Die medizinische Versorgung Demenzkranker verbessern hilft der Pflege

 

  • Mit der richtigen medizinischen Behandlung können Demenzkranke länger selbstbestimmt leben

  • Fachgesellschaften DGPPN und DGGPP fordern bessere Honorierung ärztlicher Leistungen

 

Berlin (2. Mai 2012) – „Die Versorgung von Demenzpatienten wird viel zu oft als rein pflegerisches Problem betrachtet. Dabei wird übersehen, dass ein sehr großer Anteil von demenziell erkrankten Menschen unzulänglich medizinisch behandelt wird. Unmittelbare Folgen sind zusätzliche Probleme in der Pflege“, so der designierte DGPPN-Präsident und Sprecher des Kompetenznetz Degenerative Demenzen (KNDD) Professor Wolfgang Maier vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die Pflegeversicherung und der Situation in den Pflegeheimen.

 

„Viele der Patienten können sich nicht artikulieren, leiden zum Beispiel unter Schmerzen und werden unruhig. Oft sind körperliche oder seelische Krankheiten verantwortlich, die nicht erkannt und folglich nicht behandelt werden. Vor dem Hintergrund der schwierigen Personalsituation in den Heimen werden hilfsweise ungezielt Psychopharmaka – vor allem Neuroleptika – eingesetzt, die zur Inaktivierung führen. Demenziell erkrankte Menschen können länger selbstbestimmt leben, wenn sie adäquat medizinisch behandelt würden.“ Zwar sei die Demenz derzeit nicht heilbar, aber es gebe viele therapeutische Möglichkeiten, um die Symptome zu lindern. Es müsse vor allem dafür gesorgt werden, dass das medizinische Versorgungssystem auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt sei. „Die Medizin muss zum Patienten kommen. Das bedeutet, dass mehr Hausärzte und vor allem Fachärzte zu den demenziell erkrankten Menschen in die Heime und nach Hause kommen müssen, doch das wird nicht entsprechend honoriert“, so Professor Maier.

 

Als eine wesentliche Ursache der mangelnden finanziellen Honorierung für Haus- und Fachärzte, aber auch der gerontopsychiatrischen Kliniken, sieht Prof. Dr. Hans Gutzmann, der Präsident der deutschen Alterspsychiater (DGGPP), die Trennung zwischen Kranken- und Pflegekasse: „Solange die Politik die Alzheimer-Krankheit eher als pflegerisches Problem betrachtet und die Chancen, die eine medizinische Behandlung bietet, nicht erkennt, bleibt die Trennung zwischen Kranken- und Pflegekasse erhalten. Betriebswirtschaftlich ist es zur Zeit für eine Krankenkasse nicht sinnvoll eine Behandlung zu bezahlen, deren Nutzen – durch die verspätete Pflegebedürftigkeit – die Pflegekasse hat. Deshalb bleibt das medizinisch Notwendige und volkswirtschaftlich Sinnvolle ungetan“.

Vor diesem Hintergrund fordern die Alterspsychiater schon seit langem die Zusammenlegung von Kranken- und Pflegekasse, eine Forderung die der schleswig-holsteinische Gesundheitsminister Dr. Rainer Garg vor kurzem als erster Gesundheitsminister unterstützt hat.

Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) und die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e.V. (DGGPP) unterstützen das Vorhaben der Bundesregierung, einen Nationalen Demenzplan zu entwickeln. Aus Sicht der beiden Fachgesellschaften gilt es, zügig zu planen und umzusetzen, denn die Herausforderungen bei der Versorgung Demenzkranker werden dramatisch zunehmen. Hochrechnungen gehen davon aus, dass sich im Jahr 2050 die Anzahl der Erkrankten verdoppelt haben wird.

 

 

Weitere Informationen

 

  • http://www.dgppn.de – Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
  • http://www.dggpp.de – Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e.V. (DGGPP)

 


 

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), 02.05.2012 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…