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Die Population der Studie SQUARE: Charakteristika von Patienten, die in der Schweiz in einem Real World-Setting mit Erenumab behandelt wurden1

 

Schäfer E, Meyer I, Arzt ME, Gantenbein A. EAN virtual 2021. EPO-264

 

Seit Juli 2018 ist der CGRP-Rezeptor-Antikörper Erenumab (Aimovig®) in der Schweiz zur Behandlung von Erwachsenen mit Migräne zugelassen.2* Die Beobachtungsstudie SQUARE+, in die 172 Patienten an 19 Schweizer Zentren eingeschlossen wurden, untersuchte die Wirksamkeit von Erenumab im Real-World-Setting über eine gesamte Dauer von 24 Monaten. Anlässlich des EAN 2021 wurden die Baseline-Charakteristika von Migränepatienten vorgestellt, die in der SQUARE-Studie ihre Therapie mit Erenumab begannen.

Im Mittel waren die Teilnehmer 44,2 Jahre alt und überwiegend weiblich (84,9 %). Sie hatten durchschnittlich an 16,6 Tagen im Monat Migräne und nahmen an 11,6 Tagen migränespezifische Akutmedikamente ein. Mehr als die Hälfte (53,8 %) litt unter episodischer Migräne, 46,2 % an chronischer Migräne. Die Mehrheit (66,9 %) war berufstätig entweder in Vollzeit (31,4 %) oder in Teilzeit (35,5 %).

Männliche und weibliche Studienteilnehmer unterschieden sich in ihrer Krankheitsgeschichte: Männer litten bereits länger unter Kopfschmerzen (33,2 Jahre) als Frauen (27,3 Jahre), gleichzeitig lag ihre Migräne-Diagnose kürzer in der Vergangenheit (14,7 Jahre vs. 19,2 Jahre) und sie hatten somit vergleichsweise spät ihre Diagnose erhalten.

43 % der eingeschlossenen Patienten hatten Migräne ohne Aura, 17,4 % zeigten typische Aura-Symptome mit Kopfschmerzen. Der Anteil mit chronischer Migräne betrug 25 %. Bei mehr als einem Viertel der Patienten lagen Kopfschmerzen aufgrund eines MedikamentenÜbergebrauchs vor (27,3 %).

Vor Erenumab hatten die Probanden im Mittel 4 Vortherapien zur Migräneprophylaxe erfolglos versucht, fast jeder dritte Patient hatte 5 und mehr Behandlungsversuche durchlaufen. Dabei handelte es sich überwiegend um Betablocker (80,2 %) und Antiepileptika wie Topiramat (77,9 %). Die Hälfte bzw. ein Drittel der Patienten hatte auch Antidepressiva im Off-LabelGebrauch (50,0 %) bzw. Kalziumantagonisten wie Flunarizin (33,7 %) eingenommen.

Mithilfe der mMIDAS (Modified Migraine Disability Assessment Score#)- und IMPAC (Impact of Migraine on Partners and Adolescent Children##)-Fragebögen erhoben die Autoren Daten zur Krankheitslast durch die Migräne. Die Migräne schränkte die Betroffenen größtenteils schwer ein (MIDAS-Grad 4 bei 58,9 % der Patienten). Bei mehr als zwei Drittel (68,1 %) waren auch die Partner der Betroffenen sowie die heranwachsenden Kinder mittel bis schwer von der Migräne des erkrankten Elternteils betroffen (IMPAC Grad 2–4).

 

Anmerkungen

+ Swiss QUality of life and healthcare impact Assessment in a Real-world Erenumab treated migraine population, CAMG334ACH01

*  Einsatz in Deutschland nur bei erwachsenen Migränepatienten mit mindestens 4 Migränetagen pro Monat, bei denen 4 (episodische Migräne) bis 5 (chronische Migräne) zugelassene Vortherapien (Metoprolol oder Propranolol, Flunarizin, Topiramat, Amitriptylin, Clostridium botulinum Toxin Typ A) + Valproinsäure erfolglos waren (d. h., auf diese nicht angesprochen haben, für diese nicht geeignet sind oder diese nicht vertragen)**,  G-BA-Beschluss vom 02.05.2019.3 Ausschließlich für die Patientengruppe, für die der beträchtliche Zusatznutzen beschlossen wurde, gilt seit dem 15.12.2019 die bundesweite Praxisbesonderheit und dies bereits ab dem  1. Behandlungsfall.4

** Am 20.03.2020 hat der G-BA den Beschluss zur Verordnung von Valproinsäure geändert. Aus dem Beschluss geht hervor, dass Valproinsäure zur Migräneprophylaxe nicht mehr zulasten der GKV verordnet werden kann.5

#  mMIDAS: modified Modified Migraine Disability Assessment Questionnaire (Daten werden für einen 1-MonatsRecall-Zeitraum dargestellt. Der 3-Monats-mMIDAS-Gesamtscore wird durch Multiplikation des monatlichen

mMIDAS-Gesamtscore mit 3 ermittelt); Grad 1: wenig oder keine Beeinträchtigung, Grad 2: geringe Beeinträchtigung, Grad 3: mäßige Beeinträchtigung, Grad 4: schwere Beeinträchtigung.

## IMPAC: Impact of Migraine on Partners and Adolescent Children; Grad 1: wenig oder keine Beeinträchtigung, Grad 2: geringe Beeinträchtigung, Grad 3: mäßige Beeinträchtigung, Grad 4: schwere Beeinträchtigung.

 

 

Referenzen

  1. Schäfer E, Meyer I, Arzt ME, Gantenbein A. The SQUARE study population: Patient characteristics of erenumab-treated patients in a real-world setting in Switzerland. 7th Congress of the European Academy of Neurology, June 19–22, 2021 (virtual). ePoster EPO-264.
  2. swissmedic.ch: Aimovig®, Injektionslösung in einer Fertigspritze (Erenumab) https://www.swissmedic.ch/swissmedic/de/home/humanarzneimittel/authorisations/newmedicines/aimovig.html (letzter Zugriff: 02.07.2021).
  3. Gemeinsamer Bundesausschuss: Arzneimittel-Richtlinie/Anlage XII: Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen nach § 35 a SGB V Erenumab. Beschlüsse vom 02.05.2019 sowie 19.09.2019.
  4. G-BA-Beschluss vom 02.05.2019, https://www.g-ba.de/downloads/ 39-261-3770/2019-05-02_AM-RLXII_Erenumab_D-407_BAnz.pdf (letzter Zugriff: 02.07.2021).
  5. G-BA-Beschluss vom 20.03.2020, https://www.gba.de/downloads/33211168/032020_GBAaktuell_April.pdf (letzter Zugriff: 02.07.2021).

 

 

Download

 

 

 


Quelle: „News & Views in der Migräneprophylaxe – Die Highlights vom EAN“ am 15.07.2021 (Novartis) (tB).

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