MEDIZIN
AWARDS
Forschergeist gefragt: 14. Novartis Oppenheim-Förderpreis für MS-Forschung ausgelobt
FernstudiumCheck Award: Deutschlands beliebteste Fernhochschule bleibt die SRH Fernhochschule
Vergabe der Wissenschaftspreise der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertoniestiftung
Den Patientenwillen auf der Intensivstation im Blick: Dr. Anna-Henrikje Seidlein…
Wissenschaft mit Auszeichnung: Herausragende Nachwuchsforscher auf der Jahrestagung der Deutschen…
VERANSTALTUNGEN
Wichtigster Kongress für Lungen- und Beatmungsmedizin ist erfolgreich gestartet
Virtuelle DGHO-Frühjahrstagungsreihe am 22.03. / 29.03. / 26.04.2023: Herausforderungen in…
Pneumologie-Kongress vom 29. März bis 1. April im Congress Center…
Die Hot Topics der Hirnforschung auf dem DGKN-Kongress für Klinische…
Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2023 startet am 14.3.
DOC-CHECK LOGIN
CK-CARE – Allergieforschung in Davos, München und Zürich
Neue Erkenntnisse für die Behandlung von Allergien
Davos, Schweiz (21. Juli 2011) – Allergische Erkrankungen haben in den letzten Jahrzenten deutlich zugenommen und zählen zu den großen globalen gesundheitspolitischen Herausforderungen. Allergien sind chronische, teilweise schwere Erkrankungen, die Patienten einem hohen Leidensdruck aussetzen und eine erhebliche sozio-ökonomische Belastung darstellen. Die Ursache der Zunahme von Allergien ist bisher nicht eindeutig geklärt. Sicher ist, dass Allergene aus der Umwelt die Krankheit auslösen.
Der Organismus reagiert außergewöhnlich stark auf bestimmte Stoffe aus der Umwelt. Während in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte hinsichtlich der genetischen Grundlagen und der Aufklärung der Mechanismen erzielt wurden, besteht weiterhin eine große Diskrepanz zwischen theoretischem Wissen und den Alltagserfahrungen der Betroffenen und deren Umfeld. Aus diesem Grund hat die Kühne-Stiftung das Christine Kühne – Center of Allergy Research and Education (CK-CARE) mit Standorten in Davos, München und Zürich gegründet. Die Eröffnungsveranstaltung fand am 13. Juli 2009 in Davos statt. Nun wurde der erste Tätigkeitsbericht veröffentlicht.
Durch Forschung und Edukation Defizite beheben
Das Ziel von CK-CARE ist es, Forschung, Edukation und Prävention auf dem Gebiet der Allergie zu fördern und die Umsetzung der Forschungsergebnisse in die klinische Versorgung zugunsten der betroffenen Patienten zu verbessern. Durch Forschung und Edukation soll dabei geholfen werden, Defizite im Bereich der Erkennung, Behandlung und Rehabilitation allergiekranker Menschen zu beheben. In fünf Forschungsbereichen werden die wichtigsten Probleme allergischer Erkrankungen bearbeitet.
Messstation für Allergene in Davos
Der Forschungsbereich Umwelt, Allergene und Exposition, unter der Leitung von Prof. Dr. med. Heidrun Behrendt aus München, befasst sich mit der Erkennung, der Messung, dem Wirkmechanismus und der Bewertung von Umweltfaktoren, die Allergien verursachen, ihre Entstehung fördern oder zur Symptomverstärkung und Chronifizierung der Erkrankung führen können. Im ersten Jahr standen zwei von vier Teilprojekten im Vordergrund. Die „Messung von Außenluft- und Innenraumexposition gegenüber Allergenen und allergiemodulierenden Faktoren“ sowie „Klimawandel, Allergenexposition und Allergie“. Der Luftgehalt an Birkenpollenallergenen und Schimmelpilzsporen ist in Davos wesentlich niedriger ist als in München In der Pollenmessstation auf dem Dach der Hochgebirgsklinik Davos werden nun molekulare Komponenten der Allergene gemessen. . Im zweiten Projekt konnte im Tiermodell gezeigt werden, dass die Allergene der Ambrosia artemisiifolia nicht nur starke Induktoren von Allergen-spezifischen Antikörpern sind, sondern auch auf die Antikörper bildenden Zellen selbst eine bisher unbekannte, direkt stark stimulierende Wirkung haben und eine erhebliche Beeinträchtigung der Lungenfunktion der Tiere hervorrufen.
