MEDIZIN

DOC-CHECK LOGIN

Eltrombopag kurz vor der Zulassung

Wirksame und sichere Langzeitbehandlung der chronischen ITP mit dem ersten oralen Thrombopoietin-Rezeptor-Agonisten

 

Berlin (25. Februar 2010) – Der von GlaxoSmithKline (GSK) und Ligand Pharmaceuticals in Zusammenarbeit entdeckte und von GSK weiterentwickelte Wirkstoff Eltrombopag (geplanter Handelsname Revolade®) steht kurz vor der Markteinführung in Europa, nachdem sich der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA im Dezember für eine Zulassung ausgesprochen hat. Der erste orale Agonist des Thrombopoietin-(TPO-)Rezeptors ist das Ergebnis eines der umfassend-sten klinischen Entwicklungsprogramme in der Indikation chronische Immunthrombozytopenie (ITP).

 

„Alle bisher vorliegenden Daten zeigen, dass Eltrombopag die Thrombozytenzahlen bei Patienten mit ITP bei kontinuierlicher Gabe dauerhaft erhöht. Damit wird die Blutungshäufigkeit vermindert und in der Folge auch die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert”, sagte PD Dr. Mathias Rummel, Gießen, Prüfarzt in der RAISE-Studie, auf einer Pressekonferenz von GSK im Rahmen des Deutschen Krebskongresses in Berlin.

 

 

Profundes Studienprogramm für ein Orphan Drug

 

Insgesamt wurden im klinischen Entwicklungsprogramm von Eltrombopag mehr als 500 ITP-Patienten behandelt. Die Zulassungsstudie  RAISE (RAndomised placebo-controlled ITP Study with Eltrombopag) war eine weltweit durchgeführte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Phase-III-Studie. Diese schloss erwachsene Patienten mit chronischer ITP und Thrombozytenwerten unter 30.000/μl ein, die auf mindestens eine vorangegangene ITP-Behandlung nicht angesprochen hatten. Primärer Studienendpunkt war das Erreichen von Thrombozytenzahlen zwischen 50.000 und 400.000/μl.1

 

Die Studie umfasste 197 Patienten (Eltrombopag: n = 135; Placebo: n = 62). Von diesen wiesen etwa 50 % Thrombozytenwerte von maximal 15.000/μl auf, etwa 50 % der Patienten erhielten zusätzlich weitere Therapien gegen ITP. Bei etwa 35 % war die Milz entfernt, und mehr als 50 % hatten mindestens drei Behandlungen erhalten. Die Behandlung begann mit 50 mg Eltrombopag einmal täglich (oder einer entsprechenden Placebodosis) und wurde je nach Ansprechen der Thrombozytenwerte auf Dosierungen von 25 bis 75 mg einmal täglich eingestellt.

 

Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Erhöhung der Thrombozytenzahlen unter Langzeittherapie mit Eltrombopag über sechs Monate im Vergleich zu Placebo (p < 0,001): Während die mediane Blutplättchenzahl in der Placebogruppe nie über 30.000/μl anstieg, fand sich in der Eltrombopag-Gruppe nach nur einer Behandlungswoche ein medianer Anstieg auf 36.000/μl. Dieser Wert erhöhte sich während der Studie weiter auf 52.000 bis 91.000/μl. Insgesamt sprachen über 80 % der Patienten auf Eltrombopag an. Das Ansprechen war dabei unabhängig von den Ausgangswerten der Thrombozyten, zusätzlicher ITP-Medikation und Splenektomiestatus: Nach Splenektomie zeigten 70 % der Patienten ein Ansprechen auf Eltrombopag (Placebo: 17 %), bei den nicht-splenektomierten Patienten waren es 88 % (Placebo: 18 %).1,2

 

Im Vergleich zu den Patienten der Placebogruppe erlitten signifikant weniger Patienten unter Eltrombopag klinisch bedeutsame Blutungen (Verminderung um 65 % für die WHO-Schwere-grade 2 bis 4; p < 0,001) oder benötigten Akuttherapien (Eltrombopag 18 %, Placebo 40 %, p = 0,001). Außerdem konnten in der Eltrombopag-Gruppe mehr Patienten (59 %) ihre zusätzliche ITP-Therapie beenden oder reduzieren (Placebogruppe: 32 %; p = 0,016).1

