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Der Diabetische Fuß: "Nein" zur großen Amputation
Dresden (8. November 2010) – Dresdner Wissenschaftler haben erforscht, dass große Fuß- und Bein- Amputationen zukünftig reduziert und Überlebens-Chance und Lebensqualität von Betroffenen verbessert werden können, wenn die Patienten sich einer strukturierten Betreuung unterziehen. Diese umfasst nach der stationären Behandlung spezielle Kontrolluntersuchungen. Dabei arbeiten Mediziner, Physiotherapeuten, Podologen und Schuhmacher Hand in Hand.
Ursache der meisten Amputationen ist der sogenannte Diabetische Fuß. Bei Menschen mit Diabetes werden 20 Mal mehr Beine amputiert, als bei nicht von Diabetes betroffenen Patienten. Die Gründe für den Diabetischen Fuß sind unterschiedlich. Ein zu hoher Blutzuckerspiegel führt langfristig zu einer Mangelversorgung und damit zu einer Schädigung der peripheren Nerven. Das Schmerzempfinden des Patienten vermindert sich. Er merkt nicht, wenn ihn – im wahrsten Sinne – der Schuh drückt. Kleinere oder größere Verletzungen werden nicht rechtzeitig wahrgenommen oder nicht beachtet. Ein zu hoher Blutzuckerspiegel schädigt außerdem die Gefäße. Arterielle Durchblutungsstörungen – vor allem in den Füßen – sind die Folge. Es kommt zu einem Absterben von Teilen des Fußes. Häufig reagieren die Betroffenen zu spät auf Veränderungen am Fuß. Oftmals ist auch die medizinische Behandlung nicht optimal. In vielen Fällen bleibt am Schluss nur die Amputation des gesamten Fußes, manchmal sogar bis zum Oberschenkel. Die Todesrate in diesem Krankheitsstadium ist hoch.
Die Medizinische Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus ist auf die Behandlung des „Diabetischen Fußes“ spezialisiert. Oberarzt Dr. Hannes Rietzsch: "Die Sterblichkeit der Patienten nach Bein-Amputationen liegt im ersten Jahr bei bis zu 30 Prozent. Wegen der schweren Grunderkrankung des Diabetes und seinen Folgen verkraften sie den großen Eingriff oft nicht." Der Experte für das Diabetische Fußsyndrom sieht in der Uniklinik täglich Betroffene, deren Krankheit oft weit fortgeschritten ist. Rietzsch: "Häufig haben die Patienten offene Stellen an den Füßen, die nicht mehr heilen. Bei manchen sind kleine und große Gewebeteile bereits abgestorben. Nun kommt es auf die richtige Behandlung an. Zu den Meilensteinen gehören die Bekämpfung der Infektion, die Verbesserung der Durchblutung, die Entlastung des Fußes von jeglichem Druck und – häufig unabwendbar – eine sogenannte Minor- Amputation, bei der nach Möglichkeit die Hälfte des Fußes, auf jeden Fall aber die Ferse erhalten bleibt. Das gelingt nur durch eine verlässliche Zusammenarbeit mit einem Operateur. Am Universitätsklinikum übernimmt Oberärztin Dr. Ines Panzner von der Klinik für Orthopädie diese Aufgabe."
Wie große Amputationen zukünftig reduziert und dadurch Überlebens-Chance sowie Lebensqualität von Betroffenen verbessert werden, wurde jüngst erstmals in einer Studie von Prof. Dr. Sebastian M. Schellong, Chefarzt der II. Medizinischen Klinik am Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt, wissenschaftlich untermauert. Aus Anlass des Welt-Diabetes-Tages stellte er die Studien-Ergebnisse vor. 172 Patienten mit Fußulzerationen aus dem Uniklinikum Dresden wurden zwölf Monate nach Krankenhausentlassung nachuntersucht. 75 Prozent der Patienten hatten überlebt, ohne eine Beinamputation zu erleiden. Der Behandlungserfolg war signifikant besser, wenn die Patienten so lange im Krankenhaus geblieben waren, bis die Fußwunden ganz abgeheilt waren. Außerdem war der Erfolg zehnmal besser, wenn die Patienten nach dem Krankenhausaufenthalt in die "Ambulanz Diabetischer Fuß" eingebunden worden waren.
Prof. Schellong: "Diese Studie zeigt, dass sich der große Aufwand in Krankenhaus und Ambulanz direkt in einen messbaren Behandlungsvorteil für das Überleben der Patienten und für die Vermeidung von Beinamputationen umsetzt." Voraussetzung dafür sind spezialisierte Teams aus Ärzten, Schwestern, Physiotherapeuten, Podologen und Schuhmachern. "Doch", so Prof. Schellong, "der Behandlungserfolg hängt natürlich auch entscheidend vom Patienten und seiner Bereitschaft ab, sich einer solchen intensiven und regelmäßigen Behandlung zu unterziehen." Dr. Rietzsch: "Durch eine spezialisierte Nachbetreuung der bereits einmal einer Amputation entronnenen Patienten in einer Diabetes-Fußambulanz kann mit hohem Aufwand die jederzeit drohende Amputation eines Beines auf ein Minimum gesenkt werden."
Quelle: Universitätsklinikum Dresden Carl Gustav Carus, 08.11.10 (tB).