Diabetes und Komorbidität im Alter

Herausforderung für die Pflege

 

Bad Oeynhausen (22. Mai 2013) – Wer in der pflegerischen Versorgung von älteren Menschen tätig ist, wird mit Patienten konfrontiert, die neben Diabetes und Hypertonie (Bluthochdruck) gravierende Probleme mitbringen. Überlebter Infarkt oder Schlaganfall in der Krankheitsgeschichte des Betroffenen und Multimorbidität gehören dazu. Sie bergen ein hohes Ereignisrisiko. Stoffwechsel- und Blutdrucksituation sind beteiligt daran. Die Betreuung dieser Patienten ist für Ärzte und Pflege eine Herausforderung.

 

Deshalb hat das IIGM (Institut für Innovatives Gesundheitsmanagement) in Berlin seine diesjährige Fachtagung „Diabetes-Pflege-Management“ den kardiovaskulären Folgen beim geriatrischen Diabetiker gewidmet. In Kooperation mit der Stiftung „Der herzkranke Diabetiker“ (DHD) wurde die Fortbildung Ende April durchgeführt. Die Pflegekräfte tagten im Evangelischen Geriatrie-Zentrum Berlin (EGZB). Hausärzte, Diabetologen, Geriater und Kardiologen, auch die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe (SDSH) und Apotheker waren eingeladen. Sie klärten über die Behandlung und die Vermeidung von Risiken auf.

„Weil Komplikationen und Krankheitsbilder bekannt sein sollten. Für die Pflege ist vor allem wichtig zu wissen, wie sich Ereignisse ankündigen und welche Schritte einzuleiten sind“, betonte Prof. Dr. Wolfgang Motz vom Vorstand der Stiftung DHD in Berlin.


Für Herzrasen aus der Herzkammer ist z.B. immer eine Koronarerkrankung ursächlich, die rechtzeitig diagnostiziert und behandelt werden müsse, so der Kardiologe aus Karlsburg. Bei schnellen Rhythmusstörungen (Tachykardie) folgt oft der plötzliche Herztod. Das Zeitfenster bis zur Rettung ist entscheidend. Setzt die Defibrillation erst zehn Minuten nach Kreislaufkollaps ein, sinkt die Überlebenschance ohne neurologisches Defizit unter 5 Prozent. „Diabetiker sind mehr als andere Patienten gefährdet. Das Stoffwechselproblem parallel zum Blutdruck haben wir stets im Blick. Der Kardiologe behandelt das Herz, der Diabetologe behandelt Diabetes“, sagte Motz, der auch das Herz- und Diabeteszentrum in Mecklenburg-Vorpommern leitet.

Bei arteriellen Verschlüssen sind Blutgerinnsel (Plaques, Thromben) verantwortlich, sie erhöhen das Risiko für Schlaganfall und Infarkt. „Beinschwellungen und Ödeme sind Hinweise für Thrombosen, die zu Lungenembolie führen können“, sagte Dipl.-Med. Ingrid Dänschel aus Lunzenau. Bettlägerigkeit, Operationen im letzten Quartal und die Behandlung einer bösartigen Tumorerkrankung in den zurückliegenden sechs Monaten sind Faktoren, die das fördern. Mögliche Symptome können Luftnot, atemabhängiger Thoraxschmerz, Husten, Todesangst, Tachykardie, Hypotonie (erniedrigter Blutdruck), gestaute Halsvenen oder Schock bis zum Herzstillstand sein. „Die Hochlagerung des Oberkörpers und Bettruhe sind Sofortmaßnahmen. Bei respiratorischer Insuffizienz ist die Sauerstoff-Gabe, gegebenenfalls Intubation und Beatmung notwendig“, ergänzte die Allgemeinmedizinerin.

Schlecht abheilende Wunden treten oft bei älteren Patienten auf. „Nicht alles, was Pflegekräfte zu sehen bekommen, ist ein Ulcus cruris venosum oder infektiös bedingt. Grund kann auch die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) sein“, darauf wies Apotheker Werner Sellmer aus Hamburg hin. In jedem Fall müsse die Ursache der Wundheilungsstörung geklärt sein, sagte Sellmer. Diagnostik, Kausal- und Lokaltherapie richten sich danach. Die Auswahl der Wundauflagen werde nach Indikation, Status der Wunde (sauber/ unsauber) und Exsudat-Aufnahme getroffen. Wenn kein Fortschritt beim Wundheilprozess zu erkennen ist, sollten Experten hinzugezogen werden.

Bei geriatrischen Patienten mit Herz- und Diabeteserkrankung ist die Kooperation zwischen allen Versorgungspartnern unerlässlich. Das konnte als Botschaft von der Pflege-Fachtagung in Berlin mitgenommen werden. Auch, dass älter werdende Patienten durch Diabetes, Herz-, Kreislauf- und Gefäßereignisse akut gefährdet sind. Die Patienten weisen ein Spektrum von Erkrankungen auf, deren Behandlung komplex ist. Hausärzte, Diabetologen, Geriater, Kardiologen und Neurologen sind involviert. Und Pflege hat dabei einen zentralen Auftrag: Sie ist die Schnittstelle in der Betreuung der Patienten. Dieser Verantwortung muss sich pflegerische Versorgung im Zuge wachsender Anforderungen stellen. Der alte Patient mit Diabetes samt Komorbiditätsprofil ist eine Herausforderung für behandelnde Teams. Die größte Herausforderung wird aber sein, dass die Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen gelingt. Hier sollten sich Ärzte und Pflegekräfte mit Respekt begegnen, sie müssen zum Dialog bereit sein. Gleiches gilt auch für die Kooperation der Ärzte untereinander und zwischen Versorgungspartnern auf ambulanter und stationärer Ebene. Nur so lässt sich für Patienten das Beste erreichen. Beim geriatrischen Diabetiker steht an erster Stelle „Lebensqualität erhalten und Komplikationen vermeiden“.

Weitere Informationen: Stiftung DHD, Georgstr. 11, 32545 Bad Oeynhausen; E-Mail: info@stiftung-dhd.de

Die Fortbildungskonzepte des IIGM sind von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) anerkannt. Das IIGM ist ein wissenschaftlich orientierter Bildungsträger mit über zehnjähriger Erfahrung in der diabetologischen Qualifizierung von Pflegefachkräften. Bundesweit über 650 Pflegefachkräfte wurden bereits ausgebildet. Zum Jahresbeginn 2013 hat das IIGM sein Angebot an pflegeorientierten Fortbildungen rund um Diabetes mellitus ausgeweitet und damit die erste Diabetes-Pflege-Akademie in Deutschland eröffnet.


 

Quelle: Der herzkranke Diabetiker – Stiftung in der Deutschen Diabetes-Stiftung, 22.05.2013 (tB).

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