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Depressionen im Alter
Neue Herausforderungen für die Therapie: Diagnosestellung und Polypharmazie
Hamburg (24. Februar 2006) – Eine aktuelle Bestandsaufnahme zur psychischen Gesundheit in Europa ergab: Psychische Störungen werden nicht früh genug erkannt und selten adäquat therapiert – lediglich 26 Prozent der Betroffenen erhalten überhaupt eine Behandlung (1) Ein Aspekt: Gerade bei vielen älteren Patienten wird aufgrund von Altersstereotypen die Diagnose Depression nicht oder erst sehr spät gestellt. Die mögliche Chance auf ein aktives Senioren-Leben wird damit vielen genommen.
Neben der rechtzeitigen Diagnose ist die Festlegung der geeigneten Therapieform eine weitere Herausforderung. Kommen Antidepressiva zum Einsatz, muß auch deren Interaktionspotenzial berücksichtigt werden.
In jeder Lebensphase kann eine Depression auftreten. Im höheren Lebensalter wird die depressive Symptomatik aber oft von anderen Erkrankungen in den Hintergrund gedrängt – obwohl sie mit einer Prävalenz von etwa 15 Prozent die häufigste Erkrankung in der Gerontopsychiatrie ist (2). Nachlassende Energie und Hoffnungslosigkeit werden häufig allein mit dem Alterungsprozeß in Zusammenhang gebracht, an Depression wird von den behandelnden Ärzten zunächst nur selten gedacht. „Dabei könnte eine leitlinienorientierte Diagnose und Therapie vielen Betroffenen wieder den Weg in ein aktives Leben ermöglichen“, bekräftigte Dr. Gerhard Dieter Roth in seinem Vortrag. Die Diagnose wird vor allem dadurch erschwert, daß etwa zwei Drittel der depressiven Patienten keine Symptome angeben, die auf eine Depression hinweisen könnten und auch auf Nachfrage psychische Krankheitszeichen verneinen.
Keine Altersgrenze für erfolgreiche Behandlung
Verbessern ließen sich die Früherkennungsraten durch diagnostische Leitlinien für den Praxisalltag sowie die verstärkte Förderung der niedergelassenen Allgemeinmediziner. Mit Hilfe einer kompetenten psychopathologischen Diagnostik kann auch bei älteren Patienten ein krankhaftes depressives Syndrom erkannt werden (3). So hat sich die Depressionsdiagnostik mit Einführung der ICD-10 (International Classification of Diseases, 10th edition) wesentlich vereinfacht und erlaubt eine erste Differenzierung in leichte und mittlere Schweregrade der Depression, die dann auch hausärztlich behandelt werden können. „Ist eine Depression diagnostiziert worden, sollte unabhängig vom Alter auch entsprechend therapiert werden“, fordert Roth. Die medikamentöse Behandlung ist dabei eine zentrale Säule und führt bei 60 bis 70 Prozent der älteren Patienten zu einer deutlichen Besserung der Symptomatik. Die Wahl eines geeigneten Antidepressivums sollte sich bei einer Depression im Alter am Nebenwirkungsprofil der Substanz und den individuellen Risikofaktoren der Patienten orientieren.
Die Entdeckung der trizyklischen Antidepressiva war zunächst ein enormer Fortschritt für die Depressionstherapie. Kardial vorgeschädigte oder multimorbide Patienten ließen sich aber häufig nur unter Inkaufnahme starker Nebenwirkungen behandeln. Die Entwicklung der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Mitte der 1980er Jahre und die neue Generation der Selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (sSNRI) machen die Therapie zunehmend effektiver und sicherer. Nur durch den umsichtigen Einsatz der modernen Antidepressiva können unerwünschte Effekte weitestgehend ausgeschlossen werden. Neben der Wirksamkeit sollte deshalb auch das Nebenwirkungsprofil des Antidepressivums unter Berücksichtung eventuell vorhandener Komorbidität berücksichtigt werden.
