Deutscher Evangelischer Krankenhausverband

MDK-Reformgesetz muss das Entlassmanagement bei ethisch-kritischen Fällen stärken

 

Berlin (14. Oktober 2019) — Das geplante Gesetz für bessere und unabhängigere Prüfungen (MDK-Reformgesetz) soll die Zusammenarbeit der Medizinischen Dienste der Krankenversicherungen (MDK) und der Krankenkassen reformieren. Anlässlich der Expertenanhörung und Beratung des Gesetzentwurfs im Ausschuss für Gesundheit am 14. Oktober 2019 fordert der Deutsche Evangelische Krankenhausverband eine Stärkung des Entlassmanagements im MDK-Reformgesetz, um die Versorgung vulnerabler Patientengruppen zu verbessern und wertvolle Ressourcen bei Medizinischem Dienst, Krankenkassen und Krankenhäusern zu sparen.

 

Fehlende nachstationäre Angebote belasten die Krankenhäuser

„Rund 22 Prozent der MDK-Prüfungen erfolgen aufgrund einer Überschreitung der oberen Grenzverweildauer.1 Wir haben uns diese Fälle in den evangelischen Krankenhäusern genau angesehen: Zwar ist die medizinische Versorgung der Patienten abgeschlossen, aber eine Entlassung aus dem Krankenhaus ist in vielen Fällen aus ethischer Sicht nicht vertretbar. Dies betrifft insbesondere besonders schutzbedürftige Patientinnen und Patienten. Typische Beispiele sind alte, multimorbide Patientinnen und Patienten, die aufgrund ihres Pflegebedarfs nicht in ihr Zuhause zurückkehren können. Eine nahtlose Überleitung in eine Kurzzeitpflege, eine Wohngruppe, ein Pflegeheim oder – bei nicht heilbaren, lebensbedrohenden Erkrankungen – in ein Hospiz ist aufgrund mangelnder Kapazitäten oft nicht möglich. Daher bleiben die Betroffenen in stationärer Behandlung, bis ein passender Betreuungsplatz gefunden ist. Doch nicht nur ältere, mehrfach schwer erkrankte Menschen sind betroffen, sondern auch Menschen mit psychischen Erkrankungen, die nach einem Krankenhausaufenthalt nicht in ihre Wohngruppen zurückkehren können. Das finanzielle Risiko für den verlängerten Krankenhausaufenthalt und eine verantwortungsbewusste Betreuung dieser vulnerablen Patientengruppen tragen die Krankenhäuser. Somit gehen fehlende Kapazitäten im nachstationären Bereich und eine erschwerte Sektor-übergreifende Zusammenarbeit allein zu Lasten der Krankenhäuser, da sie die entstehenden Kosten nicht vergütet bekommen. Die geplante Einführung von Prüfquoten und Aufschlägen wird dieses Risiko verstärken“, verdeutlicht Christoph Radbruch, Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes (DEKV).

 

Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen beim Entlassmanagement stärken

Der Rahmenvertrag über ein Entlassmanagement nach § 39 Absatz 1a Satz 9 SGB V beim Übergang in die Versorgung nach der Krankenhausbehandlung hat das Ziel, die bedarfsgerechte, kontinuierliche Versorgung der Patienten im Anschluss an die Krankenhausbehandlung zu gewährleisten. Zugleich regelt er den Anspruch der Patientinnen und Patienten auf ein Entlassmanagement durch das Krankenhaus und die Unterstützung dieser Maßnahmen durch die Krankenkasse. Laut §10, Absatz 1 ist es Aufgabe der Krankenkasse, gemeinsam mit dem Krankenhaus rechtzeitig vor der Entlassung des Patienten die für die Umsetzung des Entlassplans erforderliche Versorgung zu organisieren, etwa die notwendigen Leistungserbringer zu kontaktieren und für deren zeitgerechten Einsatz zu sorgen. „Daher fordert der DEKV den Artikel 1, Nummer 23 § 275c Absatz 3 im MDK-Reformgesetz dahingehend anzupassen, dass eine Rechnungskürzung, die sich auf die obere Grenzverweildauer bezieht, nicht erfolgen darf, wenn die verlängerte stationäre Verweildauer darin begründet ist, dass eine Überleitung in eine notwendige Versorgung trotz Unterstützung der Kranken- und Pflegekassen nicht möglich ist. Diese Änderung im MDK-Reformgesetz führt aus unserer Sicht zu einer dringend notwendigen engeren Zusammenarbeit von Kranken- und Pflegekassen mit dem Entlassmanagement in den Krankenhäusern. Diese Stärkung des Entlassmanagements betont die gemeinsame Verantwortung für die Patientinnen und Patienten, verbessert deren Versorgung und schont die Behandlungsressourcen in den Krankenhäusern“, so Radbruch.

 

 

Quellen

  • medinfoweb: Herbstumfrage 2018 zur Krankenhausrechnungsprüfung 2017.

 

Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband e.V. (DEKV) vertritt mit 201 evangelischen Kliniken an über 270 Standorten jedes achte deutsche Krankenhaus. Die evangelischen Krankenhäuser versorgen jährlich mehr als 2,5 Mio. Patientinnen und Patienten stationär und mehr als 3 Mio. ambulant. Mit über 120.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 10 Mrd. € sind sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der DEKV ist Branchenverband der evangelischen Krankenhäuser und Mitglied im Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung e.V. Der DEKV setzt sich insbesondere für eine zukunftsorientierte und innovative Krankenhauspolitik mit Trägervielfalt, verlässliche Rahmenbedingungen für die Krankenhausfinanzierung, eine Modernisierung der Gesundheitsberufe und für eine zukunftsorientierte konsequente Patientenorientierung in der Versorgung ein.

 


Quelle: Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband e.V. (DEKV), 14.10.2019 (tB).

Schlagwörter:

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…