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Digitale Wege zur Adhärenzsteigerung

Innovative Arzt-Patienten-Kommunikation im Zeitalter der Digitalisierung

Mannheim (9. April 2016) – Ärzte sollten die primären Informationsquellen ihrer Patienten sein. Darin waren sich die Referenten eines Symposiums auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Mannheim einig. Konsens herrschte aber auch darin, dass Ärzte dabei durchaus das große Potenzial der digitalen Gesundheitsdienstleistungen für den Therapieprozess nutzen sollten. Diese würden vom Patienten immer öfter nachgefragt werden. Sie könnten die Arzt-Patienten-Kommunikation verbessern, zudem aber auch die Patientenzufriedenheit erhöhen und die Therapietreue steigern. Die Referenten zeigten am Beispiel des innovativen Kommunikationskonzeptes TheraKey® der BERLIN-CHEMIE AG, wie digitale Lösungen Arzt, Patient und Angehörige im Therapiealltag umfassend unterstützen können.

Das Thema „Digitalisierung“ war in diesem Jahr einer der inhaltlichen Schwerpunkte des Internisten-Kongresses. Zahlreiche Symposien und Veranstaltungen rund um die „digitalisierte Medizin“ und die Auslobung eines Forschungsprojektes zur digitalen Medizin von der DGIM zeigen: Die Auseinandersetzung mit dem Thema ist eine der derzeit wichtigsten Aufgaben, wenn es um die Zukunft der Medizin und Versorgung von Patienten geht. Prof. Manfred Schedlowski, Essen, betonte in seiner Einführung zum Symposium die Notwendigkeit für Ärzte, sich mit dem Thema „Digitalisierung“ auseinanderzusetzen und forderte sie auf, diese aktiv für die Praxis zu nutzen: „Wir alle sind digital unterwegs, nutzen von morgens bis abends Smartphone, Tablet und Co. Die Informationstechnologie gerade für Gesundheitsdienstleistungen entwickelt sich rasend schnell. Mischen wir uns doch aktiv ein und nutzen wir diesen wichtigen Bereich der Kommunikation zur besseren Versorgung unserer Patienten und für eine nachhaltige Adhärenz.“


Non-Adhärenz im Praxisalltag

Non-Adhärenz hat zahlreiche Facetten. Im Bereich der Pharmakotherapie kann sie Applikations- und Dosierungsfehler, im Bereich der Lifestyle-Modifikation das Nichtbefolgen der verordneten Diät oder des Bewegungsprogrammes bedeuten. Häufig lassen Patienten Arzttermine aber auch einfach ausfallen. „Wir Ärzte betrachten Non-Adhärenz als irrationales Verhalten bei Patienten. Dass die Ursache für mangelnde Therapietreue aber auch bei uns selber und unserer Kommunikation liegen kann, blenden wir häufig aus“, merkte Dr. Achim Viktor, Linz am Rhein, an. „Oft müssen wir möglichst viele Informationen in relativ kurzer Zeit dem Patienten geben und ihm erläutern, was gut für ihn ist. Häufig kann der Patient in der Kürze der Zeit aber gar nicht alle Informationen aufnehmen und ist letztlich überfordert“, beschrieb Viktor das Problem im Praxisalltag. Hinzu käme, dass die Idealvorstellungen der Ärzte von Prävention nicht für jeden Patienten geeignet seien. „Wir müssen die Therapie an den einzelnen Menschen anpassen. Nicht dem Angler, sondern dem Fisch muss der Wurm schmecken“.


