ist sich Dr. Peter Buggisch aus Hamburg sicher. Wichtig ist hierfür allerdings auch, dass Ärzte bei bestimmten Risikofaktoren früher an die Erkrankungen denken. Für Hepatitis B und C sind dies vor allem Migrationshintergrund, Promiskuität, Piercings und Tattoos sowie Transfusionen, Dialysepflicht und intravenöser Drogenmissbrauch in der Vorgeschichte.

 

— 

 

Gilead Sciences (Nasdaq: GILD) ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das Therapeutika erforscht, entwickelt und vertreibt, die weltweit einer Verbesserung der Behandlung von Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen dienen. Das Unternehmen vertreibt derzeit in den USA elf Produkte und konzentriert sich in Forschung und klinischer Entwicklung auf den Bereich Infektiologie insbesondere auf HIV, chronische Hepatitis B, systemische Pilzinfektionen, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen. Gilead Sciences Inc., mit Firmenhauptsitz in Foster City, Kalifornien, unterhält Niederlassungen in den USA, Europa und Australien. Der deutsche Firmensitz befindet sich in Martinsried bei München. In Deutschland besteht das Gilead Sciences Portfolio aus derzeit sieben Produkten für die Indikationen HIV, HBV, Cystische Fibrose und systemische Pilzinfektionen.

 

 

Quellen 

  1. Marcellin P et al. Lancet 2013; 381: 468-475
  2. Hosaka T et al. Hepatology 2012 Dec 5.; doi: 10.1002/hep.26180
  3. Kim WR et al. EASL 2013; Oral 43
  4. Wong GL et al. Gastroenterology 2013; 144: 933-944
  5. Lee MH et al. J Clin Oncol. 2010 Oct 20; 28(30): 4587-93
  6. van der Meer AJ et al. JAMA. 2012; 308(24): 2584-2593
  7. Smith BD et al. Morbidity and Mortality Weekly Report 2012; 61: 1-32
  8. Pearlman BL, Traub N Clinical Infectious Diseases 2011; 52: 889-900
  9. European Association for the Study of the Liver EASL Clinical Practice Guidelines:     Management of hepatitis C virus infection. Journal of Hepatology 2011; 55: 245-264
  10. McGowan CE et al. Liver Int. 2012; 32 Suppl 1: 151-156
  11. North CS et al. Gen Hosp Psych. 2013; 35: 122-128
  12. Lawitz E et al. N Engl J Med 2013; DOI: 10.1056/NEJMoa1214853
  13. Jacobson IM et al. N Engl J Med 2013; DOI: 10.1056/NEJMoa1214854

 


 

Quelle: Gilead Sciences GmbH, 12.09.2013 (hB).

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