Verbesserte Diagnostik
Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring aus München ist Leiter des Forschungsbereichs Innovative Diagnostik und Therapie. Die Arbeiten dieses Forschungsbereichs sollen dazu beitragen, über neue Wege der Diagnostik bessere Möglichkeiten zur Verhinderung bzw. Behandlung von Allergien zu entwickeln. Hintergrund ist die Relevanz einer frühestmöglichen Diagnose vor der Entwicklung chronischer und bleibender Gesundheitsschäden. Im Berichtszeitraum standen vier Projekte im Vordergrund: „Molekulare Genetik von Atopie und atopischem Ekzem (Neurodermitis)“, „Phänotypisierung von atopischem Ekzem und Juckreizforschung“, „Verbesserte Allergiediagnostik durch Einsatz molekularer Allergene am Beispiel der Anaphylaxie“ und „Neue therapeutische Optionen“. Den Forschern ist es u.a. gelungen, ein Model zu entwickeln, das zum ersten Mal eine echte Grundlage für humanexperimentelle Studien zur Prüfung neuer Juckreiz bekämpfender Strategien bzw. Medikamente bietet.
Umweltfaktoren als Schutz vor Allergien
In Davos erforscht Priv. Doz. Dr. med. Roger Lauener von der Allergieklinik − Zentrum für Kinder und Jugendliche, Hochgebirgsklinik Davos mit seinem Team die Immunepidemiologie allergischer Erkrankungen. Durch wiederholte Untersuchungen des Immunsystems von Kindern, die in verschiedenen Umgebungen aufwachsen, sowie Überprüfungen der identifizierten schützenden Faktoren in Laborversuchen und gegebenenfalls im Tiermodell, soll erforscht werden, welche Umweltfaktoren in welchem Alter die Kinder vor Allergien schützen, und welchen Einfluss der genetische Hintergrund eines Kindes auf den Schutz durch die Umwelt hat. Weitere Forschungsziele sind die Charakterisierung der schützenden Faktoren auf molekularer Ebene und schließlich die Umsetzung der Erkenntnisse in neuartige Ansätze zur Vorbeugung und Behandlung von Allergien.
In einer Untersuchung konnte erstmals eine schützende Wirkung der Umwelt auf die Entwicklung von Neurodermitis gezeigt werden. Die Ergebnisse ergaben, dass Umweltfaktoren bereits während der Schwangerschaft (mit)bestimmten, ob das Kind später an Neurodermitis leidet oder nicht. Als entscheidende Umweltfaktoren, die das Risiko eine Neurodermitis verringern, konnten Stalltiere und Katzen identifiziert werden. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass Veränderungen im Immunsystem des Kindes, die mit dem Schutz einhergehen, bereits bei der Geburt nachweisbar sind und dass nur Kinder mit einer bestimmten genetischen Grundlage von diesen Umweltfaktoren profitieren. In einer weiteren Studie soll nun untersucht werden, welche Faktoren nach der Geburt, im Babyalter, vor der Entwicklung von Neurodermitis schützen können.
Lauener forscht außerdem mit einem Team auf dem Gebiet der Therapie und Rehabilitation. Untersucht werden langfristige Wirkungen von neuen Behandlungen und Präventionsmaßnahmen. Zu diesem Zweck soll eine Patientenkohorte aufgebaut werden: Patienten sollen genau charakterisiert (klinisch, immunologisch, genetisch) und die Daten sollen erfasst werden..
