Deutscher Bildungsrat für Pflegeberufe

Positionspapier 1993 – 2013

 

Investition in die pflegeberufliche Bildung bisher versäumt

 

Berlin (4. Oktober 2013) – Bildung ist ein Schlüssel zur Gesundheit, ein Beitrag zu Versorgungsqualität und zum Verbraucherschutz. Studien zeigen, dass die Versorgungsqualität maßgeblich durch Pflege mitbestimmt wird. Anzahl und Qualifikation der Pflegefachpersonen pro Klient beeinflussen Patientenergebnisse. Zu pflegende Menschen verlangen zu Recht Sicherheit, eine hochwertige Versorgung und dass vorhandene wissenschaftliche Belege in die tägliche Pflegepraxis integriert werden.

 

Vielfach belegt ist, dass das deutsche Gesundheits- und Pflegewesen der Veränderung und Entwicklung bedarf. Viele dieser Empfehlungen sind mit Anforderungen an pflegeberufliche Bildung verbunden (u.a. vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen 2001, 2003, 2007, 2012 und vom Wissenschaftsrat 2012). Die Herausforderungen im Gesundheitswesen können nur interprofessionell bewältigt werden. Alle Gesundheitsberufe sollten dabei „auf Augenhöhe“ miteinander arbeiten und befähigt werden, lebenslang zu lernen. Viele Akteure u.a. die Europäische Kommission fordern auch aus diesen Gründen für die Pflegeberufe eine höhere Bildung.

 

Der Deutsche Bildungsrat für Pflegeberufe (DBR) hat mit seinem Konzept „Pflegebildung offensiv“ schon frühzeitig Maßstäbe gesetzt. Er fordert ein Profil des Pflegeberufs, das sich gemäß dem wandelnden gesellschaftlichen Versorgungsbedarf in Gesundheit bildungsmäßig entwickelt und internationalen Normen folgt.

 

 

Investitionen in pflegeberufliche Bildung sind unerlässlich

 

Die Veränderungen in Versorgungsstrukturen, Krankheitsverläufen sowie demographische Trends mit Zunahme von Pflegebedürftigkeit verlangen unabdingbar nach einer neuen, breit auf fachliche und reflexive Kompetenzen angelegte Ausbildung, die zum komplexen Fallverstehen und zu einer fachlich fundierten Handlungskompetenz befähigt. Diese Ausbildung soll zugleich Grundlage sein für eine möglichst lange Berufskarriere in unterschiedlichen Pflegesettings und Gesundheitseinrichtungen. Zu erreichen ist dies nur durch eine generalistische Ausbildung, wie es durch die evaluierten Ergebnisse von zahlreichen Modellversuchen belegt worden ist. Darüber hinaus sind für die Berufstätigen Spezialisierungen für spezifische Settings und Zielgruppen zu etablieren.

 

Es besteht ein krasser Widerspruch zwischen dem realen Handeln von Politikern, Trägern von Gesundheitseinrichtungen und Vertretern der Kranken- und Pflegekassen und den Sonntagsreden angesichts des Pflegenotstands. Statt einer strukturellen Weiterentwicklung sollen „bildungsferne“ Schichten erschlossen und Migranten als Billiglöhner angeworben werden. Hier wird eine deutliche Kompetenzverdünnung mit nachfolgend erheblichen Versorgungsrisiken in Kauf genommen. Dies ist abzulehnen, schon weil hochmotivierte Berufseinsteiger dadurch verprellt werden können.

 

 

Kompetenzen beruflich Pflegender müssen in der direkten Pflege ankommen

 

Die Öffentlichkeit erlebt Pflege reduziert auf funktionalisierte Fließbandversorgung unter hohem Zeitdruck mit dem Resultat einer Mangelversorgung. Pflegefachpersonen können heute mehr als sie anwenden dürfen. Professionelle Pflege verfügt über eigenes Wissen, eigene Methoden und eigene Konzepte.

 

Aufgrund der Entwicklung in den letzten 25 Jahren existieren heute viele pflegebezogene Studiengänge. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass studierte Pflegende kaum in der direkten Klientenversorgung Verwendung finden – obwohl sie das möchten und mehr Gestaltungsspielraum und eigenverantwortliche Aufgabenbereiche anmahnen. Sie werden im Klientenkontakt dringend gebraucht, aber das traditionelle Versorgungssystem hat bis heute nur vereinzelt Möglichkeiten der Integration geschaffen.

 

Zur Verbesserung der Versorgungsqualität soll der Berufsgruppe Pflege weitere und auch heilkundliche Aufgaben übertragen werden, diese neuen Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten versickern in der Kompliziertheit der gesetzlich definierten Verfahrenswege.

 

 

Qualifikation muss sich lohnen

 

Auch die Vergütung der Pflegeberufe ist wenig attraktiv. Die Kompetenzen beruflich Pflegender spiegeln sich nicht im Tarifgefüge wieder. Im Gegensteil dazu gibt es eine öffentliche „Mindestlohn-Debatte“ für die Pflege, die mehr die Vergütung von Ungelernten und Helfern regelt, als Pflegefachpersonen zu nutzen.

 

Jüngst wurden durch einen Tarifabschluss sogar alle Bemühungen auch der monetären Aufwertung des Pflegeberufes konterkariert: Für die Altenpflege wurde eine Erhöhung von 2,5% verhandelt, für die Ärzte eine Erhöhung von 6,9%. Die Berufsgruppe Pflege interpretierte dies als missliches Signal mangelnder Anerkennung ihrer Leistung. Darüber hinaus fehlt es unverändert an Konzepten der tariflichen Einordnung von akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen. Sie erfahren keine Gleichbehandlung mit vergleichbar qualifizierten Berufsangehörigen.

 

Um Pflegefachpersonen im Beruf zu halten und neue qualifizierte Bewerber gewinnen zu können, müssen neben guter Bildung bessere Rahmenbedingungen bei der Personalausstattung, der Anerkennung der Kompetenzen des Berufs sowie den Aufstiegschancen geschaffen werden. Es gilt die Potentiale, was professionelle Pflege tatsächlich zur Sicherung der Patientenqualität und für den Verbraucherschutz in der Gesundheitsversorgung leisten kann, auszuschöpfen. Investitionen in die pflegeberufliche Bildung sind verstärkt zu fördern.

 


 

Quelle: Deutscher Bildungsrat für Pflegeberufe, 08.10.2013.

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