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Abb.: Elektronenmikroskopische Aufnahme von Staphylococcus aureus-Bakterien (rot) auf einer HEp-2 Epithelzelle. Photo: Manfred Rohde, HZIEin resistenter Keim kommt selten allein

MRSA-Bakterien bleiben in Altenheimen oft unerkannt

 

Braunschweig (8. Juni 2011) – Mehr Menschen als vermutet tragen sogenannte MRSA-Bakterien in ihrem Körper. Zu diesem überraschenden Ergebnis kamen Ärzte und Wissenschaftler des Städtischen Klinikums Braunschweig und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in einer Kooperation mit dem Gesundheitsamt der Stadt Braunschweig. Sie haben untersucht, wie häufig Antibiotika-resistente Staphylococcus aureus-Bakterien in Braunschweiger Altenheimen vorkommen. Die Häufigkeit lag im Mittel sechsfach über dem geschätzten Wert. In fast allen untersuchten Altenheimen fanden die Forscher MRSA-Bakterien. MRSA steht für Methicillin-resistente Staphylococcus aureus.

 

„Entscheidend ist daher eine gute mikrobiologische Diagnostik, um diese Patienten frühzeitig zu erkennen und richtig zu behandeln“, betont Dr. Wilfried Bautsch, Chefarzt im Institut für Mikrobiologie, Immunologie und Krankenhaushygiene am Städtischen Klinikum Braunschweig. „Denn auch, wenn die hygienischen Standards gut eingehalten werden, kann der Keim auftauchen“, fügt Dr. Sabine Pfingsten-Würzburg, Leiterin des Gesundheitsamts Braunschweig, hinzu. Viele Menschen brächten den MRSA-Keim nämlich schon mit ins Heim. Die Ergebnisse der Untersuchung hat jetzt das Wissenschaftsmagazin „Journal of Hospital Infection“ in seiner aktuellen Ausgabe veröffentlicht.

Das Bakterium Staphylococcus aureus gehört zur normalen Bakterienflora des Menschen. Jeder Fünfte trägt die Keime in der Nase, ohne etwas davon zu merken. Ein Problem entsteht erst, wenn das Immunsystem geschwächt ist oder die Bakterien in eine offene Wunde gelangen. Schwerwiegende Infektionen wie Lungenentzündung oder Blutvergiftung können die Folge sein. Ein antibiotikaresistenter Keim erschwert die Behandlung. Die gefährlichste Form liegt bei MRSA-Keimen vor: sie sind gegen alle Penicillin-verwandten Antibiotika resistent, aber auch gegen viele andere verfügbare Antibiotikaklassen. Die Therapie von Patienten mit MRSA-Infektionen ist langwierig und beinhaltet die Gabe bestimmter Reserveantibiotika.

Um zu untersuchen, wie häufig MRSA-Bakterien in der Region vorkommen, nahmen die Forscher des Klinikums Nasenabstriche von 1.827 Bewohnern Braunschweiger Altenheime. Sie untersuchten, ob Staphylococcus aureus-Keime in den Proben vorkamen und ob es sich um antibiotikaresistente MRSA-Bakterien handelte. „MRSA ist ein weltweites Gesundheitsproblem, das vor allem Risikogruppen wie alte Menschen betrifft“, sagt Bautsch. In 139 Proben fanden die Wissenschaftler MRSA-Keime, obgleich in den Heimen vor den Untersuchungen nur 24 Bewohner als Träger von MRSA bekannt waren. „Dies bedeutet, dass der Großteil der MRSA-Träger in den Heimen nicht als solche erkannt wurden“, so Bautsch.

Wissenschaftler des HZI klassifizierten die MRSA-Stämme dann weiter. Sie fanden heraus: bei mehr als 70 % der MRSA-positiven Proben handelt es sich um den MRSA-Stamm „Barnim“, der häufig in Norddeutschland vorkommt. Europa- und weltweit kommen bestimmte MRSA-Stämme regional gehäuft vor. „Wir möchten in Zukunft die Ursachen für diese Verteilung untersuchen“, sagt Dr. Dietmar Pieper, Leiter der Arbeitsgruppe „Mikrobielle Interaktionen und Prozesse“ am HZI.

Die weltweite Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen ist ein schwerwiegendes Problem bei der Behandlung bakterieller Infektionen. Jährlich infizieren sich allein in Deutschland eine halbe Million Menschen in Krankenhäusern mit multiresistenten Keimen. Antibiotika, die Bakterien normalerweise erfolgreich bekämpfen, sind dann wirkungslos. Für bis zu 15.000 Menschen endet eine solche Infektion jedes Jahr tödlich.


Veröffentlichung


Prevalence and molecular epidemiology of Methicillin-resistant Staphylococcus aureus in nursing home residents in Northern Germany.
Sabine Pfingsten-Würzburg, Dietmar H. Pieper, Wilfried Bautsch, Michael Probst-Kepper. J Hosp Infect. 2011 Jun;78(2):108-12.

 

 


Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, 08.06.2011 (tB).

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