Leitlinien zur Versorgung Demenzkranker vernachlässigen oft Anleitungen für ethisches Handeln und Entscheiden

Demenz: Klinische Leitlinien haben Lücken

 

Hannover (20. August 2013) – Eine an Demenz erkrankte Frau wartet auf ihren Mann. Sie weiß nicht mehr, dass er schon verstorben ist. Ist es moralisch vertretbar, ihr zu sagen, dass ihr Mann bald wiederkommt? Immer wieder müssen Menschen, die Demenzkranke behandeln und betreuen, ethische Entscheidungen dieser Art treffen. Dabei sollen ihnen klinische Leitlinien Orientierung bieten. Doch eine Studie von Wissenschaftlern der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ergab, dass diese national unterschiedlichen klinischen Leitlinien zur Demenz durchschnittlich nur rund die Hälfte von 31 wichtigen ethischen Herausforderungen ansprechen. Das veröffentlichte nun die renommierte Zeitschrift PLOS Medicine. Die Forscher untersuchten in ihrer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Studie Leitlinien aus zwölf Ländern.

 

„Die Leitlinien weisen nur 22 Prozent (Schweiz) bis 77 Prozent (USA) von 31 wichtigen ethischen Herausforderungen auf“, sagt Professor Dr. Dr. Daniel Strech vom MHH-Institut für Geschichte, Ethik und Philosophie der Medizin. Sie enthielten sehr unterschiedliche Herausforderungen. Einige umfassen ethische Empfehlungen – teilweise auch mit Begründungen oder Literaturhinweisen. „Elf Leitlinien erwähnen vier ethische Herausforderungen überhaupt nicht – beispielsweise die adäquate Berücksichtigung von Patientenverfügungen und Betreuungsvollmachten oder den angebrachten Umgang mit Lebensmüdigkeit“, erläutert Professor Strech. In keiner Anleitung zur Erstellung klinischer Leitlinien stehe, wie krankheitsspezifische ethische Herausforderungen integriert werden können. Sechs Leitlinien entwarfen staatliche Institutionen (Australien, Frankreich, Malaysia, Neuseeland, Singapur, Großbritannien), vier medizinische Fachgesellschaften (Kanada, Deutschland, Schottland, USA), eine eine Krankenkasse in Kooperation mit einer Medizinischen Universität (Österreich) und eine eine Expertenkommission (Schweiz).

„Die deutsche Leitlinie nennt 17 Herausforderungen explizit. Sie beschreibt beispielsweise sehr ausführlich die Herausforderung bei der Aufklärung über die Diagnose. Und sie thematisiert – anders als viele Leitlinien – kulturelle Herausforderungen im Umgang mit Demenz“, erklärt Professor Strech. Offen bleibe jedoch unter anderem, wie mit Zwangsmaßnahmen, versteckter Medikamentengabe oder Lebensmüdigkeit umgegangen werden sollte. „Ethische Aspekte sollten besser in klinische Leitlinien integriert werden. Um zu erarbeiten, wie dies geschehen kann, veranstalten wir baldmöglichst einen internationalen Workshop.“


Originalpublikation

 

 


 

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, 20.08.2013 (tB).

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