Deutscher Schmerzkongress (Hamburg, 22. – 25. Oktober 2014)

Schmerztherapie befreit – befreit Schmerztherapie (?)

 

Hamburg (22. Oktober 2014) – Deutsche Schmerzgesellschaft: Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind für die Therapie, aber auch für die Prävention von Schmerzerkrankungen wichtig – der Handlungsbedarf ist groß. Die medizinischen und auch ökonomischen Rahmenbedingungen für die Therapie sowie die Prävention von Schmerzerkrankungen sind wichtig und müssen verbessert werden. Darauf weist der Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft, Prof Tölle, anlässlich des diesjährigen Deutschen Schmerzkongresses (Hamburg, 22. – 25. Oktober 2014) in Hamburg hin. Anderenfalls, so der Schmerzexperte, werde auch weiter eine große Anzahl an Bürgerinnen und Bürgern unnötig chronische Schmerzen entwickeln – und unter diesen leiden.


Erfreulich ist, dass das Thema in den letzten Monaten auch in der gesundheitspolitischen Öffentlichkeit eine größere Aufmerksamkeit erhalten hat, berichtet Prof. Tölle. Diesbezüglich weist er hin auf

 

  • das 1. Nationale Schmerzforum, das auf Einladung der Deutschen Schmerzgesellschaft und ihrer Partner erstmalig am 17. September 2014 über 80 hochrangige Vertreter der relevanten Bundesverbände und der Politik zum Thema Schmerzen in Deutschland an einem runden Tisch versammelte
  • den Beschluss des 117. Deutschen Ärztetags
  • spezielle Regelungen im Koalitionsvertrag der Bundesregierung, z.B zum DMP-Rückenschmerz
  • die Kleine Anfrage und Antwort der Bundesregierung zum Thema chronischer Schmerz (BT-Drucksache 17/14631) sowie den offiziellen HTA-Bericht 126 zu Defiziten der Akutschmerztherapie in Krankenhäusern

 

„Jetzt kommt es drauf an, dass die Behandlung von Schmerzen noch deutlicher in der Versorgungswirklichkeit des Gesundheitssystems verankert wird“, so der Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft. Bei zukünftigen Planungen muss die Versorgung mehr als bisher zielgruppenorientiert aufgebaut werden: „Die Strukturen der Versorgung müssen dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden“, so Tölle.

Eine aktuelle repräsentative Erhebung in der deutschen Bevölkerung zeigt , dass etwa 23 Millionen Deutsche über chronische Schmerzen berichten. Dies muss aber nicht zwangsläufig eine intensive Behandlungsnotwendigkeit nach sich ziehen. Was wir brauchen, ist eine abgestufte Versorgung. Jeder muss das erhalten, was es zur Behandlung seiner Beschwerden erfordert. Für die 2,2 Millionen Deutschen, die an chronischen, nicht tumorbedingten Schmerzen mit starker Beeinträchtigung leiden, bedeutet das oft einen hohen Einsatz an Ressourcen mit multimodalen Behandlungskonzepten, hohem Personaleinsatz und einer Sicherstellung stabiler Behandlungsstrukturen. Als problematisch bezeichnet es Tölle in diesem Zusammenhang, dass sich die kassenärztlichen Vereinigungen bis dato immer noch in großen Teilen ihrem öffentlichen Auftrag entziehen, eine adäquate bedarfsorientierte Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Dies, obwohl der Deutsche Ärztetag in diesem Jahr auch die Frage des Bestandsschutzes und der Versorgungsplanung in der Diskussion um die bessere Versorgung in der Schmerztherapie explizit erwähnt hat.

Aus Sicht des Schmerzgesellschaft-Kongresspräsidenten des diesjährigen Deutschen Schmerzkongresses, Prof. Dr. Wolfgang Koppert, Hannover, macht das diesjährige Motto „SCHMERZTHERAPIE BEFREIT – BEFREIT SCHMERZTHERAPIE“ deutlich: Die Erfolge der Schmerztherapie in den vergangenen Jahren sind groß. Allerdings dürfen wir uns auf den Erfolgen nicht ausruhen. Daher wird der Kongress auch die Einflussfaktoren, Beschränkungen und Tabus erörtern, die die Behandlung von Schmerzerkrankungen immer noch erschweren und zu Fehlbehandlungen führen können. Eine zentrale Rolle spielen hier die fortschreitende Ökonomisierung der Medizin aber auch weitere „Tabuthemen“, die oftmals durch das gesellschaftliche Umfeld definiert sind und manchmal die Möglichkeiten der Schmerztherapie nicht ausschöpfen lassen. Mehrere Symposien des Kongresses beschäftigen sich daher mit den Zusammenhängen zwischen Schmerz und Sexualität, aber auch mit den Zusammenhängen zwischen Gewalterfahrungen im Kindesalter und der Entstehung chronischer Schmerzen.


Die Kongresshighlights

Auf über 2.500 Besucher warten spannende wissenschaftliche Debatten und intensive Diskussionen über aktuellen Stand und Zukunft der Schmerzmedizin. Mit rund 60 wissenschaftlichen Symposien, darunter Pflegesymposien sowie dutzenden Kursen und Seminaren deckt der Schmerzkongress das gesamte Themenspektrum der Schmerzdiagnostik und -therapie ab. Mehr als 2.500 Teilnehmer – Mediziner verschiedener Fachgebiete, Psychologen, Pflegende, Physiotherapeuten und andere – werden erwartet. Eines der Highlights wird auch in diesem Jahr die Nachwuchsförderung sein: Im Rahmen TOP YOUNG SCIENCE Tags (Freitag, 24.10.) finden Nachwuchssymposien statt. Zudem werden beim Kongress die Förderpreise für Schmerzforschung (23.10.), der Max-von-Frey-Preis (24.10.) sowie der Nachwuchsförderpreis (24.10.) verliehen. Einen besonderer Schwerpunkt in diesem Jahr ist zudem das Programm der Fortbildungsakademie Deutscher Schmerzkongress, ein strukturiertes, hochwertiges und thematisch weitgefächertes Fortbildungsprogramm mit über 40 Refresher-Kursen und Workshops zu klinischen Themen bzw. mit hoher Praxisrelevanz. Ein Patiententag mit Vorträgen für Patienten, Tipps und Diskussionen findet statt am 25. Oktober in der Zeit von 12 bis 15 Uhr, und zwar nicht im Kongresszentrum, sondern im Ostflügel der Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1.

 

Weitere Informationen

 

 


 

Quelle: DGSS.org, 22.10.2014 (tB)

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