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DBfK kritisiert verfehlte Pflegebildungspolitik
Berlin (19. Juni 2009) – Gegen die Bedenken der Pflegeberufsverbände und der großen Mehrzahl der Pflegenden und gegen die Stimmen der Oppositionsparteien hat die Regierung eine Gesetzesänderung durchgesetzt, die zukünftig den Zugang zur Ausbildung in den Pflegeberufen nach 10 Jahren allgemeinbildender Schule ermöglicht. ‚Hier wird eine kurzsichtige und in der Konsequenz wirkungslos bleibende Veränderung in einem Detail der Ausbildungsgesetze vorgenommen, nachdem die Politik jahrelang tatenlos zugesehen hat, wie Ausbildungskapazitäten und -qualität verloren gehen’, sagt Franz Wagner, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK). Die Probleme der Ausbildung hätten in erster Linie mit Strukturdefiziten und der fehlenden Attraktivität wegen schlechter Arbeitsbedingungen zu tun, so Wagner weiter.
Es gibt schon heute einen großen Mangel an qualifizierten Bewerber/innen für die Ausbildung. Zudem ist nach wie vor die Ausbildung stärker von den Interessen der einzelnen Schulträger als von gesellschaftlichen Notwendigkeiten gesteuert. Hier nimmt die Politik noch immer ihre Verantwortung nicht oder zu spät wahr. Schüler/innen werden während der Ausbildung zur Kompensation der ausgedünnten Stellenpläne verheizt und kehren nach Ende der Ausbildung ihrem Beruf frustriert den Rücken. Vollzeitkräfte reduzieren auf Teilzeit, um unter den ständig steigenden Arbeitsbelastungen überhaupt ‚überleben’ zu können, Potenziale der Pflegeberufe bleiben ungenutzt brach liegen.
Dies ist auch ein Spiegelbild des gesellschaftlichen Stellenwertes von Pflege und Pflegebedürftigkeit. Qualität kostet Geld. Für Qualität braucht man Qualifikation. Auch das kostet Geld. Doch dieses Geld war nie ausreichend da. Spätestens angesichts der politischen Reaktion auf die Bankenkrise sieht man, dass Geld sehr wohl da ist – wenn die Politik meint, es sei wichtig genug.
Wer für die Zukunft in die qualifizierte Pflege der Menschen investieren will, muss dies auch über Ausbildung tun. Deshalb bestärkt der DBfK erneut seine Forderung nach einer raschen und umfassenden Reform der Ausbildung nach dem Konzept des Deutschen Bildungsrates für Pflegeberufe. Zu dem Konzept gehört auch die Erstausbildung an Hochschulen. In einer gestuften Bildungsstruktur können alle für die Pflege geeigneten Bewerber einen Zugang finden und den ihnen möglichen maximalen Level an Expertise erreichen. Durchlässigkeit ist die Devise, nicht Absenken des Zugangsniveaus. Wenn die Bundesregierung beklagt, dass die Absolventen der verschiedenen Schultypen nicht vergleichbar seien, ist das ein bildungspolitisches Problem und muss auch bildungspolitisch gelöst werden!
Umgehend müssen die Arbeitsbedingungen der Pflegenden verbessert werden, um weitere Abwanderung zu stoppen. Dazu brauchen wir mehr Pflegepersonal pro Patient/Bewohner/Klient. Es gäbe genügend Pflegefachkräfte, wenn man sie dazu überreden könnte, in den Beruf zurückzukehren.
Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe e.V. vom 19.06.2009.