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Deutscher Schmerzpreis der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS)
Antibiotika wirken gegen Rückenschmerzen
- Dänische Wissenschaftlerin mit dem Deutschen Schmerzpreis ausgezeichnet
Frankfurt am Main (24. März 2017) – Für ihre revolutionären Studien zur Behandlung von Rückenschmerzen mit Antibiotika wurde Dr. Hanne Albert, Odense, Dänemark, mit dem DEUTSCHEN SCHMERZPREIS – Deutscher Förderpreis für Schmerzforschung und Schmerztherapie ausgezeichnet. Der Preis wurde im Rahmen des Deutschen Schmerz- und Palliativtages 2017 in Frankfurt am Main überreicht. Wissenschaftlicher Träger des Preises ist die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS), der Preis wird gemeinsam mit der Deutschen Schmerzliga e.V. verliehen. Er wird von dem Limburger Pharmaunternehmen Mundipharma gestiftet und ist mit 10.000 Euro dotiert.
Ungefähr die Hälfte der Patienten mit chronischen Schmerzen im unteren Rücken weisen bei Untersuchungen im MRT Ödeme im Knochenmark, so genannte ‚modic changes’, auf. Bei ersten Untersuchungen konnte Albert in dem nach einem Bandscheibenvorfall entnommenen Gewebe bei mehr als 50 Prozent der Patienten Bakterien nachweisen. Zu einem Großteil war das Gewebe mit P. acnes infiziert. Dieses Bakterium, das zur natürlichen Mundflora gehört, gelangt beispielsweise über kleine Verletzungen, die beim Zähneputzen entstehen, ins Blut. Über neu gebildete Kapillaren an dem ausgetretenen Gewebe der Bandscheibe gelangen die Bakterien schließlich ins Innere der Bandscheibe und verbleiben dort auch nach einer Ausheilung des Bandscheibenvorfalls und verursachen Entzündung, Knochenödem und Schmerzen.
So entstand die Idee, in einer Pilotstudie zu testen, ob Antibiotika gegen den Bakterienbefall und damit auch gegen die Rückenschmerzen der Patienten wirken können. Bereits diese erste Studie zeigte signifikante Ergebnisse in der Verbesserung – sowohl der Schmerzsymptome als auch der funktionellen Beschwerden der Patienten. Weitere randomisierte, placebokontrollierte Studien bestätigen das Ergebnis. Die Patienten erhielten über einen Zeitraum von 100 Tagen 3-mal täglich 1.000 mg Amoxicillin. Erste Effekte zeigten sich nach 6 bis 8 Wochen und setzten sich über eine Follow-up-Zeit von einem Jahr, in einer weiteren Studie sogar über zwei Jahre, fort.
Antibiotika bei „modic changes“ mit Bakteriennachweis
Auf die Frage, ob nun alle Patienten mit Schmerzen im unteren Rücken mit Antibiotika behandelt werden sollen, sagte Albert: „Nein, aber diejenigen mit ‚modic changes’, bei denen Bakterien eine Rolle spielen, profitieren enorm.“ Ein revolutionärer Ansatz in der Schmerzmedizin, der nicht nur das Leiden von Millionen von Patienten lindern könnte, sondern auch enorme Kosten aufgrund von Arbeitsunfähigkeiten und Frühberentungen einsparen könnte. Diese Forschungsanstrengungen wurden nun mit dem DEUTSCHEN SCHMERZPREIS ausgezeichnet.
„Hanne Albert hat mit ihrer bahnbrechenden Arbeit schmerzmedizinische Denkweisen nachhaltig verändert und eine neue Diskussionsbasis zum Verständnis von chronischen Rückenschmerzen geschaffen“, so Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin in seiner Laudatio.
Der DEUTSCHE SCHMERZPREIS – Deutscher Förderpreis für Schmerzforschung und Schmerzmedizin – wird jährlich an Persönlichkeiten verliehen, die sich durch wissenschaftliche Arbeiten über Diagnostik und Therapie akuter und chronischer Schmerzzustände verdient gemacht oder die durch ihre Arbeit oder ihr öffentliches Wirken entscheidend zum Verständnis des Problemkreises Schmerz und der davon betroffenen Patienten beigetragen haben.
Abbildung
Abb.1 (v.l.n.r.): Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Präsident der DGS, Dr. Silvia Maurer, Vizepräsidentin der DGS, Dr. Hanne Albert, Preisträgerin, Dr. Oliver Emrich, Vizepräsident der DGS, Dr. Ingrid Spohr, Mundipharma, Uta Obst, Deutsche Schmerzliga, Dr. Johannes Horlemann, Vizepräsident der DGS, Susanne, Wüste, Deutsche Schmerzliga, PD Dr. med. Michael A. Überall, Präsident der Deutschen Schmerzliga und Vizepräsident der DGS, Birgitta Gibson, Deutsche Schmerzliga, Günter Rambach, Deutsche Schmerzliga © DGS/Leissl
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V., 24.03.2017 (tB).