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Chronische Obstipation
Chronische Obstipation beim Schmerzpatienten
PD Dr. med. Oğuzhan Dağtekin
Hamburg (20. September 2012) – Die Obstipation ist eine übliche Nebenwirkung einer Opioid-Therapie, die zudem mit einer verzögerten Magenentleerung, Bauchkrämpfen, Unterleibsschmerzen und harten und trockenen Stühlen einhergehen kann. Die opioidinduzierte Obstipation hält, wenn sie auftritt, während der gesamten Therapiedauer an und hat einen bedeutenden Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten [1-2]. Opioide aktivieren Opioidrezeptoren im Gastrointestinaltrakt, vermindern die Freisetzung von Neurotransmittern, unterbrechen die rhythmischen Kontraktionen, die für eine normale intestinale Motilität notwendig sind und reduzieren die normale mukosale Sekretion [3-4]. Für Schmerzpatienten kann das, neben der Schmerzerkrankung selbst, eine extreme Belastung darstellen, die mit schmerzhaften und unvollständigen Darmentleerungen und einem Gefühl der Darm-Obstruktion assoziiert sein kann [5-6].
Schätzungen zur Häufigkeit der opioidinduzierten Verstopfung liegen, je nach Substanz, zwischen 15 und 90 % bei Patienten mit nicht-tumorbedingten Schmerzen [7-8]. Nur selten entwickeln Patienten eine Toleranz bezüglich dieser Opioidnebenwirkung und in aller Regel nimmt diese Nebenwirkung mit der Erhöhung der Opioiddosis zu [9]. Selten gibt es auch Patienten, die eher ihren Schmerz ertragen möchten, als die Obstipation, die durch die Opioidtherapie verursacht wird [2].
Um die Darmentleerung bei Schmerzpatienten zu fördern, werden oft gleichzeitig mit den Opioiden Laxantien verordnet. Osmotisch wirksame Laxantien, Quellstoffe, Gleitmittel und stimulierende Abführmittel werden alle in diesem Zusammenhang verschrieben. Jedoch wird dabei nicht das zugrunde liegende Problem behandelt und die Ergebnisse sind selten vorhersehbar [1-2]. Eine 2007 publizierte Studie mit Patienten, die an Obstipation leiden (u.a. auch opioidinduziert) konnte zeigen, dass 47 % der Patienten, die mit Laxantien therapiert werden, unzufrieden insbesondere mit der Wirksamkeit der Therapie sind [10].
Opioidantagonisten werden zur Therapie der opioidinduzierten Obstipation und des postoperativen Ileus untersucht. Methylnaltrexon wurde kürzlich zur Therapie der opiodinduzierten Obstipation in Europa zugelassen. Es wird subkutan injiziert, führt in der Regel innerhalb von vier Stunden zur Darmentleerung und wird im Allgemeinen gut toleriert. Die Kombination von Naloxon und Oxycodon verbessert ebenfalls die Darmfunktion ohne Verminderung der analgetischen Wirkung von Oxycodon.
In präklinischen Studien konnte für Prucaloprid, den ersten selektiven Serotonin 5-HT4-Rezeptor- Agonisten, eine Zunahme der Darmkontraktionen, eine Stimulation der proximalen Kolonmotilität und eine Beschleunigung der Magenentleerung gezeigt werden [10]. In Studien zeigte eine Therapie mit Prucaloprid bei Patienten mit chronischer Obstipation eine Erhöhung der Stuhlfrequenz, eine Verminderung der Stuhlkonsistenz und eine Zunahme der Lebensqualität [11-14]. Prucaloprid ist aktuell zugelassen für die Therapie der chronischen Obstipation bei Frauen. In einer kürzlich veröffentlichten Studie mit 196 männlichen und weiblichen Patienten mit nicht-tumorbedingten Schmerzen und opioidinduzierter Obstipation verbesserte Prucaloprid die Darmfunktion und weitere, die Lebensqualität beeinflussende, Faktoren [15].
Literatur
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Panchal SJ, Muller-Schwefe P, Wurzelmann JI. Opioid-induced bowel dysfunction: prevalence, pathophysiology and burden. Int J Clin Pract 2007;61:1181–1187.
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Bell TJ, Panchal SJ, Miaskowski C, Bolge SC, Milanova T, Williamson R. The prevalence, severity and impact of opioid induced bowel dysfunction: results of a US and European Patient Survey (PROBE 1). Pain Med 2009;10:35–42.
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Bouras EP, Camilleri M, Burton DD, Thomforde G, McKinzie S, Zinsmeister AR. Prucalopride accelerates gastrointestinal and colonic transit in patients with constipation without a rectal evacuation disorder. Gastroenterology 2001;120:354–360.
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Coremans G, Kerstens R, De Pauw M, Stevens M. Prucalopride is effective in patients with severe chronic constipation in whom laxatives fail to provide adequate relief. Results of a doubleblind, placebo-controlled clinical trial. Digestion 2003;67:82–89.
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Emmanuel AV, Roy AJ, Nicholls TJ, Kamm MA. Prucalopride, a systemic enterokinetic, for the treatment of constipation. Aliment Pharmacol Ther 2002;16:1347–1356.
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Sloots CEJ, Ryks A, Cools M, Kerstens R, De Pauw M. Efficacy and safety of prucalopride in patients with chronic noncancer pain suffering from opioid-induced constipation. Dig Dis Sci 2010;55:2912–2921.
Quelle: Chronische Obstipation aus verschiedenen Blickwinkeln. Satellitensymposium der Firma Shire auf der 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), Hamburg, Congress Center Hamburg, Saal 6, Donnerstag, 20. September 2012, 18.45-20.15 Uhr (tB).