Therapiemöglichkeiten bei Insomnie

 

Dr. med. Dieter Kunz

 

Leipzig (14. November 2009) – Die primäre Insomnie ist eine operationalisierte Diagnose, die eine heterogene Gruppe an zugrunde liegenden Erkrankungen umfasst. Wesentliche Merkmale sind Ein- und Durchschlafstörungen oder unerholsamer Schlaf bei Vorliegen von z. B. sozialen, beruflichen oder anderen Funktionseinbußen.

 

In den vergangenen Jahren wurden eine Reihe unterschiedlicher Regulationsmechanismen für die Schlaf-Wach-Regulation nachgewiesen. Während mangelnde Schlafhygiene, Schlafwahrnehmungsstörung und psychophysiologische Insomnie auch heute bereits spezifisch therapiert werden können, ist ein großer Teil der weiteren primär Insomnie-erkrankten Patienten durch die heute üblichen medikamentösen und nicht-medikamentösen Interventionen nicht genügend therapierbar. Es bleibt abzuwarten, ob Subgruppen der primären Insomnie auch auf Störungen des Orexin-Systems, der Adenosin-Regulation und/oder Weiteres zurückgeführt werden können.

 

Das circadiane System ist wesentlich an der Schlaf-Wach-Regulation beteiligt. Neuere Befunde weisen darauf hin, dass eine Großzahl der Menschen in der Normalbevölkerung durch ein konstantes Leben gegen den Rhythmus der Inneren Uhr eine Schwächung des circadianen Systems induzieren, was, einem Schichtarbeiter-Syndrom ähnlich, mit Symptomen der Insomnie einhergeht. Eine Vielzahl von Medikamenten, Alkohol, Licht am Abend oder in der Nacht sowie mangelnde Beleuchtung während des Tages verschieben oder schwächen das circadiane System. Melatonin wird auf Signal des circadianen Systems freigesetzt und verstärkt das System als Signal der Dunkelheit an den Körper. Die Zuführung von Melatonin als Medikament kann Phasenverschiebungen erzeugen beim Frühtypen und Spättypen sowie beim Jetlag-Syndrom. Die wesentliche Wirkung von Melatonin liegt jedoch in einer Stärkung des Systems und damit in einer verbesserten circadianen Variation von Schlaf und Wach, was letztlich zu einer qualitativen Verbesserung des Nachtschlafes und der Tagesbefindlichkeit führt. Hierbei von entscheidender Bedeutung ist der Einnahmezeitpunkt am Anfang der Nacht, der konstant eingehalten werden muss.

 

Circadin® enthält Melatonin, jedoch im Gegensatz zum frei verkäuflichen Melatonin wird es verzögert freigesetzt, so dass der physiologische Verlauf der Melatonin-Konzentration im Blut durch die Medikation nachgestellt wird. Hierdurch scheint Circadin® eine höhere und qualitativ andere Wirksamkeit zu zeigen als frei verkäufliche Melatonin-Substanzen. Circadin® zeichnet sich durch ein ausgezeichnetes Nebenwirkungsprofil aus und beeinträchtigt in keiner Weise die Fahrtauglichkeit. Mit Circadin® steht eine erste Substanz zur Verfügung, die eine differenzielle medikamentöse Therapie der primären Insomnie möglich macht. In den kommenden Jahren werden eine Vielzahl weiterer Substanzen mit anderen spezifischen Wirkmechanismen hinzukommen.

 

 

Dr. med. Dieter Kunz

Chefarzt PUK Charité im SHK, ö.B. Moabit, Versorgungsregion Wedding,
Leiter AG Schlafforschung & Klinische Chronobiologie

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Charité Campus Mitte (CCM)

Arnimallee 22

14195 Berlin

 

Psychiatrische Universitätsklinik der Charité
im St. Hedwig Krankenhaus

Gr. Hamburger Str. 5 -11

10115 Berlin

 


 

Quelle: Satelliten-Symposium der Firma Lundbeck zum Thema „Primäre Schlafstörung: Eine unterschätzte Gefahr?“ am 14.11.2009 in Leipzig anlässlich der 17. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (Gianni Public Relations).

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