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Chronische Hepatitis-C-Virus-Infektion
Was jetzt zur Elimination nötig ist:
Hürden abbauen und Therapieoptionen nutzen
München (20. Mai 2019) – Moderne direkt wirkende antivirale Agenzien (DAA) gegen die Hepatitis-C-Virus (HCV)-Infektion erzielten in klinischen Studien Heilungsraten teils weit über 90 Prozent,(1) die Elimination der Infektion scheint damit in greifbare Nähe zu rücken. Diese Hoffnung wird durch aktuelle Real-World-Analysen weiter gestützt. So erzielte die Kombinationstherapie SOF/VEL in einem alltagsüblichen heterogenen Patientenkollektiv sehr hohe Heilungsraten.(2) Selbst bei vorherigem Versagen einer DAA-Therapie konnten in einer anderen Studie HCV-Infizierte unter SOF/VEL/VOX-Behandlung hohe Heilungsraten erlangen.(3) Allerdings werden in Deutschland derzeit zu wenige Patienten behandelt, um das Ziel – die Elimination der HCV-Infektion bis 2030 – zu erreichen.(4) Auf einer Pressekonferenz forderten Experten daher, Versorgungsbarrieren abzubauen und mehr Menschen mit einer HCV-Infektion zu diagnostizieren und zu behandeln.(a) Die Gilead Sciences GmbH unterstützt diesen Ansatz und möchte mit der Initiative MOVE den Zugang zur Versorgung insbesondere für vulnerable Patienten erleichtern.
Direkt wirkende antivirale Kombinationstherapien haben die Behandlung der chronischen Hepatitis-C-Virus (HCV)-Infektion stark vereinfacht und waren in klinischen Studien hocheffektiv. So führte zum Beispiel Sofosbuvir/Velpatasvir (SOF/VEL, Epclusa®) in der größten Patientengruppe – den therapienaiven Infizierten ohne Zirrhose – zu Heilungsraten(b) von bis zu 100 Prozent.(5) Mit Sofosbuvir/Velpatasvir/Voxilaprevir (SOF/VEL/VOX, Vosevi®) steht auch für jene Patienten ein zugelassenes Medikament zur Verfügung, die zuvor erfolglos mit einem DAA einschließlich NS5A-Inhibitoren behandelt wurden. SOF/VEL/VOX erreichte in diesem schwer behandelbaren Kollektiv insgesamt eine Heilungsrate von 96 Prozent für mit NS5A-Inhibitor vorbehandelten Patienten aller Genotypen sowie 98 Prozent mit DAA-vorbehandelten Genotypen ohne NS5A-Inhibitor – dies gilt für Patienten ohne bzw. mit kompensierter Zirrhose.(6) Bei beiden Therapieregimen müssen die Patienten nur einmal eine Tablette pro Tag einnehmen, die Behandlungsdauer beträgt in der Regel zwölf Wochen. Nun zeigen zwei aktuelle Datenanalysen, dass SOF/VEL und SOF/VEL/VOX im Praxisalltag ebenso wirksam sind wie in den klinischen Studien.
De facto hat jeder Patient eine Chance auf Heilung
In die Analyse zur Therapie mit SOF/VEL gingen die Daten von 5.541 Patienten aus sieben Ländern ein, darunter auch Patienten aus Deutschland.(2) Sie waren mit HCV der Genotypen 1 bis 6 infiziert, waren therapienaiv oder mit pegInterferon + Ribavirin ± einem Proteaseinhibitor vorbehandelt und hatten Leberschäden bis einschließlich einer kompensierten Zirrhose.(2) Primärer Endpunkt war eine SVR12 oder SVR24 nach dem Ende der zwölfwöchigen Therapie.(2)
„In der Per-Protocol-Analyse ergab sich über das Gesamtkollektiv hinweg eine SVR-Rate von 98,5 Prozent“, berich-tete Professor Dr. Johannes Vermehren, Frankfurt.(2) Die Genotyp-spezifischen SVR12/24-Raten lagen zwischen 97,6 und 100 Prozent, beziehungsweise zwischen 96,4 und 100 Prozent im Kollektiv der Patienten mit kompensierter Zirrhose.(2) Dieselben hohen Heilungsraten wurden auch in verschiedenen Subgruppenanalysen beobachtet, das heißt, bei Patienten ohne und mit Vorbehandlung, mit ehemaligem oder gegenwärtigem intravenösem Drogenkon-sum, mit GT3-Infektion und kompensierter Zirrhose, mit HIV/HCV-Koinfektion oder in einem Alter über 70 Jahre. (2)(c)