Erwartungen über Therapieerfolg kommunikativ beeinflussbar

Schedlowski beschrieb den Einfluss der Arzt-Patienten-Kommunikation auf den Therapieeffekt aus Sicht des Placeboforschers. „Die Kommunikation und damit die Erwartungshaltung des Patienten beeinflusst den Therapieeffekt auf neurobiologischer Ebene“, erklärte der Experte. So könne der Erfolg einer Behandlung durch positive oder negative Erwartungshaltung verändert werden. Anhand einer Studie zur Rolle der Kommunikation auf die Wirkung des Opiates Remifentanil zeigte er, wie sich der Therapieeffekt durch Erwartungsmanipulation beim Patienten ändert [1]. So ist es in der Studie zu einer Schmerzlinderung gekommen, als das Opiat infundiert wurde, ohne zuvor eine Erwartung gesetzt zu haben. Zu einer weiteren Schmerzlinderung ist es gekommen, als eine positive Erwartung gesetzt wurde. „Und das Ganze wurde fast vollständig wieder aufgehoben, als man eine negative Erwartung gesetzt hatte“, erläuterte Schedlowski. Er betonte dabei die Bedeutung der Kommunikation: „Erwartungen über den Therapieerfolg sind beeinflussbar – am besten durch gezielte Informationsvermittlung und die Kommunikation mit dem Patienten.“


Arzt-Patienten-Kommunikation 2.0: Integration von individuellen Gesundheitsleistungen

Je spezialisierter eine Gesundheitsleistung sei, desto komplexer sei das Leistungspaket und umso höher der Kommunikationsaufwand, unterstrich Viktor. „Elementar ist der Abbau asymmetrischer Wissensverteilung. Das Ziel einer guten Gesundheitskommunikation ist eine authentische und glaubhafte Kommunikation auf Augenhöhe, um dem Patienten zu einem eigenverantwortlichen Umgang mit der Gesundheit zu motivieren.“ Dabei kann die individuelle Integration von digitalen Gesundheitsdienstleistungen die Adhärenz im Praxisalltag effizient fördern. Sehr gute Erfahrungen sammelte der Internist dabei mit dem neuen Kommunikationskonzept TheraKey® der BERLIN-CHEMIE AG. Das indikationsübergreifende Konzept hat das Ziel, den Arzt in seinem Praxisalltag zu entlasten, Patienten bei der Therapie zu unterstützen und die Therapietreue so langfristig zu steigern.


TheraKey®: perfekte Nutzung der neuen digitalen Realität

„TheraKey® bietet 360° Arzt-Patienten-Kommunikation“, erklärte Sebastian Gaede, München. „Das Konzept vereint verschiedene aufeinander aufbauende Maßnahmen, mit denen der Arzt seinen Patienten in der Praxis, zu Hause und unterwegs mit hochwertigen und geprüften Informationen versorgen kann.“ Auf dem geschlossenen TheraKey® Onlineportal erhalten Patienten und Angehörige gesicherte, verständlich aufbereitete und produktneutrale Informationen zu ihrer Erkrankung, Diagnose und Therapie. „Das Portal dient dabei der Informationsvermittlung, der ganzheitlichen Therapieunterstützung sowie der Vernetzung der Einzelmaßnahmen des Konzeptes“, sagte Gaede. Unterstützend wirkt die MyTherapy App: Sie erinnert an Medikamenteneinnahme, gesundheitsrelevante Aktivitäten oder Messungen und vereinfacht als digitales Tagebuch die Dokumentation. „Es ist für Patienten nicht immer einfach, an ihre Medikamente zu denken. Und viele vergessen nicht nur ihre Medikamente, sondern beispielsweise auch die wichtige Messung ihrer Vitalwerte. Hier greift die App.“

Zusätzlich zu Onlineportal und App stehen dem Arzt beim TheraKey® zudem anschauliche Materialien wie Praxisposter, Schaukarten oder Patientenbroschüren zur Auswahl, die er zum Patientengespräch in seiner Praxis heranziehen kann. Gaede bemerkte, dass Ärzte die neue Realität des Web 2.0 aktiv für sich nutzen sollten, anstatt sich in die reaktive Rolle drängen zu lassen. So böte zum Beispiel das TheraKey® Konzept die Chance, mit Patienten zu arbeiten, die aus gesicherter Quelle informiert sind. Gleichermaßen ermöglichten die aus der MyTherapy App generierten Berichten eine neue Effizienz im Einsatz von Patiententagebüchern und somit ein effektiveres Arzt-Patientengespräch.


