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Reiseerkrankung FSME: Neue Risiken in Europa
Von DDr. med. Martin Haditsch, Krankenhaus der Elisabethinen, Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin, Linz, Österreich / TravelMedCenter Leonding
Frankfurt am Main (19. Februar 2009) – Eingangs ist festzuhalten, dass die Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME) epidemiologisch eine zentrifugale Ausbreitung zeigt, die mittlerweile in 5 Richtungen als belegt gilt (alle Himmelsrichtungen und auch in höhere Regionen). Dies wurde und wird einerseits durch die migratorische Lebensweise jener (Wild-)Tiere, an denen Zecken üblicherweise anhaften, andererseits durch klimatische Veränderungen ermöglicht. Letztere haben auch zu einem in manchen Regionen zu beobachtenden zweiten Gipfel im Herbst als auch zu einer Verlängerung des gesamten Risikozeitraums geführt. Es ist somit besonders wichtig, durch epidemiologische Surveillance neue Risikogebiete und –zeiten zu definieren und – wo immer möglich – der Gefahr der Infektion entgegen zu wirken.
Über (zu) lange Zeit war die FSME ausschließlich (wenn überhaupt) als ein Risiko für die ortsständige Bevölkerung klassifiziert. Dies gilt auch derzeit noch für die größten Bereiche Russlands, da sie touristisch noch wenig erschlossen sind. Dass auch Reisende (und dazu zählen nicht nur Erholungssuchende) bei entsprechender Exposition gefährdet sind wurde lange ignoriert. Erfreulicherweise hat es hier in den letzten Jahren ein Umdenken gegeben. So wurde die FSME auch als reisemedizinisches Problem erkannt, bedauerliche Krankheitsfälle halfen bei der Sensibilisierung hinsichtlich dieser Problematik. Jedoch ist noch immer von einer nur schwer abschätzbaren Dunkelziffer auszugehen, da über diese Krankheit (im engl. TBE = tick borne encephalitis) in vielen Herkunftsländern – wenn überhaupt – nur ein rudimentäres Wissen besteht. Internationale reisemedizinische Konferenzreihen wie die CISTM (Conference of the International Society of Travel Medicine; www.istm.org) oder die APTHC (Asia Pacific Travel Health Conference) versuchen weltweit das spezifische Bewusstsein bei Reisemedizinern zu heben.
Europa ist laut Untersuchungen der World Tourism Organization nach wie vor das beliebteste Reiseziel im internationalen Tourismus. Gerade in Europa verzeichnen die Endemiegebiete der FSME (derzeit) einen gut dokumentierten Flächenzuwachs (Bemerkung: auf Grund der klimatischen Veränderungen könnte es in Zukunft zu einer Verschiebung der Risikoregionen Richtung Norden kommen). Weiters hat sich einerseits das Freizeitverhalten der Reisenden in Richtung „Aktiv-Urlaub“ verändert, andererseits nimmt auch die Zahl der Berufsreisenden mit Expositionsgefahr im Rahmen der Globalisierung der Wirtschaft zu. Eine spezifische – und erst zunehmend wahrgenommene – Risikogruppe stellt auch die große Zahl an „Event-Touristen“ dar. Events können beruflich, sportlich, künstlerisch, religiös oder politisch motiviert sein. Unter den Teilnehmern sind auch viele junge und gesunde Menschen, die keinerlei Veranlassung sehen, sich vor einer (Europa-)Reise medizinisch beraten zu lassen.
Beispiele der jüngeren Vergangenheit und der näheren Zukunft mit einem oft sträflich unterschätzten Risiko sind die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz, die Damenfußballweltmeisterschaft 2011 in Deutschland, große Musikevents wie das jährliche "Jazz Festival“ in Wiesen / Österreich oder das jährliche "Midsummer Celebration Festival“ in Litauen.
Im Weiteren sind auch Überschneidungen von „beruflich“ und „event“ (z.B. Workshops, Trainingslager und -camps, Meetings, Konferenzen, Austauschprogramme für Schüler und Studenten) zu berücksichtigen. So lag beispielsweise Wien laut UIA Ranking 2007 an der Spitze des weltweiten Konferenztourismus.
Genau genommen stellt die Definition der erweiterten Risikogruppen im Wissen um die Übertragungsmöglichkeit(en) keine wirklich neue Erkenntnis dar, vielmehr gilt es diesbezüglich ein neues Bewusstsein zu schaffen. Tatsächlich neu hingegen sind die sich jährlich ändernden Ausbreitungszonen von FSME-Risikogebieten in Europa.
Da bei dieser Virusinfektionskrankheit weder eine kausale Therapie noch eine Postexpostionsprophylaxe (d.h. Vorsorge NACH Exposition) zur Verfügung stehen kommt bei einer Letalität von 1-2 % und einem Risiko von Spätschäden von bis zu 58 % (lt. WHO) dem Schutz vor Zeckenbissen, vielmehr aber noch der vorsorglichen Impfung ein besonderer Stellenwert zu.
Spezifische Bewusstseinsbildung macht Sinn und zeigt auch positive Effekte. So wurden beispielsweise nach einer Informationskampagne der International Scientific Working Group on TBE die an der EURO 2008 teilnehmenden Nationalmannschaften von Italien und Spanien gegen FSME geimpft.
(P.S.: Bedauerlicherweise zeigt diese Bewusstseinbildung auf Vereinsebene noch keine Wirkung, so trainieren die Fußballteams von Real Madrid, Arsenal London und Werden Bremen immer wieder in Endemiegebieten – und das ohne routinemäßigen Impfschutz).
(Abb. 1, oben: Ob bei der Fahrradtour oder beim Sonnenbaden: Vor allem im hohen Gras besteht die Gefahr von Zeckenstichen. Quelle: Novartis Behring)
Referent
DDr. med. Martin Haditsch
Krankenhaus der Elisabethinen, Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin
Linz, Österreich
TravelMedCenter Leonding
eMail leonding@travelmed.at
Quelle: Pressekonferenz der Firma Novartis Behring zum Thema “FSME-Saison 2009: Deutliche Verbesserungen bei der Impfprophylaxe“ am 19.02.2009 in Frankfurt am Main (Weber Shandwick).