Abb.: Die Nieren sind Hochleistungsorgane. Täglich filtern sie rund 180 Liter Blut. Geleistet wird dies von den mehr als anderthalb Millionen zählenden Nierenkörperchen/Niere, in denen das Blut von Gift- und Abfallstoffen befreit wird. Bild: Boehringer-Ingelheim Empagliflozin

Endlich Besserung des Nierenleidens bei Diabetes Typ 2

Würzburg (17. Juni 2016) – Einer von zwei Diabetes Typ 2 Patienten weltweit entwickelt eine Nierenerkrankung, die bei Nichtbehandlung zur Niereninsuffizienz und Dialyse führt. Ein internationales Wissenschaftlerteam mit Beteiligung von Medizinern des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) hat jetzt in der international renommierten Fachzeitschrift The New England Journal of Medicine Ergebnisse einer klinischen Langzeitstudie zur Diabetesarznei Empagliflozin veröffentlicht: Das Medikament wirkt sich auf viele Begleiterkrankungen des Diabetes positiv aus und lässt endlich auch auf Besserung der diabetischen Nierenerkrankung hoffen. Die zusätzliche Gabe der Arznei zur Standardtherapie senkt das Risiko eines neuen oder sich verschlechternden Nierenleidens um fast 40 Prozent.

Patienten der „Zuckerkrankheit“ Diabetes mellitus Typ 2 haben ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen, da der erhöhte Blutzucker Veränderungen in den großen und kleinen Blutgefäßen hervorruft und dadurch Organe und Gewebe im Körper beeinträchtigt. Häufigste Folgeschäden sind Herzkreislauf- und Nervenerkrankungen, aber insbesondere auch Nierenleiden. Bei Diabetes arbeiten die Nieren auf Hochtouren, da die Filterorgane den erhöhten Glukosewert aus dem Blut zu spülen versuchen. Infolge der krankhaft erhöhten Funktion nimmt die Niere bei jedem zweiten Diabetiker weltweit Schaden.

Nieren- und Herzkreislauferkrankungen infolge des Diabetes müssen rechtzeitig und gezielt behandelt werden. Denn im Falle der Niere kann es zu einem vollständigen Funktionsverlust, der Niereninsuffizienz mit Dialyse- oder gar Organersatztherapie kommen. Klassischerweise werden die Patienten mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker (ARBs) behandelt. Beide Wirkstoffklassen senken den Blutdruck und wirken so auf die Nierenüberfunktion positiv ein. Allerdings verzögern sie nicht das Fortschreiten der Erkrankung.

Ein Wissenschaftlerteam rund um den Würzburger Nephrologen Professor Christoph Wanner untersuchte bei über 7.000 Diabetikern mit Nieren- und Herzkreislauferkrankungen in der EMPA-REG OUTCOME Studie die Effekte des seit zwei Jahren zugelassenen Medikamentes Empagliflozin auf die Niere: Die Forscher konnten zeigen, dass das Medikament bei beiden Erkrankungen positive Wirkung zeigt und die Nierenfunktion selbst bei fortgeschrittener Schädigung stabilisiert: „Nierenversagen und Dialyse könnten bei den Betroffenen um die Hälfte reduziert werden“, so der Internist.

Empagliflozin führt zu einer vermehrten Ausscheidung von Zucker aus dem Blut durch verstärkte Harnbildung. Der Stoff senkt in den Nierenfilterkörperchen den Blutdruck durch die Blockade eines Zellwandproteins, mit dem die Niere Zucker aus dem Blut rückabsorbiert. Wird der Zucker daraufhin verstärkt ausgeschieden, verringert sich die krankhaft erhöhte Filterfunktion. „Wir haben den Patienten entweder 10 oder 25 mg Empagliflozin oder ein Placebo verabreicht. Bei Wirkstoffgabe stabilisiert sich die Nierenfunktion über 3 Jahre Verlaufskontrolle. Auch hatten Wirkstoffeinnehmende weniger Nierenkomplikationen. Jetzt planen wir zu untersuchen, welche Wirkung Empagliflozin bei herzkranken Nicht-Diabetikern und bei Nierenerkrankten ohne Diabetes hat“, so der Forscher.


Orginalpublikation

  • Christoph Wanner, M.D., Silvio E. Inzucchi, M.D., John M. Lachin, Sc.D., David Fitchett, M.D., Maximilian von Eynatten, M.D., Michaela Mattheus, Dipl. Biomath., Odd Erik Johansen, M.D., Ph.D., Hans J. Woerle, M.D., Uli C. Broedl, M.D., and Bernard Zinman, M.D., for the EMPA-REG OUTCOME Investigators. Empagliflozin and Progression of Kidney Disease in Type 2 Diabetes. June 14, 2016. DOI: 10.1056/NEJMoa1515920

 

Abb.oben: Die Nieren sind Hochleistungsorgane. Täglich filtern sie rund 180 Liter Blut. Geleistet wird dies von den mehr als anderthalb Millionen zählenden Nierenkörperchen/Niere, in denen das Blut von Gift- und Abfallstoffen befreit wird. Bild: Boehringer-Ingelheim


Quelle: Universitätsklinikum Würzburg , Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz ● Würzburg (DZHI), Comprehens ive Heart Failure Center (CHFC), 17.06.2016 (tB).

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