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Henning Schilddrüsensymposium in Heidelberg: Deutschlands größter Schilddrüsenkongress

Die Schilddrüse in allen Lebensphasen – vom klinischen Standard zur individuellen Medizin

 

Heidelberg (10. Oktober 2013) – „Die Schilddrüse in allen Lebensphasen“ – unter diesem Motto findet vom 10. bis 12. Oktober 2013 das 21. Henning-Symposium „Schilddrüse 2013“ statt. Die Tagung wird ausgerichtet von der Sektion Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), der Arbeitsgemeinschaft Schilddrüse der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin, der Chirurgischen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie und der Sektion Angewandte Endokrinologie der DGE in Zusammenarbeit mit Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht unter anderem die Frage nach neuen Therapiemöglichkeiten bei Schilddrüsenkarzinomen.

 

Gibt es schonendere Behandlungsmethoden oder wird zu aggressiv behandelt? Im Gegensatz zum seltenen Schilddrüsenkarzinom sind Schilddrüsenfunktionsstörungen in der Schwangerschaft häufig. Wird in Deutschland genug für die Versorgung von Schwangeren getan? Denn diese zählen zu den Risikogruppen für eine ausreichende Jodzufuhr. Wie die aktuelle Versorgungssituation mit dem Spurenelement aussieht und welche Personengruppen besonders häufig von einem Jodmangel betroffen sind, ist ebenfalls Thema der Veranstaltung. Darüber hinaus wird die Frage nach hormonellen und chirurgischen Therapieformen diskutiert. Greifen die Ärzte in Deutschland zu schnell zum Messer? Welche Alternativen gibt es?2

 

 

Neue Wege in der Behandlung von Schilddrüsenkarzinomen

 

Neue Erkenntnisse verbessern kontinuierlich die Diagnose und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen, die zu den häufigsten endokrinologischen Erkrankungen in Deutschland gehören. „Auch wenn Patienten mit dem seltenen Schilddrüsenkarzinom eine exzellente Prognose aufweisen, erfahren die Betroffenen durch die Diagnose einen lebenslangen Stress“, fasst Tagungspräsident Prof. Dr. Markus Luster zusammen. Sie sind von Angst und Unsicherheit geplagt und fürchten sich vor den medizinischen Eingriffen, welche die Erkrankung mit sich bringt“. Der Schilddrüsenexperte fordert daher statt einer Pauschaltherapie eine auf den Patienten zugeschnittene und risikoangepasste Therapieempfehlung. Eine wirksame Alternative zur Standardradiojodtherapie beispielsweise sei die Behandlung der Patienten mit niedrig dosiertem Radiojod (1,1 GBq Jod131). Studien belegen, dass diese schonendere Therapie in den meisten Fällen ebenso wirksam sein könne wie die Standarddosis von 3,7 GBq Jod131, jedoch mit dem Vorteil kürzerer Liegezeiten sowie einer geringeren radioaktiven Belastung der anderen Gewebe1. Darüber hinaus könne die Gabe von künstlichem TSH (rhTSH) statt eines Hormonentzugs bei gleicher Effektivität die Nachsorge erleichtern und eine bessere Lebensqualität für die Patienten bieten2.

 

 

Schilddrüsenfunktionsstörungen in der Schwangerschaft

 

Im Gegensatz zum seltenen Schilddrüsenkarzinom sind Schilddrüsenfunktionsstörungen in der Schwangerschaft weit verbreitet. Sie kommen bei bis zu 15 Prozent aller Schwangerschaften vor und sind häufige und behandelbare Ursachen einer gestörten Fertilität. „Um Komplikationen einer Schilddrüsen-Fehlfunktion in der Schwangerschaft für Mutter und Kind vorzubeugen, sollte deshalb bei allen Schwangeren in der Frühschwangerschaft ein Screening auf das Vorliegen einer Schilddrüsenerkrankung erfolgen und als fester Bestandteil in die Vorsorge nach den Mutterschaftsrichtlinien integriert werden“, empfiehlt Prof. Dr. Dr. Dagmar Führer. Das Screening solle neben der Anamnese die TSH-Bestimmung und idealerweise auch die Bestimmung der TPO-Antikörper beinhalten. „Bei Nachweis einer manifesten Hypothyreose ist unverzüglich eine SD- 3 “, so Führer, Hormonsubstitution einzuleiten“, rät die Expertin. Im Falle eines grenzwertigen TSH-Wertes von unter 2.5mU/l beziehungsweise unterhalb des assay-spezifischen Cut-Offs im ersten Trimenon bei einer zuvor Schilddrüsengesunden Frau ohne SD-Autoantikörper sei die Datenlage nicht eindeutig. „Hier sollte eine Schilddrüsenhormonsubstitution aber in Erwägung gezogen werden3“, so Führer.

