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Compliance in der Händehygiene:
Wissen ist Silber, Fühlen ist Gold
Berlin (10. Juli 2015) – „Denn sie tun nicht, was sie wissen“ könnte der Titel eines Films zur Compliance in der Händehygiene lauten. Und genau wie der James Dean‐Klassiker wäre er keine Komödie, sondern eine Tragödie. Die Händedesinfektion gilt als wichtigste Maßnahme zur Vermeidung von im Krankenhaus erworbenen sogenannten nosokomialen Infektionen. 86 Prozent des Gesundheitspersonals sind davon überzeugt, dass die richtige Händehygiene Infektionen effektiv verhindert. 75 Prozent glauben sogar, dass durch gute und konsequente Händehygiene mindestens der Hälfte aller nosokomialen Infektionen vorgebeugt werden könnte. In der Praxis helfen diese Überzeugungen wenig: Im Schnitt wird nicht einmal jede zweite Händedesinfektion, die für den Patientenschutz erforderlich wäre, auch tatsächlich durchgeführt.
Forscher der Universität Ulm sind diesem Phänomen jetzt aus sozialpsychologischer Sicht auf den Grund gegangen und fanden heraus: Das Händehygieneverhalten wird maßgeblich durch die implizite Einstellung zur Händehygiene bestimmt. Diese unbewussten Überzeugungen ermöglichen Menschen in Situationen, in denen keine Zeit für kognitives Abwägen möglich ist, handlungsfähig zu bleiben – z.B. bei Stress oder unter Zeitdruck. Verhältnisse, die für den Alltag in der Patientenversorgung typisch sind.
Das konkrete Handeln oder Nicht‐Handeln erfolgt dann impulsiv auf Basis automatisch aktivierter positiver oder negativer Verknüpfungen im Gedächtnis. In den Untersuchungen zeigte sich: Je positiver die implizite Einstellung von Pflegenden und Ärzten zur Händedesinfektion war, desto häufiger desinfizierten sich diese die Hände. Die expliziten bewussten Einstellungen hatten hingegen keinen Einfluss auf die Compliance.
Gezielt positive unbewusste Einstellungen fördern
Die Förderung positiver impliziter Einstellungen zur Händedesinfektion vermag die Compliance und damit den Patientenschutz deutlich zu erhöhen. Dabei geht es vor allem darum, die Händedesinfektion mit angenehmen Assoziationen zu verknüpfen und als etwas Positives im Gedächtnis zu archivieren.
Eine Schlüsselrolle übernimmt dabei das Hautgefühl der Anwender bei der Händedesinfektion. Negativ fällt das Erlebnis aus, wenn der Alkohol des sonst gut verträglichen Hände‐Desinfektionsmittels auf eine vorgeschädigte Haut trifft und brennt. Eine Wahrscheinlichkeit, die nicht gering ist, denn 20 bis 30 Prozent der Mitarbeiter im Gesundheitswesen haben Hautirritationen – oft durch zu häufiges Händewaschen.
Verhaltensänderungen können den Teufelskreis aus Brennen bei der Händedesinfektion, vermehrtem Waschen und noch mehr Brennen durch die stärker geschädigte Haut unterbrechen. Auch hautverträgliche Hände‐Desinfektionsmittel sind für die Hautgesundheit eine wichtige Voraussetzung.
Einen Schritt weiter und für die positive implizite Einstellung noch bedeutsamer wäre jedoch, über die Hautverträglichkeit hinaus ein spürbar gutes Pflegegefühl bei den Anwendern zu erreichen.
Eine aktuelle vom BODE SCIENCE CENTER durchgeführte prospektive klinische Studie zeigt hier neue Perspektiven. Untersucht wurde die Pflegewirkung des in Deutschlands Kliniken am häufigsten eingesetzten Hände‐Desinfektionsmittels Sterillium classic pure. Die Studie simulierte dabei praxisnah die im Klinikalltag intensive Anwendung von Hände‐Desinfektionsmitteln. Die Auswertung erfolgte anhand von Messdaten u. a. zu Hautfeuchtigkeit, Hautelastizität und transepidermalem Wasserverlust (TEWL). In einer Befragung berichteten die Teilnehmerinnen darüber hinaus von ihrer subjektiven Wahrnehmung der Händedesinfektionen. Am Ende der ersten Testwoche wurde ein Anstieg der Hautfeuchtigkeit um rund 30 Prozent und am Tag zehn sogar um gut 39 Prozent gemessen. Die subjektive Wahrnehmung entsprach den Messdaten: Die Probandinnen berichteten davon, dass sich ihre Haut weniger trocken, elastischer und insgesamt besser anfühle als vor der Anwendung von Sterillium classic pure.
Die Studie zeigt eine erfolgversprechende Möglichkeit auf, über ein gutes Hautgefühl die impliziten Einstellungen der Anwender positiv zu beeinflussen und damit die Chance auf eine bessere Compliance zu erhöhen. Diese kann jedoch faktisch erst verbessert werden, wenn auch die Gelegenheit für eine Händedesinfektion vor Ort gegeben ist, d. h. wo kein Spender mit Hände‐Desinfektionsmittel verfügbar ist, hilft auch die positivste implizite Einstellung zur Händehygiene nichts
Quellen (in alphabetischer Reihenfolge)
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CDC (2002). MMWR. Morbidity and Mortality Weekly Report. Guideline for Hand Hygiene in Health‐Care Settings. Recommendations of the Healthcare Infection Control Practices Advisory Committee and the HICPAC/SHEA/APIC/IDSA Hand Hygiene Task Force John, S.M. (10.07.2015). Hauterkrankungen – unterschätzter Risikofaktor für nosokomiale Infektionen. Vortrag.*
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Kampf, G. (2003). Hände‐Hygiene im Gesundheitswesen. Springer.
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Keller, J. (10.07.2015). Die Schere zwischen Wissen und Handeln – was Einstellungen bewirken. Vortrag.*
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Molin, S. (10.07.2015). Gesunde Hände: Erfolgsstrategien für die Praxis. Vortrag.*
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Sax, H. et al. (2007) Determinants of good adherence to hand hygiene among healthcare workers who have extensive exposure to hand hygiene campaigns. Infection Control and Hospital Epidemiology. 28: 11.
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Smola, H. (10.07.2015). Pflegewirkung der Händedesinfektion – eine Chance für die Compliance. Vortrag.*
*Alle Vorträge wurden auf dem Mittags‐Symposium „Gesunde Haut – besserer Infektionsschutz. Neue Erkenntnisse zur Compliance.“ der PAUL HARTMANN AG/BODE Chemie am 10.07.2015 in Berlin gehalten.
Quelle: Paul Hartmann AG, 10.07.2015 (tB).