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Die osteoanabole Chance nutzen
Langkettiges Parathormon bei postmenopausaler Osteoporose
Berlin (23. Oktober 2008) – Bei Osteoporose sind der Aufbau und der Erhalt stabiler Knochensubstanz die vordringliche Maßnahme, um Frakturen wirksam zu verhindern. Langkettiges, rekombinantes Parathormon (PTH 1–84) bietet selbst Patienten mit hohem Frakturrisiko eine realistische Chance, ihr Knochenkonto wieder aufzufüllen. PTH (1–84) eröffnet diesen Patienten eine große osteo-anabole Chance, um das Risiko osteoporotischer Frakturen nachhaltig zu senken – so das übereinstimmende Expertenfazit auf dem Nycomed-Fortbildungssymposium „Osteoporose 2008“ und Media Dinner „Therapiekonzept Parathormon – die osteoanabole Chance nutzen“.1
Osteoporose wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in die Gruppe der zehn wichtigsten Erkrankungen der Menschheit eingestuft. Allein in Deutschland sind etwa 10 % der Bevölkerung betroffen, das heißt etwa acht Millionen Menschen.2 Die Entscheidung zur Behandlung hängt nach den aktuellen Leitlinien des Dachverbandes Osteologie (DVO) nicht mehr allein von dem aktuellen Knochendichtemesswert ab; sondern entscheidend ist das zukünftige Fraktur-risiko.3 Unabhängige Determinanten des Frakturrisikos stellen v. a. Alter, vorbestehende Frakturen, Frakturen des proximalen Femurs bei erstgradig Verwandten und andere Risikofaktoren dar. „Auch erhöhte Resorptionsmarker erlauben eine bessere Beurteilung des Frakturrisikos als die Knochendichte allein“, betonte der Schweizer Endokrinologe PD Dr. Marius Kraenzlin aus Basel.
Ziel jeder Osteoporoseprävention bzw. -therapie ist es, Frakturen und deren klinische Folgen wie Schmerzen und reduzierte Lebensqualität zu vermeiden. „Nur durch konsequentes, langzeitiges und korrektes Beibehalten von individuell geplanten Präventions- und Therapiestrategien kann die Inzidenz neuer Frakturen signifikant gesenkt werden“, betonte Professor Dr. Johann D. Ringe vom Westdeutschen Osteoporose Zentrum (WOZ) am Klinikum Leverkusen. Im Vordergrund der Frakturprophylaxe stehen das Erkennen und das Bekämpfen individueller Risikofaktoren. Dabei ist eine lebenslange optimale Versorgung mit Kalzium und Vitamin D von besonderer Bedeutung.
Langkettiges Parathormon: Mit osteoanaboler Therapie zu neuem festem Knochen
Zur spezifischen Osteoporosetherapie steht heute eine Reihe von Medikamenten mit unter-schiedlichen Wirkansätzen zur Verfügung. Um das Frakturrisiko zu senken, kommt es jedoch nicht allein auf die quantitative Zunahme der Knochenmasse an, sondern vor allem auf die qualitative Verbesserung der trabekulären Strukturen. Bewährt hat sich die osteoanabole Therapie mit rekombinantem Parathormon (PTH 1–84, z.B. Preotact®). PTH (1–84) wirkt grundlegend anders als Antiresorptiva wie z. B. Bisphosphonate, die über eine Hemmung der Osteoklasten lediglich einen weiteren Knochenabbau verhindern. Im Gegensatz zur osteoanabolen Therapie mit Parathormon (PTH 1–84) können Antiresorptiva keinen neuen Knochen aufbauen, betonte Professor Dr. Christian Wüster, Endokrinologe aus Mainz.
