Deutscher EthikratDeutscher Ethikrat

Krankenhäuser sollen die Belange behinderter Menschen berücksichtigen

 

Berlin (27. März 2014) – Am gestrigen Mittwoch hat sich der Deutsche Ethikrat im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung der Reihe „Forum Bioethik“ in München mit dem Thema „Menschen mit Behinderung – Herausforderungen für das Krankenhaus“ beschäftigt. Gemeinsam mit Betroffenen sowie Vertretern aus den Bereichen der Gesundheitsversorgung und Pflege sowie der Pflegeforschung hat der Ethikrat die aktuelle Debatte um Defizite der Krankenhausversorgung von Menschen mit Behinderung thematisiert und anhand bereits existierender, gut funktionierender Modelle nach Lösungsvorschlägen gesucht.

 

Irmgard Badura, die Beauftragte der bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, dankte in ihrem Grußwort dem Deutschen Ethikrat für seine Initiative, dieses Thema aufgegriffen zu haben. Denn die Versorgung von Menschen mit Behinderungen im Gesundheitswesen sei unzureichend. Badura forderte eine gesetzliche Regelung auf Bundesebene, um eine Verbesserung der Krankenhausbehandlung von Menschen mit Behinderungen zu erreichen. Sie hoffte, „dass von der Veranstaltung des Ethikrates ein Impuls ausgeht, diese Ungleichbehandlung endlich zu beenden“.

 

Die Debattenbeiträge und Untersuchungen, in denen die Defizite in der gesundheitlichen Versorgung von Menschen mit Behinderungen aufgezeigt werden, sind in den letzten Jahren und vor allem seit Umgestaltung des Fallpauschalensystems im Jahr 2002 sehr zahlreich geworden: Medizinische Entscheidungen werden nicht selten über die Köpfe der Betroffenen hinweg getroffen; das Pflegepersonal ist oft nicht auf die speziellen körperlichen und emotionalen Bedürfnisse der Patienten eingestellt; Patienten werden zu schnell aus der Krankenhausbehandlung entlassen. Die Kommunikation mit gehörlosen Menschen und solchen mit geistigen Beeinträchtigungen weist erhebliche Mängel auf.

 

Das Gesetz zur Pflegeassistenz im Krankenhaus von 2009 konnte das Problem nicht lösen, weil es lediglich denjenigen zugutekommt, die Geldleistungen aus der Pflegeversicherung beziehen und mit diesen Mitteln ambulante Pflegekräfte zu Hause selbst beschäftigen. Empfänger von ambulanten Pflegeleistungen als Sachleistungen oder Menschen, die bereits im Heim untergebracht sind, bekommen dagegen keine zusätzliche Assistenz im Krankenhaus.

 

Die Redner des Abends stimmten darin überein, dass es, ausgehend von verschiedenen Beispielen gelungener Praxis, nicht allein darauf ankommt, die finanzielle Ausstattung der Krankenhäuser zu verbessern und die Krankenhausstrukturen den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen anzupassen. Dem ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Personal im Rahmen einer besseren Aus- und Fortbildung die nötigen fachlichen und kommunikativen Kompetenzen und vor allem auch eine Haltung zu vermitteln, die auf der Begegnung auf gleicher Augenhöhe beruht, wurde als ebenso wichtig erachtet.

 

Zu den konkreten Vorschlägen, die im Laufe der Veranstaltung zusammengetragen wurden, zählen eine angemessene Personalausstattung, eine koordinierende Patientenberatung, eine sinnvolle Kombination von Regelversorgung und spezialisierter Versorgung im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes, eine bessere Vernetzung der gesamten medizinischen Versorgung von Menschen mit Behinderungen sowie die Dokumentation des Mehraufwandes in der medizinischen Behandlung von Menschen mit Behinderungen. Empfohlen wurde auch, an jedem Krankenhaus die Stelle eines Behindertenbeauftragten zu schaffen.

 

Die im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD vereinbarte Förderung medizinischer Zentren für erwachsene Menschen mit Behinderungen wurde in diesem Zusammenhang als richtiger und wichtiger Schritt in diese Richtung gewertet, den es weiter zu verfolgen gilt.

 

Konsens herrschte auch in der Frage, dass eine breite öffentliche Diskussion über dieses Thema, wie sie mit der Abendveranstaltung des Ethikrates in München angestoßen wurde, zu einer höheren Sensibilität aller Akteure des Gesundheitssystems beitragen und die Grundlage für konkrete Änderungen bilden kann.

 

 


 

Quelle: Deutscher Ethikrat, 27.03.2014 (tB) Thomas Backe

HERRNHUTER LOSUNGEN

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…