 

Auch die EXTEND-Studie (Eltrombopag eXTENded Dosing) konnte nachweisen, dass Eltrombopag bei inzwischen 2-jähriger Langzeitgabe wirksam und sicher ist.3  Diese Untersuchung ist eine offene Studie für Patienten mit chronischer ITP, die bereits an früheren Studien zu Eltrombopag teilgenommen hatten und das Medikament nun weiterhin einnehmen. Bei den bisher aufgenommenen 299 Studienteilnehmern zeigte sich ebenfalls ein Anstieg der Thrombozytenzahlen (bei 86 % auf Werte von über 50.000/µl) sowie eine verminderte Blutungshäufigkeit. 3

 

 

Gute Verträglichkeit von Eltrombopag

 

Die Gesamthäufigkeit von unerwünschten Wirkungen war in beiden Teilnehmergruppen von RAISE ähnlich und meist nur leicht bis mäßig ausgeprägt. Kopfschmerzen waren dabei in beiden Gruppen am häufigsten (≥ 30 %). Kortikosteroid-assoziierte Nebenwirkungen (periphere Ödeme) waren in der Eltrombopag-Gruppe signifikant seltener als unter Placebo (1 vs. 10 %). Veränderungen der Leberwerte traten unter Eltrombopag bei etwa 10 % der Patienten auf, waren meist leicht, ohne klinische Relevanz und reversibel. Thromboembolische Ereignisse traten bei zwei von 135 Patienten unter Eltrombopag auf. Hinweise auf eine klinisch relevante Knochenmarkfibrose unter Eltrombopag zeigten sich nicht.

 

„Die Langzeitergebnisse für Eltrombopag sind äußerst ermutigend“, so Rummel. „Die derzeit üblichen immunsuppressiven Behandlungen für ITP – in erster Linie Kortikosteroide und andere Immunsuppressiva – wirken über einen verminderten Thrombozytenabbau und können in der Langzeitanwendung mit Nebenwirkungen wie z.B. Infektionen assoziiert sein. Eltrombopag dagegen fördert die Thrombozytenproduktion und hat damit einen völlig anderen Wirkmechanismus. Die Daten zeigen, dass Eltrombopag eine gegenüber den bisherigen Therapieoptionen deutlich bessere Verträglichkeit bietet."

 

 

Einfache Verabreichung und Dosierung

 

Eltrombopag lässt sich einfach, für den Patienten komfortabel dosieren: Die Anfangsdosis beträgt 50 mg einmal täglich in Tablettenform. Je nach Ansprechen (erreichten Thrombozytenzahlen nach 2-wöchiger Behandlung) kann die Dosierung zwischen 25 und 75 mg einmal täglich eingestellt werden. Damit wird in Kürze eine komfortable und hoch wirksame Therapie für Patienten mit chronischer  ITP verfügbar sein.

 

 

Referenzen

 

  1. Cheng et al. Blood 2008; 112: #400 (oral presentation)
  2. Stasi et al. Haematologica 2009; 94 (s2): #231 (Poster presentation)
  3. Saleh et al. Blood 2009; 114: # 682 (oral presentation)

 

 

Abbildungen

 

 

Revolade® führt innerhalb von ein bis zwei Wochen zu einem signifikanten Anstieg der Thrombozyten. Photo: GlaxoSmithKline

 

Abb. 1: Revolade® führt innerhalb von ein bis zwei Wochen zu einem signifikanten Anstieg der Thrombozyten. Photo: GlaxoSmithKline

 

 

Abb. 2: Mehr als 80 Prozent der Patienten sprechen auf Revolade® an. Photo: GlaxoSmithKline

 

Abb. 2: Mehr als 80 Prozent der Patienten sprechen auf Revolade® an. Photo: GlaxoSmithKline

 

 

Abb. 3: Tabletten Revolade® 50 mg. Photo: GlaxoSmithKline

 

Abb. 3: Tabletten Revolade® 50 mg. Photo: GlaxoSmithKline

 

 

Abb. 4: Tabletten Revolade® 25 mg.

 

Abb. 4: Tabletten Revolade® 25 mg.