Der Nutzen hält nach Ende der Therapie an
Die Wirksamkeit und die Sicherheit der osteoanabolen Therapie mit PTH (1–84) bei der postmeno-pausalen Osteoporose belege gleich ein ganzer „Studienreigen“. Dabei kristallisiere sich immer stärker heraus, dass der osteoporotische Knochen langfristig profitiert und der Nutzen nach Ende der Therapie erhalten bleibt. Wüster untermauerte diese Aussage mit den Ergebnissen der Open Label Extension-Studie (OLES)4, 5, die das Auftreten neuer vertebraler Frakturen sowie den Zu-wachs an Knochenmasse über einen um sechs auf 24 Monate verlängerten Zeitraum der PTH (1–84)-Therapie bei 781 Patientinnen untersuchte. Die in den ersten 18 Monaten deutlich angestiegene BMD an Lendenwirbelsäule und Hüfte erhöhte sich sogar leicht in den zusätzlichen sechs Monaten der Extensionsphase, mit statistisch signifikanten Erhöhungen gegenüber den Ausgangswerten in den Monaten 18 und 24. Lediglich eine einzige neue vertebrale Fraktur wurde während der sechs-monatigen Verlängerung beobachtet. Selbst zwölf Monate nach Abschluss der Therapie war der nachhaltige Nutzen noch erhalten. Dies spiegelte sich deutlich in dem im Vergleich zu Placebo erheblich selteneren Auftreten von neuen vertebralen Frakturen wider. OLES bildete die offene Fortsetzung der randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie TOP (Treatment of Osteoporose with PTH)6 mit insgesamt 2532 postmenopausalen Frauen. In der TOP-Studie senkte die 18-monatige Therapie mit PTH (1–84) im Vergleich zu Placebo die Rate neuer vertebraler Frakturen um 61 % (3, 4% vs. 1,3 %; p=0,001). Die Patientinnen zogen unabhängig davon, ob Wirbelkörperfrakturen vorbestanden oder nicht, einen hohen Nutzen aus der Therapie. Ohne vorbestehende Frakturen (n = 2.059) senkte die Therapie mit PTH (1–84) das Risiko einer ersten Wirbelkörperfraktur um 68 % (2,2 % vs. 0,7 %; p = 0,006). Bei Frauen mit vorbestehender Fraktur (n = 471) nahm das Risiko für eine erneute vertebrale Fraktur um 53 % ab (8,9 % vs. 4,2 %; p = 0,040).
Therapeutische Zukunftsmusik
Die Forschung nach wirksamen Osteoporose-Therapeutika bleibt weiterhin spannend, so Professor Dr. Michael Amling, Zentrum für Biomechanik und Skelettbiologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. So könnten möglicherweise schon bald monoklonale Antikörper Einzug in die Praxis der Osteoporose-Therapie halten. Der ReceptorActivator of NF-kB (RANK) wird auf Osteoklasten und deren Vorläuferzellen exprimiert. Der RANK-Ligand (RANKL) ist für Bildung, Funktion und Über-leben der Osteoklasten erforderlich. Er erhöht die Knochenresorption und reduziert die Knochen-mineraldichte und -masse. In präklinischen Studien unterdrückt die Hemmung des RANKL die Knochenresorption und führt zu einer Zunahme von Knochendichte, -volumen und -festigkeit. So sind mittlerweile erste klinische Phase-II- und -III-Studien mit einem humanen monoklonalen Anti-körper, der mit hoher Spezifität an den RANKL bindet, abgeschlossen. Dabei zeigte sich eine effektive Hemmung der Knochenresorption und ein Anstieg der Knochenmineraldichte an allen relevanten Skelettlokalisationen. Somit könnte schon bald eine weitere Alternative zur Ergänzung des Therapiespektrums der Osteoporose zur Verfügung stehen.
Referenzen
1. Fortbildungssymposium „Osteoporose 2008“ in Hamburg und Media Dinner „Therapiekonzept Parathormon – die osteoanabole Chance nutzen“ in Berlin, Oktober 2008. Veranstalter: Nycomed Deutschland GmbH.
2. Häussler B et al. Deutsches Ärzteblatt 2006;103:A2542–A2548.
3. DVO-Leitlinie 2006 zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei Frauen ab der Menopause, bei Männern ab dem 60. Lebensjahr (http://www.lutherhaus.de/dvo-leitlinien)
4. Roux C, Clausen J. Calcif Tissue Int 2007;80:S146.
5. Roman-Ivorra J et al. Ann Rheum Dis 2007;66(Suppl II):532.
6. Greenspan SL et al. Ann Int Med 2007;146:326–329.
Quelle: Media Dinner der Firma Nycomed zum Thema „Therapiekonzept Parathormon – die osteoanabole Chance nutzen“ in Berlin am 23.10.2008 (3K-Agentur für Kommunikation).