 

 

Jodversorgung in Deutschland

 

Auch Schwangere ohne Schilddrüsenfunktionsstörungen sind auf eine ausreichende Versorgung mit dem Spurenelement Jod angewiesen. Sie zählen ebenso wie Stillende auf Grund ihres erhöhten Jodbedarfs zu den Risikogruppen. „In den letzten 20 Jahren hat sich die Jodversorgung in Deutschland deutlich verbessert“, resümiert Priv.-Doz. Dr. Joachim Feldkamp. Dies habe die Weltgesundheitsorganisation im Jahre 2007veranlasst, Deutschland von der Liste der Länder mit unzureichender Jodversorgung zu nehmen. Statt einer zunehmenden weiteren Verbesserung sei es jedoch besonders im Bereich der verarbeitenden Lebensmittelindustrie zu einer kontinuierlichen Abnahme des verwendeten jodierten Speisesalzes gekommen. So läge aktuell der Anteil der Großgebinde bei nur noch etwa 25%. Daten zur Jodversorgung von Kindern zeigen bereitseinen leichten Rückgang derJodausscheidung4. Damit es künftig zu keiner Zunahme von Schilddrüsenvergrößerungen komme, empfiehlt Feldkamp: „Ein genaues Jod-Monitoring in der Bundesrepublik ist notwendig, um daraus gegebenenfalls weitere Maßnahmen zur Jodmangelprophylaxe abzuleiten. Eine Erhöhung des Jodanteils im Salz beispielsweise könnte dann dazu beitragen, die Jodversorgung in Deutschlandnachhaltig wieder zu stabilisieren.“

 

 

Hormonelle oder chirurgische Therapieformen?

 

Resektion oder Hormontherapie – die optimale Therapie bei Schilddrüsenerkrankungen zu finden, ist nicht immer einfach. Endokrinologen fürchten, dass in Deutschland im internationalen Vergleich zu viel operiert wird. „Verglichen mit England5 und den USA6 ist in Deutschland keine übermäßige Häufigkeit von Schilddrüsenoperationen zu verzeichnen“, lautet das Fazit von Prof. Dr. Thomas J. Musholt. „Die Zahl der Schilddrüseneingriffe ist in Deutschland tatsächlich sogar tendenziell rückläufig“, so der Chirurg. Ob eine Operation nötig sei, entscheiden die Chirurgen in enger Abstimmung mit Endokrinologen und Nuklearmedizinern und gemäß den aktuellen Leitlinien. Grundsätzlich gelte: Eine Radiojodtherapie oder Hormontherapie kann in vielen Fällen eine Alternative zur Resektion sein. Daher sollte diese bei der Indikationsstellung berücksichtigt werden.

 

 

Weitere Schwerpunkte des 21. Henning Symposiums

 

Darüber hinaus zählen der Vortrag von Prof. Dr. Dr. Scriba über zukünftige Aufgaben der Universitätsmedizin – Welche Rolle spielt die Schilddrüse? sowie der Rückblick auf 40 Jahre Thyreoglobulin und seine Antikörper als Biomarker in der Differenzialdiagnose von Schilddrüsenkarzinomen von der dänischen Wissenschaftlerin Prof. Dr. Feldt-Rasmussen zu den Highlights des Symposiums, das bereits zum 21. Mal stattfindet. Seit 1973 treffen sich alle zwei Jahre die auf Schilddrüsentherapie spezialisierten Ärzte wie Internisten mit dem Schwerpunkt Endokrinologie, Nuklearmediziner und Chirurgen. Rund 600 Teilnehmer nutzen das wissenschaftliche Angebot dieser Tagung.

 

 

Anmerkungen 

  1. Hackshaw et al. 131I activity for remnant ablation in patients with differentiated thyroid cancer: A systematic review. J Clin Endocrinol Metab. 2007 Jan;92(1):28-38
  2. Luster et al. rhTSH-aided radioiodine ablation and treatment of differentiated thyroid carcinoma: a comprehensive review. Endocrine-Related Cancer (2005) 12 49–64
  3. De GrootL et al. Endocrine Society Clinica lPractice Guideline.JClin EndocrinolMetab 2012 Aug;97(8):2543-65)
  4. Remer,T.et al:Jodversorgung von Schulkindern in Deutschland-Ergebnisse der DONALD-Studie. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.(Hrsg): Ernährungsbericht 2012
  5. Sharma et al. Who should treat thyroid cancer? A UK surgical perspective 2010 Aug;22(6):413-8
  6. National Cancer Institute http://statecancerprofiles.cancer.gov/4

 

Über die Sanofi-Aventis Deutschland GmbH

 

Die Sanofi-Aventis Deutschland GmbH ist ein Unternehmen der Sanofi-Gruppe, eines führenden globalen Gesundheitskonzerns, der, ausgerichtet auf die Bedürfnisse der Patienten, therapeutische Lösungen erforscht, entwickelt und vermarktet. Sanofi setzt im Gesundheitsbereich seine Schwerpunkte auf sieben Wachstumsplattformen: Lösungen bei Diabetes, Impfstoffe, innovative Medikamente, seltene Erkrankungen, frei verkäufliche Gesundheitsprodukte, Schwellenmärkte und Tiergesundheit. Die Aktien von Sanofi werden an den Börsen von Paris (EURONEXT: SAN) und New York (NYSE: SNY) gehandelt.

 


 

Quelle: Pressekonferenz im Rahmen des 21. Henning Symposiums „Schilddrüse 2013“ in Heidelberg, 10. Oktober 2013 (hB).

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