Wie funktionieren Allergien im Detail?
Ebenfalls in Davos ist der Forschungsbereich Mechanismen schwerer Allergien unter der Leitung von Prof. Dr. med. Cezmi Akdis angesiedelt. In diesem Arbeitsbereich werden diejenigen Mechanismen erforscht, die bei schweren Allergikern und Asthmatikern, trotz Therapien, die dem Stand der Wissenschaft entsprechen, zur Entwicklung von Krankheitssymptomen führen. Der Forschungsbereich konnte neue Moleküle identifizieren, die die Funktion von einer speziellen Zelle steuern, die letztendlich über die Entstehung und den Schweregrad einer Allergie entscheiden. Die genaue Charakterisierung wird in Zukunft zu neuen, kurativen Therapien führen. Außerdem konnte gezeigt werden, dass die abnorm hohe Durchlässigkeit der Epithelien bei Asthmatikern auf Störungen von Zell-Zell-Kontakten beruht. Diese sind mit Entzündungsprozessen verbunden, die zu Umbauvorgängen im darunter liegenden Bindegewebe führen. In einem weiteren Projekt wurde „Der Histamin 2 Rezeptor als Angriffspunkt für die Prävention und Behandlung von Asthma“ untersucht. Bislang werden bei Allergien und Asthma vor allem die Symptome behandelt. Diese Symptome werden vom Botenstoff Histamin vermittelt, der als Auslöser für das Jucken und die gerötete Haut bei Allergien bekannt ist. Über die molekulare Wirkung weiß man allerdings relativ wenig. Histamin wird im Körper von 4 speziellen Histamin-Rezeptoren, H1R-H4R erkannt. Der Forschungsbereich konzentriert sich auf den H2R, der auch in der Lunge zu finden ist. Die Daten der Untersuchung tragen dazu bei, die molekulare Grundlage von Histamin zu erforschen, um gezielt eingreifen zu können und um neue Medikamente gegen Asthma zu entwickeln.
Positive Zwischenbilanz
Das CK-CARE Christine Kühne – Center of Allergy Research and Education sieht sich auf einem guten Weg. Inzwischen werden mehr als 30 Mitarbeiter über das Projekt finanziert, weitere Personen aus den beteiligten Kliniken und Forschungsinstitutionen arbeiten mit. Alle Forschungsbereiche haben ihre Tätigkeit aufgenommen und die in der Projektbeschreibung für das Geschäftsjahr formulierten Meilensteine erreicht. Vorträge und Veröffentlichungen der beteiligten Professoren haben den Namen CK-CARE in der Wissenschaftswelt bekannt gemacht und die beiden Programme „Exchange progamme“ und „Individual projects“ zur wissenschaftlichen Vernetzung sind erfolgreich angelaufen. Außerdem ist es gelungen, international renommierte und namhafte Wissenschaftler und Allergologen als „scientific consultants“ zu gewinnen, welche in einem ersten Treffen im Juli 2010 bereits ihre Expertise in Planung und Vorbereitung des „Global Allergy Forum Davos“ (17.-20.07.2011) eingebracht haben.
Für Medizinstudenten, in deren Curriculum die Allergologie nur wenig und in Ansätzen vorkommt, wurden bereits Blockpraktika in Davos und München angeboten und erfolgreich durchgeführt. Hausärzte sollen über Gruppenseminare und Kongressveranstaltungen sowie über ein Journal „Scientific Allergy“ erreicht werden. Weiterhin wird die Edukation durch Kooperationen mit anderen Institutionen wie nationalen und europäischen Fachverbänden und Patientenorganisationen vorangetrieben. Mit der European Academy of Allergy and Clinical Immunology etwa wurde bereits die Übereinkunft zu gemeinsamen Veranstaltungen von Summer/Winter Schools am Standort Davos getroffen.
Quelle: Hochgebirgsklinik Davos, 21.07.2011 (Media Concept) (tB)