MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Abb.: Linksseitige Blutung an der Hirnoberfläche mit Verdrängung von Hirngewebe. Photo: DIVIDringender DIVI-Rat

Bei Schädel-Hirn-Trauma müssen Kinder und Jugendliche in die richtige Klinik

 

Berlin (9. Juli 2013) – Verkehrsunfälle, schlimme Stürze oder schwere Verletzungen beim Sport: täglich erleiden in Deutschland 200 Kinder und Jugendliche ein Schädel-Hirn-Trauma. Mehr als 90 Prozent verheilen ohne langfristige Schäden, doch ein Kind pro Tag stirbt an den Folgen. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) weist darauf hin, dass der Transport in die richtige Klinik Leben retten kann. Die richtige Klinik ist aber nicht immer die nächstgelegene.

 

Mehr als 280.000 Menschen in Deutschland erleiden jedes Jahr ein Schädel-Hirn-Trauma, darunter etwa 73.000 Kinder und Jugendliche. Die Verletzungen haben dabei ganz unterschiedliche Schweregrade. Ein Großteil der jungen Patienten erholt sich vollständig, doch täglich ist auch ein Todesfall zu beklagen. „Glücklicherweise verfügt Deutschland über ein dichtes Netz hochqualifizierter Kliniken“, sagt Professor Gerhard Jorch, Präsidiumsmitglied der DIVI. „Entscheidend ist aber der rasche, qualifizierte und vor allem gezielte Transport in die richtige Klinik. Das muss nicht unbedingt das nächstgelegene Krankenhaus sein.“

Die anzusteuernde Klinik sollte unbedingt bestimmte Voraussetzungen erfüllen: dazu gehören ein Computer- oder Kernspintomograf und eine neurochirurgische Operationseinheit sowie die Möglichkeit einer kinderintensivmedizinischen Betreuung. „Nur mit den modernen bildgebenden Verfahren ist eine Blutung im Gehirn nachweisbar“, sagt der Experte, der auch Direktor der Universitätskinderklinik in Magdeburg ist. „Die Bildung eines Blutergusses ist zwar eine lebensbedrohliche, aber auf einer neurochirurgischen Station behandelbare Komplikation.“ Durch den Bluterguss kommt es zu einem Druckanstieg und einer Drosselung der Hirndurchblutung. Mit Hilfe einer rechtzeitigen Operation ist es möglich, den Erguss auszuräumen und den Druck von der Schädelhöhle zu nehmen.

Bei Kindern und Jugendlichen, die nach einem Schädel-Hirn-Trauma unter folgenden Symptomen leiden, sollte unbedingt sofort der Notarzt über die Rufnummer 112 gerufen werden, damit man sie in eine Klinik mit entsprechender Ausstattung transportieren kann:

 

  • wenn ihr Bewusstsein eingetrübt ist oder wenn es zu einer zunehmenden Eintrübung des Bewusstseins kommt
  • nach einem Aufprall mit einer Geschwindigkeit, die höher war als 30 Stundenkilometer
  • nach einem Sturz aus über drei Meter Höhe
  • wenn Betroffene schwere äußere Schädelverletzungen aufweisen

 

Allerdings sind nicht immer und sofort alarmierende Alarmzeichen zu sehen oder zu erkennen. Eltern und Erziehungsberechtigte sollten deshalb nach einem Schädelaufprall auf folgende Symptome achten und dann auf jeden Fall doch zu einem Arzt gehen:

 

  • eine äußere Schädelverletzung, die über einen kleinen Bluterguss an der Stirn hinausgeht
  • bei Erbrechen, vor allem, wenn es mehrfach erfolgt
  • bei starken und zunehmenden Kopfschmerzen
  • bei auffälligen Verhaltens- und Wesensveränderungen nach dem Unfall
  • bei neurologischen Symptomen wie Gefühlsstörungen oder Lähmungen
  • bei einer vorbestehenden Gerinnungsstörung
  • bei Schielen oder anderen Auffälligkeiten der Augenstellung
  • bei Verdacht auf Kindesmisshandlung

 

„Wer richtig und schnell reagiert, kann auf jeden Fall Leben retten“, sagt die DIVI-Präsidentin Professor Elke Muhl, Fachärztin für Chirurgie am Universitätsklinikum in Lübeck. „Dass Kinder und Jugendliche mit einem Schädel-Hirn-Trauma sofort in die richtige Klinik gebracht werden, sollte genauso selbstverständlich sein, wie der Besuch einer Augenklinik nach einer Augenverletzung. Hirnblutungen, die durch moderne bildgebende Verfahren erkannt und anschließend intensivmedizinisch betreut werden, haben heute gute Chancen vollständig abzuheilen.“


DIVI weltweit einzigartig

Die 1977 gegründete DIVI ist ein weltweit einzigartiger Zusammenschluss von mehr als 1500 Anästhesisten, Neurologen, Chirurgen, Internisten, Kinder- und Jugendmedizinern sowie Fachkrankenpflegern und entsprechenden Fachgesellschaften: Ihre fächer- und berufsübergreifende Zusammenarbeit und ihr Wissensaustausch machen im Alltag den Erfolg der Intensiv- und Notfallmedizin aus. Insgesamt bündelt die DIVI damit das Engagement von mehr als 30 Fachgesellschaften.


Die Experten der DIVI

 

  • Professor Gerhard Jorch ist Präsidiumsmitglied der DIVI und Direktor der Universitätskinderklinik in Magdeburg.
  • Professor Elke Muhl ist Präsidentin der DIVI und Oberärztin in der Chirurgie am Universitätsklinikum Schleswig Holstein in Kiel.

 

 

Weitere Informationen

 

 


 

Quelle: Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V., 09.07.2013 (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…