Polypharmazie
„Auch komorbide Patienten können effektiv und sicher behandelt werden, wenn das Interaktionspotenzial der eingesetzten Medikamente in Betracht gezogen wird“, betonte Dr. Gabriel Eckermann. Bei der Therapie einer Depression ist dies besonders wichtig, da bei psychisch kranken Patienten oftmals auch somatische Symptome vorliegen. Die Mehrzahl der Patienten erhält infolge der häufig unklaren Diagnose zwei oder auch mehr Medikamente. Neue Behandlungsleitlinien wie die längere Erhaltungstherapie bei der Depressionsbehandlung, erhöhen durch ausgeweitete Exposition die Wahrscheinlichkeit von Interaktionen. Zudem steigt mit zunehmendem Lebensalter auch die Zahl der verabreichten Präparate: Der Alterspatient erhält durchschnittlich vier bis sechs Medikamente und ist für pharmakodynamische Effekte wesentlich anfälliger als jüngere Menschen.
Moderne Antidepressiva
Bei Patienten mit depressiven Störungen im Alter sind die neueren Antidepressiva wie SSRI und vor allem die sSNRI aufgrund reduzierter Nebenwirkungen und der erhöhten Arzneimittelsicherheit zu bevorzugen. Duale sSNRI wie Venlafaxin (Trevilor® Tabletten/Trevilor® retard) erscheinen zur Langzeittherapie der Depression im Alter besonders gut geeignet. Der Wirkstoff kann serotonerge Prozesse wie Konzentration oder Angstgefühle positiv beeinflussen; ebenso Prozesse wie die Aufmerksamkeit und den Schlaf, die eher noradrenerg geleitet sind.
Eine Beobachtungsstudie an 1.214 älteren Patienten über sechs Monate zeigte, daß bei einer Dosierung von 75 bis 150 mg pro Tag eine Response von 83 Prozent sowie eine Remissionsrate von 70 Prozent erreicht werden konnte (4). Hinzu kommt die überzeugende Arzneimittelsicherheit: Bei den Studien-teilnehmern waren eine hohe kardiale Sicherheit, wenig unerwün-schte Nebenwirkungen und kaum Blutdruckerhöhungen zu beobachten. Aufgrund des überzeugenden Interaktionspotenzials kann Venlafaxin gut bei komorbiden Patienten angewandt werden. Venlafaxin/Venlafaxin retard ist zugelassen zur Behandlung von Depressionen mit und ohne Angstsymptomatik sowie für die Erhaltungstherapie und Rezidivprophylaxe depressiver Erkrankungen. Als einziger Vertreter dieser Wirkstoffklasse hat Trevilor® retard die Zulassung zur Therapie der generalisierten Angststörung, zur Behandlung der sozialen Angststörung (Soziale Phobie) sowie der Panikstörung. Mit dieser bisher größten Indikationsbandbreite im Bereich der Depressions- und Angsterkrankungen aller modernen Antidepressiva ergibt sich die Möglichkeit, den größten Teil dieser Patienten mit einer Substanz zu behandeln.
Anmerkungen
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Rossler, W. et al: European Neuropsychopharmacology, Volume 15, Issue 4, 1 August 2005, Pages 399409.
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Heimchen H & Kanowski S (2001) Gerontopsychiatrie in Deutschland. Gegenwärtige Entwicklung und zukünftige Anforderungen. In Deutsches Zentrum für Altersfragen (Hg) Expertisen zum Dritten Altenbericht der Bundesregierung Band 4. Leske + Budrich, Opladen, S 11-110.
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Stoppe, G. (2000): Depression und Alzheimer-Demenz, in: Calabrese, P. & Förstl, H. (Hrsg.): Psychopathologie und Neuropsychologie der Demenzen, Pabst Science Publishers, 2000.
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Cervera-Enguix et al. (2004) Depression in Primary Care: Effectiveness of Venlafaxine Extended-Release in Elderly Patients- Observational Study. Arch. Gerontol. Geriatr. 38:271-280.
Quelle: Pressegespräch der Firma Wyeth zum Thema “Depression – Neues Wissen für die Therapie“ am 24.02.2006 in Hamburg (GCI HealthCare) (tB).