Steigerung des Therapieerfolges, zufriedener Arzt

„Ich setze das Konzept bereits während der Diagnostik ein, um dem Patienten Details zur Erkrankung zu erklären“, berichtete Viktor aus der Praxis. „Dazu nutze ich zum Beispiel die bewegten Animationen des Onlineportals. Sie sind für den Patienten einfach zu verstehen und bleiben durch ihre Anschaulichkeit gut hängen.“ Mit dem TheraKey® Onlineportal könne der Patient dann später nach Bedarf und unabhängig von der Zeit auf Informationen zur Erkrankung und Therapie zugreifen und würde zudem motiviert. „Meiner Erfahrung nach verbessert das TheraKey® Konzept die Arzt-Patienten-Kommunikation. Die Patienten erkennen die Möglichkeit, selbst präventiv tätig zu werden, sie werden dazu motiviert und begreifen den Wert ihrer eigenen Leistung dabei. Das fördert die Adhärenz und steigert langfristig den Therapieerfolg“, so Viktor in seinem Fazit. „Und schlussendlich macht der Therapieerfolg des Patienten auch mich als Arzt zufrieden.“


Wissenschaftliche Evaluation durch Fraunhofer IDMT

Der Entwicklungsprozess des TheraKey® Konzeptes ist außerordentlich vielfältig und komplex. Um eine hohe Qualität und Nutzerfreundlichkeit gewährleisten zu können, arbeitet BERLIN-CHEMIE mit kompetenten Partnern wie zum Beispiel dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT, dem Institut für Verbraucherjournalismus und der Deutschen Sporthochschule Köln zusammen. Der TheraKey® wird beständig weiterentwickelt, evaluiert und gepflegt. Damit werden alle Inhalte und Funktionen auf dem neuesten Erkenntnisstand gehalten und ständig den Bedürfnissen der Zielgruppen angepasst. „360° Arzt-Patienten-Kommunikation heißt auch für uns, die Entwicklungszyklen bezüglich der TheraKey-Anwendung aus allen Perspektiven zu betrachten“, schildert Peter Pharow, Ilmenau. Sein Team hat das Konzept medienwissenschaftlich begleitet, das Fraunhofer Institut IDMT ist unter anderem für die Evaluation, die Technologie und die Datensicherheit mitverantwortlich. Pharow präsentierte beim DGIM aktuelle Ergebnisse von ThESIS II, der dritten Evaluationsstudie zum TheraKey®. In der Untersuchung erreichte das TheraKey® Onlineportal bei Ärzten, Patienten und Angehörigen beim User Experience Questionnaire (UEQ) in den Bereichen Steuerbarkeit, Originalität und Effizienz Bewertungen zwischen „gut“ und „exzellent“. „Für ein Onlineportal im Bereich Gesundheit wie den TheraKey sind dies exzellente Werte“, stellte Pharow fest. Ärzte beurteilen das Onlineportal in den Bereichen Objektivität, Aktualität, Vollständigkeit und Fehlerfreiheit auf einer Skala mit maximal zehn Punkten (stimme voll zu) mit Werten zwischen 8,2 und durchschnittlich 9,3 (TheraKey® Angina pectoris und Gicht). Bei Patienten hat die Nutzung des Onlineportals zu einem deutlich besseren Verständnis für die Erkrankung geführt: 40% wussten vor der Nutzung „ganz gut über meine Erkrankung Bescheid“, nach der Nutzung des Onlineportals waren dies zwei Drittel der Patienten. Bezüglich der Auswirkungen auf das Gespräch mit dem Arzt beurteilten 81% der Patienten, nach Nutzung des TheraKeys® präzisere Gespräche mit dem Arzt führen zu können und 79% der Befragten, einen besseren Umgang mit ihrer Erkrankung zu haben. „Der TheraKey als Konzept entwickelt sich dabei immer mehr zu einer internetbasierten Dienstleistung, einem sogenannten Smart-Service, in den unterschiedliche Komponenten wie z.B. das Onlineportal oder die MyTherapy App eingebunden werden“, sagte Pharow in seinem Fazit.


Literatur

[1] Bingel et al. Sci. Transl. Med. 3, 70ra14 (2011)


Quelle: Symposium der BERLIN-CHEMIE AG „Viel gesagt und nichts gewonnen? Wege zur Steigerung der Adhärenz“, Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) 2016, Mannheim, 09.04.2016 (tB).

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