 

 

 

Download

 

Factsheet Immunthrombozytopenie (ITP): Factsheet_ITP_DKK-2010_FINAL.pdf Factsheet_ITP_DKK-2010_FINAL.pdf (147.96 KB)

Factsheet Eltrombopag: Factsheet_Eltrombopag_DKK-2010_FINAL.pdf Factsheet_Eltrombopag_DKK-2010_FINAL.pdf (84.77 KB)

 

 

 

Über GlaxoSmithKline

 

GlaxoSmithKline – eines der weltweit führenden forschenden Arzneimittel- und Healthcare-Unternehmen – engagiert sich für die Verbesserung der Lebensqualität, um Menschen ein aktiveres, längeres und gesünderes Leben zu ermöglichen.

 

Weitere Informationen unter www.gsk-onkologie.de

 

 


 

Quelle: Pressekonferenz der Firma GlaxoSmithKline (GSK) im Rahmen des 29. Deutschen Krebskongresses (24.-27. Februar 2010) zum Thema “Herausforderungen in der Hämatologie und Onkologie – innovative Produkte von GSK” am 25.02.2010 in Berlin (tB).

MEDICAL NEWS

IU School of Medicine researchers develop blood test for anxiety
COVID-19 pandemic increased rates and severity of depression, whether people…
COVID-19: Bacterial co-infection is a major risk factor for death,…
Regenstrief-led study shows enhanced spiritual care improves well-being of ICU…
Hidden bacteria presents a substantial risk of antimicrobial resistance in…

SCHMERZ PAINCARE

Hydromorphon Aristo® long ist das führende Präferenzpräparat bei Tumorschmerz
Sorgen und Versorgen – Schmerzmedizin konkret: „Sorge als identitätsstiftendes Element…
Problem Schmerzmittelkonsum
Post-Covid und Muskelschmerz
Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln

DIABETES

Wie das Dexom G7 abstrakte Zahlen mit Farben greifbar macht…
Diabetes mellitus: eine der großen Volkskrankheiten im Blickpunkt der Schmerzmedizin
Suliqua®: Einfacher hin zu einer guten glykämischen Kontrolle
Menschen mit Diabetes während der Corona-Pandemie unterversorgt? Studie zeigt auffällige…
Suliqua® zur Therapieoptimierung bei unzureichender BOT

ERNÄHRUNG

Positiver Effekt der grünen Mittelmeerdiät auf die Aorta
Natriumaufnahme und Herz-Kreislaufrisiko
Tierwohl-Fleisch aus Deutschland nur mäßig attraktiv in anderen Ländern
Diät: Gehirn verstärkt Signal an Hungersynapsen
Süßigkeiten verändern unser Gehirn

ONKOLOGIE

Strahlentherapie ist oft ebenso effizient wie die OP: Neues vom…
Zanubrutinib bei chronischer lymphatischer Leukämie: Zusatznutzen für bestimmte Betroffene
Eileiter-Entfernung als Vorbeugung gegen Eierstockkrebs akzeptiert
Antibiotika als Störfaktor bei CAR-T-Zell-Therapie
Bauchspeicheldrüsenkrebs: Spezielle Diät kann Erfolg der Chemotherapie beeinflussen

MULTIPLE SKLEROSE

Multiple Sklerose: Aktuelle Immunmodulatoren im Vergleich
Neuer Biomarker für Verlauf von Multipler Sklerose
Multiple Sklerose: Analysen aus Münster erhärten Verdacht gegen das Epstein-Barr-Virus
Aktuelle Daten zu Novartis Ofatumumab und Siponimod bestätigen Vorteil des…
Multiple Sklerose durch das Epstein-Barr-Virus – kommt die MS-Impfung?

PARKINSON

Meilenstein in der Parkinson-Forschung: Neuer Alpha-Synuclein-Test entdeckt die Nervenerkrankung vor…
Neue Erkenntnisse für die Parkinson-Therapie
Cochrane Review: Bewegung hilft, die Schwere von Bewegungssymptomen bei Parkinson…
Technische Innovationen für eine maßgeschneiderte Parkinson-Diagnostik und Therapie
Biomarker und Gene: neue Chancen und Herausforderungen für die Parkinson-Diagnose…