Diabetes-Risiko-Tests im Vergleich

 

Potsdam-Rehbrücke (31. Mai 2011) – Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) haben erstmals alle bislang publizierten Diabetes-Risiko-Tests systematisch erfasst und miteinander verglichen. Während einige Tests nur Angaben zum Alter, zu Körpermaßen und zum Lebensstil abfragen, basieren andere Tests (zusätzlich) auf der Abfrage klinischer Daten. Nach den Resultaten der neuen Studie bestimmen trotz der methodischen Unterschiede eine Reihe von Tests das Diabetes-Risiko einer Person recht genau. Oft verlieren sie aber an Genauigkeit, wenn sie in Bevölkerungsgruppen angewendet werden, in denen sie nicht entwickelt wurden. Angaben zu genetischen Daten verbesserten die Risikovorhersagen nur unwesentlich.

 

Das Wissenschaftlerteam um die beiden Epidemiologen Matthias Schulze und Brian Buijsse vom DIfE publizierte die Studie nun in der Fachzeitschrift Epidemiologic Reviews (Buijsse et al., 2011; doi:10.1093/epirev/mxq019).

 

Typ-2-Diabetes (Alterszucker) erhöht das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und einen frühzeitigen Tod und ist einer der Hauptursachen für Nierenversagen, Erblindungen und Amputationen. Verschiedene Studien belegen, dass sich ein Ausbrechen der Erkrankung durch einen gesunden Lebensstil oder durch geeignete Medikamententherapien vermeiden oder zumindest verzögern lässt. Daher haben bereits mehrere Staaten Diabetes- Präventionsprogramme gestartet, wobei individuelle Interventionsmaßnahmen hauptsächlich auf Hochrisiko-Personen ausgerichtet sind. Diese werden derzeit meist mithilfe eines oralen Zuckerbelastungstests identifiziert. Reihenuntersuchungen solcher Art sind jedoch wenig praktikabel und sehr teuer. Daher haben Wissenschaftler in verschiedenen Ländern Risiko-Tests entwickelt, die es erlauben sollen, das Diabetes-Risiko von noch nicht erkrankten Personen kostengünstig, aber dennoch sehr genau und flächendeckend zu bestimmen.

 

Ziel der vorliegenden Studie war es, alle wissenschaftlichen Daten zu den bis dato veröffentlichten Risiko-Tests zu sammeln und miteinander zu vergleichen. Zudem sollte die Studie darlegen, wie gut einzelne Risiko- Tests auch in anderen, ethnisch unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen funktionieren. Die Wissenschaftler verglichen Diabetes-Risiko-Tests aus den USA, Mexiko, Australien, Indien, Taiwan, China und verschiedenen europäischen Ländern, u. a. auch Deutschland.

 

„Nach unseren Ergebnissen war die Leistungsfähigkeit der Tests oft eingeschränkt, wenn sie in Bevölkerungsgruppen überprüft wurden, in denen sie nicht entwickelt worden waren. Für Präventionsprogramme ist es deshalb sinnvoll, Risiko-Tests zu nutzen, welche die ethnischen Besonderheiten der zu untersuchenden Bevölkerungsgruppe berücksichtigen und entsprechend validiert wurden“, sagt Matthias Schulze, der die Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE leitet.

 

Wie die Studie auch zeigt, beruhen die meisten Risiko-Tests auf Informationen zu nicht-veränderbaren Risikofaktoren. Zu diesen zählen das Alter, das Geschlecht oder eine familiäre Vorbelastung mit Diabetes. Tests, welche eine Reihe veränderbarer Lebensstilfaktoren berücksichtigen, waren eher selten. „Solche Tests eignen sich jedoch besser, um Personen dazu zu motivieren, ihren Lebensstil zu verändern, denn sie zeigen, was man tun kann, um sein Risiko zu vermindern“, erklärt Brian Buijsse, Erstautor der Studie. Ebenso belegt die Untersuchung, dass Tests, die ohne eine Abfrage klinischer Daten auskommen, in ihrer Vorhersagekraft verbessert werden können, wenn sie zusätzlich einfache, routinemäßig erfasste klinische Messwerte wie den Blutzuckerwert berücksichtigen.

 

 

Hintergrundinformationen

 

Über den Link: www.dife.de/drpm-database/  gelangen Sie zu einer Datenbank, die einen Überblick über alle Diabetes-Risiko-Tests gibt, die bis zum 31. Dezember 2009 veröffentlicht wurden. Die Datenbank basiert auf dem in der Pressemitteilung erwähnten Übersichtsartikel: Buijsse B et al.; Epidemiol Rev 2011.

 

Bereits im Jahr 2007 entwickelten DIfE-Forscher den Deutschen Diabetes- Risiko-Test® (DRT), der im Internet unter www.dife.de als Online- oder Fragebogentest abrufbar ist. Er erlaubt anhand einfacher Angaben zu Alter, Körpermaßen, Ernährungsgewohnheiten und Lebensstil jedem Erwachsenen, das persönliche Diabetes-Risiko sehr genau zu bestimmen. Im Jahr 2009 zeigten dann die DIfE-Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit Forschern des Universitätsklinikums Tübingen, dass der Deutsche Diabetes-Risiko-Test® durch Blutwerte noch weiter präzisiert werden kann. „Der erweiterte Test könnte besonders für Hausärzte hilfreich sein, um das Diabetes-Risiko ihrer Patienten genauer einzuschätzen“, so Hans-Georg Joost, wissenschaftlicher Direktor des DIfE.

 

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Das DIfE ist zudem Partner des vom BMBF gegründeten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung e.V. (DZD).

 

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und Serviceeinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 14.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind ca. 6.500 Wissenschaftler, davon wiederum 2.500 Nachwuchswissenschaftler. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de

 


 

Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DifE), 31.05.2011 (tB).

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