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Prof. Dr. Jürgen Popp von der Universität Jena wendet die Raman-Spektroskopie auf dem Gebiet der Sepsisforschung an. Photo: Jan-Peter Kasper/FSUEinfach und schnell Blutvergiftung erkennen

Forscher der Universität Jena wollen Sepsis-Diagnose beschleunigen

 

Jena (30. Mai 2011) – Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 150.000 Menschen an einer Blutvergiftung (Sepsis). Jeder Dritte stirbt daran. Ein Grund für die hohe Sterberate ist, dass während der Diagnose oft zu viel wertvolle Zeit verstreicht. Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena arbeiten deshalb an einer neuen – schnelleren – Methode, die Sepsis zu erkennen. Schließlich könnten Ärzte dann eher Gegenmaßnahmen ergreifen. „Grundlegend für eine schnellere Diagnose ist die Identifikation der Erreger und ihrer AntibiotikaResistenzen“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Popp vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Jena.

 

„Deshalb arbeiten wir an einer Methode, mit der sich die Sepsis bereits am Krankenbett feststellen lässt.“ Das Gemeinschaftsprojekt vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Jena und dem „Center for Sepsis Control and Care“ (CSCC) des Jenaer Uniklinikums wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 2,7 Millionen Euro gefördert. „Jede Stunde die verstreicht, ohne dass die einer Sepsis zugrunde liegende Infektion und die Antwort des körpereigenen Immunsystems erkannt wird, erhöht das Sterberisiko um sieben bis zehn Prozent“, erklärt Prof. Dr. Michael Bauer vom CSCC. „Je schneller man Informationen über den Keim erhält, desto schneller kann die richtige Behandlung eingeleitet werden.“

 

Die Jenaer Forscher entwickeln gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft und der Uniklinik Dresden ein tragbares Gerät, mit dem im Blut sofort nach Sepsisspuren gesucht werden kann und das Ergebnis in weniger als vier Stunden vorliegt. In einem Teststreifen – ähnlich einem einfachen Schwangerschaftstest – werden Bakterien isoliert. Der Streifen wird in das Gerät gelegt und dort mittels Raman-Spektroskopie untersucht. Einzelne Bakterien können dadurch identifiziert werden. Das Verfahren nutzt die Frequenzänderung von Licht, wenn es auf Bakterien trifft. Mit einem Raman- Mikroskop ist es möglich, einzelne Bakterien zu messen. Durch den optischen „Fingerabdruck“, den das Raman-Spektrum des Keims angibt, können die Mediziner einzelne Bakterien durch einen Abgleich mit einer Datenbank genau bestimmen. Sie wird zusammen mit den Sepsis-Forschern an den beteiligten Kliniken angelegt. Zusätzlich zur Identifizierung unter Verwendung der Raman-Spektroskopie werden neue Biomarker in der Probe gesucht, die auf eine Blutvergiftung hinweisen können.

 

Die neue Methode kann auch Personal anwenden, das nicht molekularbiologisch geschult ist, was im Notfall ebenfalls zur Beschleunigung des Verfahrens beiträgt. In fünf bis acht Jahren könnten die tragbaren Geräte in Krankenhäusern zum Einsatz kommen.

  


 

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, 30.05.2011 (tB).

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