MEDIZIN
AWARDS
Wissenschaft mit Auszeichnung: Herausragende Nachwuchsforscher auf der Jahrestagung der Deutschen…
Wund(er)heilung mit Amnion – DGFG erhält deutschen Wundpreis 2021
Ausschreibung DGNI-Pflege- und Therapiepreis 2022
Ausschreibung: Otsuka Team Award Psychiatry+ 2021
BGW-Gesundheitspreis 2022: Gute Praxis aus der Altenpflege gesucht!
VERANSTALTUNGEN
5. Nürnberger Wundkongress vom 01. bis 02. Dezember 2022: „Wer…
2. Nationaler ITP Patiententag von Novartis am 10. September: Informationen…
20.-22.01.2022 online: ANIM: NeuroIntensivmediziner diskutieren neue Erkenntnisse zu COVID-19
8.-10. September 2021: Weimar Sepsis Update 2021 – Beyond the…
13.09. – 18.09.2021: Viszeralmedizin 2021
DOC-CHECK LOGIN
Infectious causes of Chronic Intestinal Infection
Emerging Challenges for differential diagnoses
Von Dr. med. Gillian Watermeyer
Berlin (3. Oktober 2008) – Die Häufigkeit entzündlicher Darmerkrankungen nimmt in der dritten Welt zu, die Diagnose wird jedoch durch eine Vielzahl infektiöser Darmerkrankungen kompliziert. Zahlreiche chronische Infektionen haben starke Ähnlichkeit mit Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, müssen aber unbedingt ausgeschlossen werden bevor die Diagnose Chronische Entzündliche Darmerkrankung (CED) gestellt wird. Andernfalls könnte die Behandlung mit Steroiden, Immunsuppressiva oder Biologika verhängnisvolle Folgen haben. Gut zu unterscheiden von der CED ist die akute infektiöse Kolitis, ausgelöst durch Shigellen, Salmonellen, Campylobacter oder Escherichia coli. Typisch sind hier der akute Beginn, die kurze Dauer der Symptomatik und eine positive Stuhlkultur. Histologisch finden sich die Zeichen einer akuten, selbst limitierenden Kolitis mit zahlreichen Neutrophilen in der Lamina propria. Histologische Zeichen der Chronizität wie Kryptendestruktion oder basale Lymphoplasmozytose fehlen.
Schwieriger ist die Unterscheidung zwischen CED und chronischer infektiöser Enterokolitis. Hier muss auch an seltene Ursachen wie die chronische Yersinien-Enterokolitis, die sexuell erworbene Proktitis bei chronischem Lymphogranuloma venereum oder die intestinale Actinomykose gedacht werden. Die häufigeren Ursachen einer chronischen infektiösen Enterokolitis sind die intestinale Tuberkulose, die intestinale Amöbiasis und die intestinale Schistosomiasis.
Insbesondere die Unterscheidung der intestinalen Tuberkulose von einer CED ist sehr schwierig. Der klinische Verlauf ist in zahlreichen Punkten sehr ähnlich, und sowohl radiologisch als auch endoskopisch und histologisch überlappen sich die Befunde. 5 % der Darmtuberkulosen gehen mit einer Pancolitis einher und sind dann ununterscheidbar von einer Colitis ulcerosa. Die Diagnose der intestinalen Tuberkulose erfordert den Nachweis von käsiger Nekrose in den Granulomen, säurefesten Bakterien und deren positive Kultur (nach 8 Wochen). Der Tuberkulintest ist nur bedingt aussagekräftig, da die latente Tuberkulose weit verbreitet ist. Besonders schwierig ist die Unterscheidung von intestinaler Tuberkulose und Morbus Crohn. Beide beginnen schleichend mit veränderten Stuhlgewohnheiten, Blutungen. Bei beiden kann ein rechtsseitiger Konglomerattumor ebenso auftreten wie Perforationen, Obstruktionen, abdominelle Abszesse und Fisteln. Allerdings lassen Nachtschweiß, undulierendes Fieber > 38,5° C, und vor allem eine Tuberkulose in der Anamnese bzw. Kontakt mit Tuberkulosekranken eine intestinale Tuberkulose wahrscheinlicher werden. Auch radiologische und endoskopische Kriterien helfen bei der Differenzialdiagnose.
Auch die Infektion mit Schistosoma mansoni kann eine Kolitis auslösen. Zerkarien aus kontaminiertem Wasser können in der Portalvene zu adulten Würmern heranreifen, die dann in die Mesenterialvenen wandern und dort für Jahre verbleiben. Ihre Eier durchqueren die Darmwand und lösen dort intensive granulomatöse Reaktionen aus. Die resultierende Kolitis ist von einer CED nicht zu unterscheiden. Die Diagnose wird bioptisch, serologisch und durch Untersuchung des Stuhls gestellt.
Sehr bedeutsam ist auch die Amöben-Kolitis. 10 % der Weltbevölkerung sind mit Entamoeba histolytica infiziert, davon bleiben 90 % asymptomatisch. Die restlichen 10 % entwickeln eine invasive Krankheit, bei der Trophozoiten in das Darmlumen freigesetzt werden und dort zu einer Colitis führen. In 5 % der Fälle kommt es zu einer fulminanten Kolitis mit Fieber, toxischem Megacolon und Perforation. Die Mortalität liegt dann bei 40 %. Dabei sind besonders Patienten, die Steroide erhalten haben, sehr gefährdet. Die Diagnose wird durch Mikroskopie der Stuhlproben, durch Biopsie und Serologie gestellt.
Insgesamt ist es wichtig, immer auch an die infektiöse Enterokolitis zu denken, speziell bei Immigranten aus Endemiegebieten und bei Reisenden.
Dias zum Vortrag von Dr. Watermeyer: Dias_Watermeyer.pdf (333.76 KB)
Referent
Dr. med. Gillian Watermeyer
Groote Schuur Hospital
University of Cape Town, South Africa
Quelle: Satellitensymposium der Firma Shire anläßlich der 63. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) zum Thema „Diagnostische und therapeutische Herausforderungen bei Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen – neue Probleme, neue Lösungen“ am 03.10.2008 in Berlin (Media Concept).