Zur Therapie mit SOF/VEL/VOX stellte Vermehren eine Analyse aus dem Datenbestand des Deutschen Hepatitis-C-Registers (DHC-R) vor. Eingeschlossen waren 110 Patienten mit HCV-Infektionen der Genotypen 1, 3 und 4, die das Regime als Re-Therapie nach einer vorherigen Behandlung mit verschiedenen direkt wirkende antiviralen Substanzen erhalten hatten.(3) „Die zwölfwöchige Behandlung mit SOF/VEL/VOX führte in allen Subgruppen mit den verschiedenen Genotypen sowie mit und ohne Zirrhose bei jeweils 100 Prozent der Patienten zu einer Heilung“, erläuterte Vermehren. (3) SOF/VEL/VOX sei dabei gut verträglich gewesen. 50 Prozent der Patienten hatten keinerlei Nebenwirkungen, falls Nebenwirkungen auftraten, wurde Fatigue (14 Prozent), Kopfschmerzen (10 Prozent), Übelkeit und Diarrhöe (jeweils 9 Prozent) beobachtet. (3)
Laut Vermehren zeigen „die beiden Auswertungen, dass SOF/VEL und SOF/VEL/VOX in heterogenen Kollektiven sehr hohe Heilungsraten erzielen – und dies unabhängig von Patientencharakteristika wie HCV-Genotyp und Fibrosestadium sowie im Fall von SOF/VEL/VOX ebenso unabhängig von einer Vortherapie“. Ein weiterer Vorteil der SOF-basierten Therapien: Sie vereinfachen die Therapie für Ärzte wie für Patienten erheblich. Dank des pangeno-typischen Wirkprofils von SOF/VEL ist eine Bestimmung des HCV-Genotyps nicht mehr zwingend notwendig, und es reicht, sich ein Bild vom Zustand der Leberfunktion zu machen, um SOF/VEL für zwölf Wochen entweder alleine oder – bei dekompensierter Zirrhose – in Kombination mit Ribavirin zu verordnen.(c) SOF/VEL/VOX hat seinen Platz bei Patienten, die mit DAA vorbehandelt sind. Eine Testung auf Resistenz-assoziierte Substitutionen vor dem Therapiestart sei aufgrund der hohen Resistenzbarriere der Dreifachkombination nicht notwendig, ebenso wenig ein regelmäßiges Monitoring der Viruslast und der Leberwerte außerhalb der klinischen Routine.
Die HCV-Elimination kann auch im Kleinen beginnen
Hocheffektive Therapien wie SOF/VEL und SOF/VEL/VOX stellen eine gute Grundlage dar, um die HCV-Infektion zu eliminieren. „Tatsächlich erreichen lässt sich dieses Ziel jedoch nur, wenn pro Jahr mindestens sieben Prozent der Infizierten behandelt werden“,(7) sagte Professor Dr. Christoph Sarrazin, Wiesbaden – eine Therapierate, die Deutschland 2017 verfehlte und damit von der Liste der Länder, die erfolgreich auf die Elimination zusteuern, gestrichen wurde.(4) Die Akteure müssten nun zeigen, dass ihnen das Thema wichtig sei, so Sarrazin.
Als wesentliche Handlungsfelder nannte er die Aufklärung der Bevölkerung sowie eine leitliniengerechte Diagnostik, zu der auch das Screening gehört; Infizierte zu erkennen, sei der erste Schritt hin zur Elimination, so Sarrazin.(1) In diesem Zusammenhang äußerte er die Hoffnung, dass der Test auf eine HCV-Infektion wieder budgetneutral und die Messung von Leberwerten oder ein HCV-Test Bestandteil von Routineuntersuchungen wie dem Check-up 35 würden. Und schließlich forderte Sarrazin ein therapeutisches Vorgehen, das sich an den Leitlinien orientiert. „Das bedeutet, jedem Patienten mit einer chronischen HCV-Infektion eine Behandlung anzubieten“, betonte Sarrazin.(1)
Wenn das bevölkerungsweite Vorgehen zur HCV-Elimination ein Land vor große Herausforderungen stellt, kann es sinnvoll sein, Ressourcen zunächst regional oder auf bestimmte Risikogruppen zu konzentrieren – zum Beispiel auf jene, die eine hohe Inzidenz an Neuinfektionen aufweisen.(8) „Dazu zählen vor allem Drogengebraucher, Sucht-patienten und Haftinsassen“, kommentierte Sarrazin. Sie seien zudem über Beratungsstellen, Substitutionspraxen und Justizvollzugsanstalten potenziell gut erreichbar. Sarrazin verwies darauf, dass diese so genannte Mikro-elimination beispielsweise in Island, der Schweiz und den Niederlanden sehr rasch zu einem Rückgang der HCV-Inzidenz geführt habe.(9,10,11) Dabei dürfe man aber auch die Allgemeinbevölkerung nicht aus den Augen verlieren, da hier ein Großteil der unbekannten HCV-Infektionen versteckt lägen.
Partner für die Mikroelimination gesucht
Mehr HCV-Infizierte als bisher zu erkennen und ihnen den Zugang zur Versorgung zu ermöglichen, das ist auch das Anliegen der Gilead Sciences GmbH. „Unsere eigens gegründete Abteilung Disease Awareness konzentriert sich dabei vor allem auf so genannte vulnerable Patientengruppen“, erläuterte Dr. Mehtap Gündogdu, München. In Deutschland seien intravenös drogengebrauchende Menschen mit einer HCV-Prävalenz von 66 Prozent die am stärksten betroffene Gruppe.(12) „70 Prozent von ihnen haben jedoch niemals eine Therapie erhalten“, betonte Gündogdu. Gilead will daher Versorgungsbarrieren abbauen und so die Mikroelimination im Kollektiv der drogengebrauchenden Menschen unterstützen.
Das Unternehmen setzt dazu auf die Schulung von therapeutischem oder pädagogischem Personal, wie im Train-the-Trainer-Programm Fit für die WHO 2030!, auf Peer-to-Peer-Projekte wie CONTRA, in dem Betroffene andere Betroffene auf dem Versorgungspfad begleiten, sowie auf Informationskampagnen wie BRAVO, in der die Ziel-gruppen mit multimedialen Inhalten über die Hepatitis C aufgeklärt werden. Dabei kooperiert Gilead engmaschig mit Drogenberatungsstellen und Suchtpraxen. „Es gibt bereits viele, sehr gute Best-Practice-Projekte, die zeigen, wie Mikroelimination funktioniert“, sagte Gündogdu. „Deshalb möchten wir weitere Partner davon überzeugen, dass sich das Engagement lohnt.“
Dazu hat Gilead die Initiative MOVE – Gemeinsam für Menschen mit Offenheit, Vertrauen, Engagement – ins Leben gerufen. „Wir verstehen MOVE als eine Plattform um mit potenziellen Partnern ins Gespräch zu kommen, sich über Projektideen auszutauschen und lokale Eliminierungsbestrebungen nachhaltig zu unterstützen“, so sagte Gündogdu.
Über Gilead Sciences
Gilead Sciences ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das innovative Arzneimittel für medizinische Bereiche erforscht, entwickelt und vermarktet, in denen hoher Bedarf an medizinischem Fortschritt besteht. Das Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Versorgung lebensbedrohlich erkrankter Patienten weltweit voranzubringen. Gilead hat seinen Hauptsitz in Foster City, Kalifornien und ist in 30 Ländern weltweit vertreten.
Die Epclusa®- und Vosevi®-Fachinformationen(6,13) sind auf der EMA-Webseite unter www.ema.europa.eu. erhältlich. Epclusa® und Vosevi® sind eingetragene Handelsmarken von Gilead Sciences, Inc. oder ihrer Partnerfirmen.
- Weitere Informationen über Gilead Sciences erhalten Sie auf der Website des Unternehmens unter www.gilead.com
Anmerkungen
- a) Pressekonferenz der Gilead Sciences GmbH, Martinsried; München, 20.Mai 2019
- b) Heilung definiert als ein anhaltendes virologisches Ansprechen zwölf Wochen nach Therapieende (SVR12, sustained virologic response)
- c) Patienten mit dekompensierter Zirrhose erhalten zusätzliche Ribavirin. Die Zugabe von Ribavirin kann bei Patienten mit einer Infektion vom GT3 und kompensierter Zirrhose erwogen werden.
Literatur
- Sarrazin C et al. Z Gastroenterol 2018; 56: 756-838
- Mangia A et al. EASL 2019, GS-03
- Vermehren J et al. EASL 2019, #THU-188
- http://cdafound.org/polaris; letzter Zugriff: Mai 2019
- Fachinformation Epclusa®, Stand Dezember 2018
- Bourlière M et al. N Engl J Med 2017; 376 (22): 2134-2146
- CDA Foundation. http://cdafound.org/just-12-countries-worldwide-on-track-to-eliminate-hepatitis-c-infection-by-2030-with-united-kingdom-italy-and-spain-among-those-joining-the-list/; letzter Zugriff: Mai 2019
- Lazarus JV et al. Semin Liver Dis 2018; 38: 181–192
- Tyrfingsson et al. EASL 2018, PS-095
- Rusch U et al. Swiss Medical Weekly 2019 doi:10.4414/smw.2019.14694
- Kracht PAM et al. Hepatology, Medicine and Policy 2018; 3: 12
- Robert Koch-Institut. Abschlussbericht der Studie „Drogen und chronischen Infektionskrankheiten in Deutschland“ (DRUCK- Studie), Berlin 2016. DOI: 10.17886/rkipubl-2016-007.2; 85-103
- Fachinformation Vosevi®, Stand Januar 2019
Quelle: Gilead Sciences, 20.05.2019 (tB).